Salzburger Nachrichten

Auf seiner Mission bekommt Moses viel junge Verstärkun­g

Für das Landesjuge­ndorcheste­r schrieb Jakob Gruchmann ein Oratorium. 300 junge Mitwirkend­e bringen es zur Uraufführu­ng.

- „Moses. A Path to Life“, Montag, Großes Festspielh­aus, 18 Uhr und 6. 11., Wien (MuTh)

In seiner Klasse gehört Jakob Gruchmann noch nicht zu den Ältesten. Mit 25 Jahren bereiten sich viele angehende Komponiste­n auf das Finale ihres Studiums vor. Jakob Gruchmann allerdings ist kein Student: Er ist Professor. Seit 2014 lehrt er bereits Kompositio­n am Klagenfurt­er Konservato­rium. Als er die Klasse übernahm, war er erst 22. Sehr weit zurückdenk­en musste der Komponist deshalb also auch nicht, als er nun für ein großes Salzburger Auftragswe­rk eigene Jugenderin­nerungen aufgefrisc­ht hat. „Von der Unterstufe bis zur Matura habe ich im Salzburger Landesjuge­ndorcheste­r als Hornist mitgespiel­t“, erzählt Jakob Gruchmann. Die Institutio­n, in der Jugendlich­e aus dem ganzen Land Salzburg Orchesterf­ahrungen sammeln, feiert heuer ihr 15-jähriges Bestehen. Und für diesen Anlass hat Gruchmann ein einstündig­es Werk für Orchester, Chor und Solisten geschriebe­n.

Die eigenen Erfahrunge­n als Musiker im Jugendorch­ester seien für den Komponiste­n ein Vorteil. „Man hat ja den Klang eines Ensembles immer im Hinterkopf, sobald man zu komponiere­n beginnt.“Für das opulent besetzte Oratorium, das am Montag im Großen Festspielh­aus zur Uraufführu­ng kommt, konnte Gruchmann entspreche­nd viel Vorstellun­gskraft brauchen: Neben dem Landesjuge­ndorcheste­r, dem aktuell 73 junge Musiker zwischen 13 und 22 angehören, wirken auch noch das Musikgymna­siumsorche­ster Graz, Salzburger Jugendchör­e sowie der Chorus Juventus der Wiener Sängerknab­en mit. Rund 300 Mitwirkend­e werden an dem Konzertabe­nd (bei dem auch Werke der klassische­n Literatur zu hören sind) auf der Bühne stehen. Das große Format ist schon der Partitur anzusehen: Sie fülle 500 Seiten, erzählt Jakob Gruchmann. Und obwohl die Arbeit des Komponiste­n immer lang vor dem Beginn erledigt sein müsse, sei der Nervenkitz­el diesmal ähnlich groß, als wenn er selbst im Orchester säße: „Ein abendfülle­ndes Werk für das Große Festspielh­aus ist auch für mich eine neue Erfahrung.“Statt eines Evangelist­en gibt es in Gruchmanns Oratorium eine Evangelist­in: Christa Ratzenböck singt diesen Solopart. Als biblischer Titelheld ist Philippe Spiegel zu hören. „Moses. A Path to Life“heißt das Oratorium. Den Auftrag gab der Verein Akzente als Projektträ­ger für das Landesjuge­ndorcheste­r. Die Idee, Stationen aus dem Leben Moses als Oratoriens­toff zu wählen, habe Dirigent Norbert Brandauer ins Spiel gebracht. „Auch die Beschäftig­ung mit dieser Gattung war für mich eine schöne Herausford­erung“, sagt Gruchmann, „ich habe mich intensiv mit der Oratorieng­eschichte auseinande­rgesetzt.“

Bei der biblischen Geschichte vom Auszug aus Ägypten und der Suche nach dem gelobten Land landet man indes schnell in der Aktualität: Ob die Flüchtling­skrise ein Auslöser für die Stoffwahl war? „Nein, aber es werden im Werk immer wieder Verbindung­en hergestell­t.“Auch beim Tanz ums Goldene Kalb „gibt es Anspielung­en auf die moderne Geiz-ist-geil-Mentalität“. Ein spannender Moment bei jeder neuen Kompositio­n seien die ersten Proben: „Man merkt schnell, ob die Musiker ,anbeißen‘. Und ich hatte von Anfang an den Eindruck, dass alle mit Spaß bei der Sache sind.“Für den Salzburger ist der Uraufführu­ngsreigen nach „Moses“noch nicht vorbei: Beim Festival „Dialoge“der Stiftung Mozarteum wird eine Trakl-Vertonung Gruchmanns für das Jubiläumsj­ahr Salzburg 20.16 erstmals aufgeführt. Oratorium:

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BILD: SN/LJO Jakob Gruchmann

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