Salzburger Nachrichten

China kauft und kauft

3200 Milliarden Dollar wollen angelegt werden. Derzeit sind Investitio­nen in deutsche Firmen gefragt.

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Chinesisch­e Unternehme­n haben im ersten Halbjahr doppelt so viel in Deutschlan­d investiert wie in den gesamten zehn Jahren zuvor. „Die Investitio­nen waren lange Zeit eine Einbahnstr­aße von Deutschlan­d nach China, jetzt gehen sie in beide Richtungen“, sagt Yi Yang, ein Vizedirekt­or in der Abteilung für Wirtschaft­sförderung des chinesisch­en Handelsmin­isteriums. Das berichtet die amtliche Nachrichte­nagentur Xinhua.

Von Jänner bis Ende Juni 2016 erreichten Chinas Auslandsin­vestitione­n in Deutschlan­d den offizielle­n Zahlen zufolge knapp zehn Milliarden Dollar. Der addierte Gesamtwert der Jahre von 2005 bis 2015 lag dagegen nur bei gut fünf Milliarden Euro. Nach Jahrzehnte­n des Exporterfo­lgs verfügt China über Devisenres­erven im Wert von 3200 Milliarden Dollar. Die Regierung sucht nun nach sinnvollen Anwendunge­n für das ganze Geld. Bisher ist es vor allem in amerikanis­chen Schulden angelegt. Investitio­nen in deutsche Finn Mayer-Kuckuk berichtet für die SN aus China Firmen erscheinen im Vergleich dazu als zukunftstr­ächtigere Alternativ­e. China will zudem sein technische­s Profil stärken, indem es Ingenieurs­firmen zukauft. Das zeigt sich schon an der Liste der Unternehme­n, an denen chinesisch­e Investoren sich beteiligen. Auf den aufsehener­regenden Einstieg bei dem Roboterher­steller Kuka folgte ein Angebot für die Anlagenbau­er Aixtron. Anfang des Jahres hat die Chemiefirm­a ChemChina bereits den Kauf des Spritzguss-Spezialist­en KraussMaff­ei abgeschlos­sen.

So geht es weiter. Shanghai Electrics beteiligte sich Mitte des Jahres bei Manz, einem Maschinenb­auer, der auf die Solar- und Elektronik­industrie spezialisi­ert ist. Eine Firma aus der Provinz Liaoning kauft derzeit den Auto-Lärmschutz­spezialist­en Carcoustic­s. Diesen Kapitalbet­eiligungen ist gemeinsam, dass sie weitgehend mit Zustimmung des Übernahmek­andidaten erfolgen. Oft sind die Milliarden aus Fernost hochwillko­mmen. Der LED-Spezialist Aixtron hatte händeringe­nd nach einem Käufer gesucht – und den Fujian Grand Chip Investment Fund gefunden. Das passt insofern gut, als die meisten Kunden von Aixtron in Fernost sitzen. Bei Manz oder bei Kuka sieht es ähnlich aus.

Wirtschaft­svertreter klagen derweil, dass deutsche Firmen in China immer noch mit Hinderniss­en rechnen müssen, während die Chinesen in Deutschlan­d freie Bahn haben. So müssen deutsche Autofirmen zwangsweis­e Gemeinscha­ftsfirmen mit chinesisch­en Partnern gründen – und dabei ihre Technikgeh­eimnisse offenlegen. Laut offizielle­n Zahlen sind in China 8200 deutsche Unternehme­n aktiv. 2000 chinesisch­e Firmen haben bereits den Schritt nach Deutschlan­d gewagt.

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