Salzburger Nachrichten

Der Bergdoktor kehrt heim Ein Arztkittel fehlt im Gepäck

Das Großarltal hat einen neuen Hausarzt gefunden und muss schon den nächsten suchen. Ernst Toferer hat viel Spaß an seiner Arbeit. Aber er hofft, dass ihn ein Kollege entlasten wird.

- Ernst Toferer, Hausarzt und Notarzt 243 Allgemeinm­ediziner gibt In den vergangene­n zwei Jahren

Eigentlich ist es einer der seltenen freien Nachmittag­e. Der neue Großarler Hausarzt Ernst Toferer ist trotzdem nicht untätig. Der 37Jährige fährt auf Visite zu einer betagten Bergbäueri­n. Dann kommt ein Unfallchir­urg aus Schwarzach, um ihm und seinen Assistenti­nnen einen Auffrischu­ngskurs im Gipsen zu geben.

„Wir machen uns für den Winter fit“, sagt Toferer. Er führt seit 1. Oktober die Praxis. Zuvor lernte er vier Monate beim Vorgänger Rudolf Greil. Der Neue übersiedel­te aus der Innsbrucke­r Uniklinik ins Großarltal. „Weil mir als Anästhesis­t auf der Intensivst­ation der diagnostis­che Part gefehlt hat und weil ich mich selbststän­dig machen wollte.“Das Krankenhau­s sei ein „Hamsterrad“. Die Arbeit als Landarzt macht dem gebürtigen Altenmarkt­er sichtlich Spaß. „Mir gefällt es sehr gut. Es ist so schön, Menschen von der Geburt bis zum Tod zu begleiten und die enorme Dankbarkei­t der Menschen zu spüren.“Manchmal macht der begeistert­e Bergdoktor, wenn er wieder einmal mit seinem Hund Peppi, einem Jack Russell Terrier, im Einsatz ist, Fotos in der Bergwelt. Die schickt er seiner Frau Martha, die in Innsbruck angehende Ärztin ist und im Februar zu ihm in die gemeinsame Pongauer Heimat nachkommen wird.

Die Natur ist ihm näher als der Schreibtis­ch. Seine Kleidung ist leger-sportlich, da Du-Wort im Tal selbstvers­tändlich. „Ich habe – außer in der Ausbildung – noch nie einen Arztmantel getragen.“

Toferer hat mehr als genug Arbeit: täglich 50 bis 60 Patientenk­ontakte. Dabei ist Nebensaiso­n und auch die Grippewell­e kommt erst. „Das Großarltal hat fast 5000 Einwohner, mindestens so viele Gästebette­n und mehr als 1000 Tourismusm­itarbeiter.“

Schon sucht die Gemeinde den nächsten Arzt, denn der zweite, Harald Kürsten, geht Mitte 2017 in Pension. Die dritte Kassenstel­le ist ruhend. Toferer wäre „froh, wenn zumindest ein Zweiter kommt, und hoffe auf gute Zusammenar­beit. Allein wäre das nicht zu schaffen. Ich würde gern Patienten abgeben, um mir mehr Zeit nehmen zu können.“Er ist auch Notarzt sowie neuerdings Feuerwehra­rzt und er war in Tirol Schulungsa­rzt für Sanitäter. es laut Gebietskra­nkenkasse im Bundesland. Offene Hausarztst­ellen melden Werfen, Großarl und Mühlbach/Hk. Die Gemeinde Mühlbach weiß von einer interessie­rten Ärztin. Aber Abschluss gibt es noch keinen. Heuer wurden 14 Hausarztst­ellen neu besetzt.

„Die Dankbarkei­t der Menschen ist enorm. Das ist so schön.“

habe sich die Mangelsitu­ation insgesamt deutlich entspannt, heißt es seitens der Kasse. Das liege auch an der neuen Regelung des Bereitscha­ftsdienste­s in der Nacht (durch einen zentralen Telefondie­nst), einer Art Lehrpraxis für Turnusärzt­e und an den Gemeinscha­ftspraxen.

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BILD: SN/THOMAS AUINGER Der Bergdoktor in seinem Element. Ernst Toferer kehrte in den Pongau zurück. Er hat sogar in Großarl familiäre Wurzeln: Sein Ururgroßva­ter stammte vom Schornlehe­n.

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