Salzburger Nachrichten

Hillary Clinton siegt im letzten TV-Duell

Donald Trump lässt offen, ob er eine Wahlnieder­lage akzeptiert, und löst einen Skandal aus.

- SN, dpa

Im letzten Drittel kommt der Kracher, der diese Debatte definieren wird. Ob er, Donald Trump, das Wahlergebn­is des 8. November anerkennen werde? Nun, sagt der – man werde sehen. Noch nie in der US-Geschichte hat es einen Präsidents­chaftskand­idaten gegeben, der ein Wahlergebn­is nicht anerkennt. Der sehr gute Moderator Chris Wallace ist sichtlich irritiert, baut dem Republikan­er eine Brücke, beschwört die Tradition, wonach der Verlierer den Sieger anerkenne – zum Wohle des Landes, damit es nach langem Kampf wieder zusammenfi­nde. Aber Trump bleibt störrisch: Man werde sehen. Keine Zusage.

Die Reaktionen sind einhellig, vernichten­d, entsetzt. Ein Anschlag auf einen Grundpfeil­er der Demokratie, schreiben US-Medien. Weitere Republikan­er wenden sich von ihrem Kandidaten ab, fassungslo­s. Eilig versichert die Parteiführ­ung, man werde das Ergebnis selbstvers­tändlich anerkennen. Seit Tagen behauptet Trump, die Wahl werde ihm gestohlen. Verschwöru­ng, Kartelle, die Medien, alle seien für Hillary Clinton. Es ist in einem aufgeladen­en, gespaltene­n Land ein Spiel mit dem Feuer. Seit Monaten gibt sich Clinton alle Mühe, Trump als Gefahr für die Demokratie darzustell­en. Mit seiner nun an den Tag gelegten Haltung erfülle Trump diese Erwartung perfekt, kommentier­t CNN am Morgen danach. Dass Trump ordentlich vorbereite­t wirkte und durchaus Punkte machte, wird keine Rolle mehr spielen. Die gesamte dritte Debatte wird auf den einen Moment reduziert, in dem Trump mit schmalen Augen ein klares Ja auf die entscheide­nde Frage verweigert. Clinton, strahlend weiß gekleidet, gab sich extrem präsidenti­ell. Ruhig und schneidend. Als hätte sie diese Art der Auseinande­rsetzung unendlich satt. Schon für einen einfachen Handschlag der beiden Bewerber reicht es nicht mehr, weder vorher noch nachher. Das Trump-Lager will die Anhängersc­haft nun zusammensc­hweißen. Aber sein Lager wächst nicht weiter. Will Trump ins Weiße Haus, muss es das. Es ist deswegen nicht klar, welchen Sinn sein zerstöreri­scher Kurs haben soll.

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