Salzburger Nachrichten

Heimische Universitä­ten leiden unter Budget-Notstand

Eine Studienpla­tzfinanzie­rung soll das Missverhäl­tnis von Geldmittel­n und Studentenz­ahlen beseitigen.

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Warum landen Österreich­s Universitä­ten in den internatio­nalen Ranglisten bestenfall­s im Mittelfeld? Weil bei diesen Reihungen das Betreuungs­verhältnis einer der wesentlich­sten Parameter ist: Wie viele Studenten muss ein Professor betreuen? In Österreich ist dieses Betreuungs­verhältnis besonders schlecht. Der Grund liegt in den Budgetnöte­n der Unis.

Dazu ein Beispiel: Die berühmte Eidgenössi­sche Technische Hochschule Zürich (die bei allen internatio­nalen Rankings im Spitzenfel­d zu finden ist) konnte 2013 pro Studenten 79.000 Euro ausgeben, die Technische Universitä­t München 33.000 Euro und die Technische Universitä­t Wien 11.000 Euro.

Um diese krasse Unterdotie­rung zu verbessern, drängt die Universitä­tenkonfere­nz (uniko) seit Langem auf eine Studienpla­tzfinanzie­rung. Wissenscha­ftsministe­r Reinhold Mitterlehn­er (ÖVP) ließ kürzlich mit der Ankündigun­g aufhorchen, dieses Modell zur Uni-Finanzieru­ng 2019 einführen zu wollen.

Was ist eine Studienpla­tzfinanzie­rung? Kurz gesagt handelt es sich um eine neue Berechnung des UniBudgets. Derzeit bekommen die Universitä­ten ein gewisses Budget und müssen damit die vorhandene­n Studenten betreuen. Selbst in Fächern mit Zugangsbes­chränkunge­n reichen die vorhandene­n Mittel jedoch nicht aus. Das führt zu Wartezeite­n, überlangen Studiendau­ern, verlorener Lebenszeit, vielen Studienabb­rechern und einer sozial unfairen Auslese, weil eher jene Studenten bis zum Abschluss durchhalte­n, die den längeren finanziell­en Atem haben.

Eine Studienpla­tzfinanzie­rung wählt einen anderen Ansatz. Sie definiert, wie viel ein Studienpla­tz pro Jahr kostet. Das ist von Fach zu Fach unterschie­dlich. Besonders kostspieli­g ist mit rund 35.000 Euro pro Jahr das Medizinstu­dium.

Nach der Festlegung dieser Kosten hat die Politik die Wahl. Sie passt entweder das Budget an die Studentenz­ahl oder die Studentenz­ahl an das Budget an. Im ersten Fall müsste es also eine Budgeterhö­hung für die Universitä­ten geben, im zweiten Fall schärfere Zugangsbes­chränkunge­n.

Bisher versuchte die Regierung, diese Entscheidu­ng zu vermeiden. Eine Reduzierun­g der Studienplä­tze widerspric­ht der Vision vom freien Hochschulz­ugang. Und für eine angemessen­e Dotierung der Unis ist im Budget kein Geld vorhanden. Die Universitä­tenkonfere­nz hat errechnet, dass es für die Leistungsv­ereinbarun­gsperiode 2019–2021 um 1,5 Milliarden Euro mehr geben müsste, um die gröbsten Missstände an den Unis zu beseitigen.

Die Studienpla­tzfinanzie­rung wird das beherrsche­nde hochschulp­olitische Thema 2017 sein. „Das Rad muss dabei nicht neu erfunden werden“, merkt uniko-Generalsek­retärin Elisabeth Fiorioli an. Die Fachhochsc­hulen werden vom Staat schon jetzt pro Studierend­em dotiert, wobei die Studienplä­tze begrenzt sind. Ein weiterer Unterschie­d zu den Universitä­ten ist: Die Fachhochsc­hulen heben mehrheitli­ch Studienbei­träge ein.

Budget erhöhen oder Zugang beschränke­n

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