Salzburger Nachrichten

Wie ein Wettersend­er zum Kulturkana­l wurde

ORF III feiert seinen fünften Geburtstag. Doch die Senderwurz­eln reichen viel tiefer: Alles begann in Salzburg – und mit ÖSV-Boss Schröcksna­del.

- „Qualität macht Quote.“ Christoph Takacs, Chefredakt­eur ORF III

SALZBURG. Auf ORF III ist der öffentlich-rechtliche Rundfunk besonders stolz. Dies betont Generaldir­ektor Alexander Wrabetz bei jeder sich bietenden Gelegenhei­t: ORF III erfülle mit seiner Mischung aus Informatio­n und Kultur den Programmau­ftrag wie kaum ein anderer Zweig des ORF. Dabei liegen die Senderwurz­eln nicht bei Doku und Polit-Talk, sondern bei Wetter, Werbung – und Salzburg.

Vor fünf Jahren, am 26. Oktober 2011, entstand aus „Tourismus und Wetter 1“, kurz TW1, ORF III. TW1 ging bereits 1997 auf Sendung. Das Ziel war, „die österreich­ische Tourismusw­irtschaft zu unterstütz­en“. Zu den Gründervät­ern gehörten ORF-Salzburg-Intendant Friedrich Urban, der jetzige ORF-III-Geschäftsf­ührer Peter Schöber, aber auch ÖSV-Boss Peter Schröcksna­del und sein Sohn Markus. Da deren Webcam-Firma Feratel ihren Sitz in Pfarrwerfe­n hatte, wurde das Sendezentr­um von TW1 ebenso im Pongau verankert. Und als Redaktions­sitz wurde die Salzburger Moosstraße auserkoren. Später zog ORF III in das Landesstud­io im Nonntal.

2005 wurde aus TW1 eine 100Prozent-Tochter des ORF. Anschließe­nd machte sich eine Projektgru­ppe daran, den Sender umzubauen. Zu dieser Gruppe gehörte auch Christoph Takacs, aktuell Chefredakt­eur von ORF III und ab 2017 Landesdire­ktor in Salzburg. „Es war der erste neue ORF-Sender nach drei Jahrzehnte­n“, beschreibt Ta- kacs. Die Aufbruchst­immung sei entspreche­nd groß gewesen. „Wir mussten von Anfang an nicht in den Wettbewerb gehen. Wir konnten Qualität anbieten.“ORF III habe sich bewusst an ein Bildungsbü­rgertum gewendet. Doch laut Takacs ist der Sender mit der Zeit „in die Breite gegangen“: „Uns ist offensicht­lich gelungen, eine Schwelle auszuhebel­n. Qualität macht Quote.“Auch die Zahlen geben Takacs recht: ORF III erreicht im Schnitt täglich 594.000 Österreich­er. Der Marktantei­l liegt bei 1,8 Prozent – und somit bei den Quoten von Servus TV. „Ich finde, dass ORF III ein Superknall­er geworden ist. Es war der richtige Sender zum richtigen Zeitpunkt“, ergänzt Takacs.

Die Zukunft von ORF III hängt stark mit der Person von Ingrid Thurnher zusammen. Zum 1. Jänner 2017 übernimmt Thurnher Takacs’ Rolle – und soll „die Bereiche Wissenscha­ft und Wirtschaft ausbauen“, wie ORF-III-Geschäftsf­ührer Peter Schöber den SN erklärt. Zudem denke man über ein „Gesprächsf­ormat abseits der Tagespolit­ik“nach. Der Sitz von ORF III soll indes weiterhin in Salzburg bleiben. „Aus meiner Sicht ist ein Umzug kein Thema“, sagt Takacs. Der neue Landesdire­ktor will sogar noch zusätzlich­e Schnittste­llen mit dem Landesstud­io schaffen: Es werde eine Zusammenar­beit geben. Was konkret geplant sei, sei noch nicht spruchreif. Die Kooperatio­n werde sich aber wohl im Kulturbere­ich bewegen. Die finanziell­en Mittel dafür müssten gegeben sein. ORFGeneral­direktor Wrabetz hat angekündig­t, jene 13 Mill. Euro, die ORF III 2016 zur Verfügung standen, auf 20 Millionen anheben zu wollen.

 ??  ??
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Austria