Der Bergdoktor kehrt heim Ein Arztkittel fehlt im Gepäck
Das Großarltal hat einen neuen Hausarzt gefunden und muss schon den nächsten suchen. Ernst Toferer hat viel Spaß an seiner Arbeit. Aber er hofft, dass ihn ein Kollege entlasten wird.
Eigentlich ist es einer der seltenen freien Nachmittage. Der neue Großarler Hausarzt Ernst Toferer ist trotzdem nicht untätig. Der 37Jährige fährt auf Visite zu einer betagten Bergbäuerin. Dann kommt ein Unfallchirurg aus Schwarzach, um ihm und seinen Assistentinnen einen Auffrischungskurs im Gipsen zu geben.
„Wir machen uns für den Winter fit“, sagt Toferer. Er führt seit 1. Oktober die Praxis. Zuvor lernte er vier Monate beim Vorgänger Rudolf Greil. Der Neue übersiedelte aus der Innsbrucker Uniklinik ins Großarltal. „Weil mir als Anästhesist auf der Intensivstation der diagnostische Part gefehlt hat und weil ich mich selbstständig machen wollte.“Das Krankenhaus sei ein „Hamsterrad“. Die Arbeit als Landarzt macht dem gebürtigen Altenmarkter sichtlich Spaß. „Mir gefällt es sehr gut. Es ist so schön, Menschen von der Geburt bis zum Tod zu begleiten und die enorme Dankbarkeit der Menschen zu spüren.“Manchmal macht der begeisterte Bergdoktor, wenn er wieder einmal mit seinem Hund Peppi, einem Jack Russell Terrier, im Einsatz ist, Fotos in der Bergwelt. Die schickt er seiner Frau Martha, die in Innsbruck angehende Ärztin ist und im Februar zu ihm in die gemeinsame Pongauer Heimat nachkommen wird.
Die Natur ist ihm näher als der Schreibtisch. Seine Kleidung ist leger-sportlich, da Du-Wort im Tal selbstverständlich. „Ich habe – außer in der Ausbildung – noch nie einen Arztmantel getragen.“
Toferer hat mehr als genug Arbeit: täglich 50 bis 60 Patientenkontakte. Dabei ist Nebensaison und auch die Grippewelle kommt erst. „Das Großarltal hat fast 5000 Einwohner, mindestens so viele Gästebetten und mehr als 1000 Tourismusmitarbeiter.“
Schon sucht die Gemeinde den nächsten Arzt, denn der zweite, Harald Kürsten, geht Mitte 2017 in Pension. Die dritte Kassenstelle ist ruhend. Toferer wäre „froh, wenn zumindest ein Zweiter kommt, und hoffe auf gute Zusammenarbeit. Allein wäre das nicht zu schaffen. Ich würde gern Patienten abgeben, um mir mehr Zeit nehmen zu können.“Er ist auch Notarzt sowie neuerdings Feuerwehrarzt und er war in Tirol Schulungsarzt für Sanitäter. es laut Gebietskrankenkasse im Bundesland. Offene Hausarztstellen melden Werfen, Großarl und Mühlbach/Hk. Die Gemeinde Mühlbach weiß von einer interessierten Ärztin. Aber Abschluss gibt es noch keinen. Heuer wurden 14 Hausarztstellen neu besetzt.
„Die Dankbarkeit der Menschen ist enorm. Das ist so schön.“
habe sich die Mangelsituation insgesamt deutlich entspannt, heißt es seitens der Kasse. Das liege auch an der neuen Regelung des Bereitschaftsdienstes in der Nacht (durch einen zentralen Telefondienst), einer Art Lehrpraxis für Turnusärzte und an den Gemeinschaftspraxen.