Ein Nobelpreis für die Popkultur
„Bob Dylan muss den Nobelpreis bekommen, damit endgültig klar wird: Literatur ist längst nicht mehr das, was manche glauben.“Bernhard Flieher hat auf den Punkt ge- bracht, was viele Literaturund Musikliebhaber eh schon lang wissen, aber von manchen (Hoch-)Kulturbegeisterten verleugnet und verdrängt wurde und wird: Die Verleihung des Literaturnobelpreises an Bob Dylan ist die lang hinausgezögerte, aber nicht mehr zu ignorierende Erkenntnis, dass die Popkultur, und zwar jene abseits von Ö3-Gedudel und Verblödungsentertainment, ein wesentlicher und vitaler Bestandteil des Kulturlebens unserer Zeit (geworden) ist. Dies alles begann in den 60er-Jahren, und Dylan ist mit seiner Sprachgewalt, die in seine Songs gekleidet nochmals an Mächtigkeit gewinnt, bis heute eine prägende Figur dieses Wandels. Eine Führungsfunktion würde Bob Dylan wie immer ablehnen, so wie er sich auch dem Hype um seine Person anlässlich der Nobelpreisverleihung entziehen wird. Den Kritikern und „richtigen“Dichtern, die jetzt beleidigt aufjaulen, weil ein in ihren Augen Unwürdiger den Preis bekommen hat, auf den sie alle geil sind, sei mit Dylans eigenen Worten gesagt: „. . . Come writers and critics who prophesize with your pen and keep your eyes wide, the chance won’t come again . . .“(aus „The Times They Are A-Changin’“). Peter Klambauer, 5400 Hallein