Wie ein Wettersender zum Kulturkanal wurde
ORF III feiert seinen fünften Geburtstag. Doch die Senderwurzeln reichen viel tiefer: Alles begann in Salzburg – und mit ÖSV-Boss Schröcksnadel.
SALZBURG. Auf ORF III ist der öffentlich-rechtliche Rundfunk besonders stolz. Dies betont Generaldirektor Alexander Wrabetz bei jeder sich bietenden Gelegenheit: ORF III erfülle mit seiner Mischung aus Information und Kultur den Programmauftrag wie kaum ein anderer Zweig des ORF. Dabei liegen die Senderwurzeln nicht bei Doku und Polit-Talk, sondern bei Wetter, Werbung – und Salzburg.
Vor fünf Jahren, am 26. Oktober 2011, entstand aus „Tourismus und Wetter 1“, kurz TW1, ORF III. TW1 ging bereits 1997 auf Sendung. Das Ziel war, „die österreichische Tourismuswirtschaft zu unterstützen“. Zu den Gründervätern gehörten ORF-Salzburg-Intendant Friedrich Urban, der jetzige ORF-III-Geschäftsführer Peter Schöber, aber auch ÖSV-Boss Peter Schröcksnadel und sein Sohn Markus. Da deren Webcam-Firma Feratel ihren Sitz in Pfarrwerfen hatte, wurde das Sendezentrum von TW1 ebenso im Pongau verankert. Und als Redaktionssitz wurde die Salzburger Moosstraße auserkoren. Später zog ORF III in das Landesstudio im Nonntal.
2005 wurde aus TW1 eine 100Prozent-Tochter des ORF. Anschließend machte sich eine Projektgruppe daran, den Sender umzubauen. Zu dieser Gruppe gehörte auch Christoph Takacs, aktuell Chefredakteur von ORF III und ab 2017 Landesdirektor in Salzburg. „Es war der erste neue ORF-Sender nach drei Jahrzehnten“, beschreibt Ta- kacs. Die Aufbruchstimmung sei entsprechend groß gewesen. „Wir mussten von Anfang an nicht in den Wettbewerb gehen. Wir konnten Qualität anbieten.“ORF III habe sich bewusst an ein Bildungsbürgertum gewendet. Doch laut Takacs ist der Sender mit der Zeit „in die Breite gegangen“: „Uns ist offensichtlich gelungen, eine Schwelle auszuhebeln. Qualität macht Quote.“Auch die Zahlen geben Takacs recht: ORF III erreicht im Schnitt täglich 594.000 Österreicher. Der Marktanteil liegt bei 1,8 Prozent – und somit bei den Quoten von Servus TV. „Ich finde, dass ORF III ein Superknaller geworden ist. Es war der richtige Sender zum richtigen Zeitpunkt“, ergänzt Takacs.
Die Zukunft von ORF III hängt stark mit der Person von Ingrid Thurnher zusammen. Zum 1. Jänner 2017 übernimmt Thurnher Takacs’ Rolle – und soll „die Bereiche Wissenschaft und Wirtschaft ausbauen“, wie ORF-III-Geschäftsführer Peter Schöber den SN erklärt. Zudem denke man über ein „Gesprächsformat abseits der Tagespolitik“nach. Der Sitz von ORF III soll indes weiterhin in Salzburg bleiben. „Aus meiner Sicht ist ein Umzug kein Thema“, sagt Takacs. Der neue Landesdirektor will sogar noch zusätzliche Schnittstellen mit dem Landesstudio schaffen: Es werde eine Zusammenarbeit geben. Was konkret geplant sei, sei noch nicht spruchreif. Die Kooperation werde sich aber wohl im Kulturbereich bewegen. Die finanziellen Mittel dafür müssten gegeben sein. ORFGeneraldirektor Wrabetz hat angekündigt, jene 13 Mill. Euro, die ORF III 2016 zur Verfügung standen, auf 20 Millionen anheben zu wollen.