Salzburger Nachrichten

3,6 Millionen Menschen setzen sich vorerst durch

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BRÜSSEL. „Solange geredet wird, gibt es Hoffnung“, sagte der luxemburgi­sche Premier Xavier Bettel am Freitag beim EU-Gipfel der 28 Staats- und Regierungs­chefs. Kurze Zeit später wurde nicht mehr geredet. Die kanadische Handelsmin­isterin Chrystia Freeland erklärte nach mehr als neunstündi­gen Verhandlun­gen die Gespräche mit Wallonien für gescheiter­t. Damit steht die Unterzeich­nung des ausverhand­elten Handelsabk­ommens zwischen EU und Kanada (CETA) kommenden Donnerstag auf der Kippe.

„Derzeit sehe ich keine Chance für das Freihandel­sabkommen mit der Europäisch­en Union“, sagte Freeland – den Tränen nahe. Man habe sehr hart gearbeitet, auch mit anderen Ländern, darunter Österreich, Deutschlan­d, Frankreich und Bulgarien. „Ich bin sehr, sehr traurig“, sagte die Ministerin. „Es scheint offensicht­lich, für mich und für Kanada, dass die Europäisch­e Union derzeit nicht in der Lage ist, ein internatio­nales Abkommen selbst mit einem Land wie Kanada zu schließen“, sagte sie. Laut ihrem Sprecher reist Freeland zurück nach Toronto.

Aus der EU-Kommission hieß es in einer ersten Reaktion: „Wir sehen das nicht als Ende des Prozesses, der den Weg für die Unterzeich­nung des Abkommens ebnen soll.“

Zuvor war das Gipfeltref­fen der EU-Staats- und Regierungs­chefs am Freitag ohne grünes Licht für CETA zu Ende gegangen. Die sozialisti­sche Regionalre­gierung Walloniens, der französisc­hsprachige­n Region im Süden Belgiens, hatte die Zustimmung beharrlich verweigert – trotz weiterer Zugeständn­isse der EU-Kommission und obwohl sich Freeland eingeschal­tet hatte. Ohne Freigabe aus den Regionen kann Belgiens rechtslibe­rale Regierung CETA aber nicht unterzeich­nen. Premier Charles Michel hatte in der Nacht davor noch mit Kanadas Ministerpr­äsident Justin Trudeau telefonier­t, um den Spielraum auszuloten. Ihm bleibe nichts anderes übrig, als die Positionie­rung des wallonisch­en Parlaments zu respektier­en, betonte Michel am Freitag nach dem EU-Gipfel in Brüssel. „Der Ernst der Lage ist mir bewusst.“

„Merci Wallonie“jubelte unterdesse­n die Umweltschu­tzorganisa­tion Global 2000 über die von den Wallonen erreichte Nichteinig­ung. Die globalisie­rungskriti­sche Organisati­on Attac sah ein „Ergeb-

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