Auf seiner Mission bekommt Moses viel junge Verstärkung
Für das Landesjugendorchester schrieb Jakob Gruchmann ein Oratorium. 300 junge Mitwirkende bringen es zur Uraufführung.
In seiner Klasse gehört Jakob Gruchmann noch nicht zu den Ältesten. Mit 25 Jahren bereiten sich viele angehende Komponisten auf das Finale ihres Studiums vor. Jakob Gruchmann allerdings ist kein Student: Er ist Professor. Seit 2014 lehrt er bereits Komposition am Klagenfurter Konservatorium. Als er die Klasse übernahm, war er erst 22. Sehr weit zurückdenken musste der Komponist deshalb also auch nicht, als er nun für ein großes Salzburger Auftragswerk eigene Jugenderinnerungen aufgefrischt hat. „Von der Unterstufe bis zur Matura habe ich im Salzburger Landesjugendorchester als Hornist mitgespielt“, erzählt Jakob Gruchmann. Die Institution, in der Jugendliche aus dem ganzen Land Salzburg Orchesterfahrungen sammeln, feiert heuer ihr 15-jähriges Bestehen. Und für diesen Anlass hat Gruchmann ein einstündiges Werk für Orchester, Chor und Solisten geschrieben.
Die eigenen Erfahrungen als Musiker im Jugendorchester seien für den Komponisten ein Vorteil. „Man hat ja den Klang eines Ensembles immer im Hinterkopf, sobald man zu komponieren beginnt.“Für das opulent besetzte Oratorium, das am Montag im Großen Festspielhaus zur Uraufführung kommt, konnte Gruchmann entsprechend viel Vorstellungskraft brauchen: Neben dem Landesjugendorchester, dem aktuell 73 junge Musiker zwischen 13 und 22 angehören, wirken auch noch das Musikgymnasiumsorchester Graz, Salzburger Jugendchöre sowie der Chorus Juventus der Wiener Sängerknaben mit. Rund 300 Mitwirkende werden an dem Konzertabend (bei dem auch Werke der klassischen Literatur zu hören sind) auf der Bühne stehen. Das große Format ist schon der Partitur anzusehen: Sie fülle 500 Seiten, erzählt Jakob Gruchmann. Und obwohl die Arbeit des Komponisten immer lang vor dem Beginn erledigt sein müsse, sei der Nervenkitzel diesmal ähnlich groß, als wenn er selbst im Orchester säße: „Ein abendfüllendes Werk für das Große Festspielhaus ist auch für mich eine neue Erfahrung.“Statt eines Evangelisten gibt es in Gruchmanns Oratorium eine Evangelistin: Christa Ratzenböck singt diesen Solopart. Als biblischer Titelheld ist Philippe Spiegel zu hören. „Moses. A Path to Life“heißt das Oratorium. Den Auftrag gab der Verein Akzente als Projektträger für das Landesjugendorchester. Die Idee, Stationen aus dem Leben Moses als Oratorienstoff zu wählen, habe Dirigent Norbert Brandauer ins Spiel gebracht. „Auch die Beschäftigung mit dieser Gattung war für mich eine schöne Herausforderung“, sagt Gruchmann, „ich habe mich intensiv mit der Oratoriengeschichte auseinandergesetzt.“
Bei der biblischen Geschichte vom Auszug aus Ägypten und der Suche nach dem gelobten Land landet man indes schnell in der Aktualität: Ob die Flüchtlingskrise ein Auslöser für die Stoffwahl war? „Nein, aber es werden im Werk immer wieder Verbindungen hergestellt.“Auch beim Tanz ums Goldene Kalb „gibt es Anspielungen auf die moderne Geiz-ist-geil-Mentalität“. Ein spannender Moment bei jeder neuen Komposition seien die ersten Proben: „Man merkt schnell, ob die Musiker ,anbeißen‘. Und ich hatte von Anfang an den Eindruck, dass alle mit Spaß bei der Sache sind.“Für den Salzburger ist der Uraufführungsreigen nach „Moses“noch nicht vorbei: Beim Festival „Dialoge“der Stiftung Mozarteum wird eine Trakl-Vertonung Gruchmanns für das Jubiläumsjahr Salzburg 20.16 erstmals aufgeführt. Oratorium: