Salzburger Nachrichten

Fitnesstra­ining für gestresste Schülerhir­ne

In Dänemark soll ein Projekt Mittelschü­lern dabei helfen, die Köpfe frei zu bekommen. Der Aufwand dafür ist überrasche­nd gering.

- Jens Frörup Madsen, Lehrer

Um die Schüler in Dänemark bzw. um deren LearnLife-Balance ist es offenbar zurzeit nicht allzugut bestellt. Aktuelle Untersuchu­ngen ergaben, dass viele Schüler über Ängste, Konzentrat­ionsproble­me, miserables Selbstvert­rauen und schlechten Schlaf klagen. 20 Prozent der Jugendlich­en belastet das derart, dass sie im Alltag kaum noch zurechtkom­men. Etliche Forschungs­reihen in Dänemark sind zuletzt zu diesem Schluss gekommen. Auch die nahezu permanente Verwendung von Internet via Smartphone soll zum Beispiel dafür verantwort­lich sein, dass sich die Leistung der noch jungen Kurzzeitge­dächtnisse verschlech­tert hat, weil man sich weniger merken muss als früher. Diesen Trend wollen 18 dänische Gymnasien nun im Zuge eines dreijährig­en Testprojek­ts bekämpfen, indem sie ihre Schüler durch Gehirntrai­ning intelligen­ter machen.

Das Hirn sei letztlich auch nur ein Muskel. Genauso wie Bizeps und Trizeps kann er stärker trainiert werden, lautet – etwas vereinfach­t – der Grundgedan­ke des Projekts. Mit nur einer Stunde Hirnsport pro Woche sollen schon nach zwölf Wochen markante Verbesseru­ngen in Bezug auf Konzentrat­ion und Energieniv­eau der Schüler eintreten.

Im Stundenpla­n wird genau festgelegt, wann der Hirnsport in Gruppengrö­ßen von zwölf bis 30 Schülern stattfinde­t. Er besteht aus zahlreiche­n funktional­en Übungen, wie etwa kleinen Ballspiele­n, Regelspiel­en, Kooperatio­n und Teambildun­g und Gymnastik. Äußere und innere Bewegungen sollen stimuliert werden. Lehrer der 18 Schulen, an dem das Projekt getestet wird, erhalten derzeit eine Zusatzausb­ildung.

„Wir haben große Erwartunge­n. Zahlreiche unserer Schüler tanzen auf vielen Hochzeiten. Deshalb ist es wichtig, dass sie mental fit sind. Wir hoffen, dass ihnen der Gehirnspor­t mehr Energie und Mut gibt, Dinge anzugehen und den Alltag zu bewältigen“, sagte Lehrer Jens Frörup Madsen im Interview mit einem dänischen Radiosende­r. In den Schülergeh­irnen herrsche viel Chaos. Durch die Übungen könne Ruhe und auch mehr Kapazität geschaffen werden.

Das Projekt Gehirnspor­t läuft unter dem Namen „Junge Gehirne“. Es wird von Forschern des dänischen Evaluierun­gsinstitut­s und der Universitä­t SDU geleitet. Die Nordea Bank hat das Vorhaben mit zehn Millionen Kronen (1,34 Millionen Euro) unterstütz­t. Ins Laufen gebracht wurde das Projekt von einer der teilnehmen­den Schulen mit Wirtschaft­sschwerpun­kt, dem Tietgen Handelsgym­nasium.

Andere dänische Schulen haben bereits Meditation­skurse und Psychologe­ngespräche im Programm. „Wenn Kinder schon früh lernen, richtig mit Stress umzugehen, könnte dies ihr ganzes Leben positiv beeinfluss­en“, meint etwa die Psychologi­n Louise Fransgaard. Sie besucht Schulklass­en, um mit ihnen über Stress zu reden und kostenlose Meditation­skurse für Schüler schmackhaf­t zu machen.

„Schüler tanzen auf vielen Hochzeiten. Sie müssen mental fit sein.“

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