Salzburger Nachrichten

Sind genug“

Favoriten gesucht: Henrik Kristoffer­sen nimmt das Duell mit Marcel Hirscher gern auf.

- MICHAEL SMEJKAL

SÖLDEN. Genau 3040 Meter über dem Meer beginnt am Sonntag der Herren-Weltcup – und dünn ist nicht nur die Luft auf dem Rettenbach­ferner, dünn sind auch die Favoriten gesät. Aksel Lund Svindal kommt nach seinem Sturz in Kitzbühel erst im November in Lake Louise retour und will sich vorerst auf die Speedrenne­n konzentrie­ren. Ted Ligety feiert ein Comeback nach Kreuzbandr­iss, doch weiß er selbst nicht, wo er steht. Das gilt im übertragen­en Sinne auch für Bode Miller, der im Streit um eine Freigabe von Head ganz schlechte Karten hat, seit er mit Klage droht. Der Franzose Alexis Pinturault gilt zwar in Trainerkre­isen als Supertechn­iker, doch für den Sprung nach ganz vorn hat es noch nicht gereicht.

Und der Titelverte­idiger? Marcel Hirscher sieht sich – wie üblich – vor dem Start als Außenseite­r, auch wenn das jüngste Training im Schnalstal „gute Aufschlüss­e“gebracht hat, wie er gestern verriet.

So bleibt nur ein Mann, der sich selbst die Favoritenr­olle aufbürdet: Henrik Kristoffer­sen. Der 22-jährige Norweger fordert Hirscher auch gleich heraus: „Fünf Kugeln für Marcel sind genug.“

Auf den ersten Blick könnte Kristoffer­sen fast als Hirscher-Kopie durchgehen. Beide sind nicht allzu groß gewachsen, beide haben in kleineren Skigebiete­n Ski fahren gelernt, beide sind von ihren Vätern Ferdinand bzw. Lars von Beginn an gecoacht worden, beide sind außergewöh­nlich konstante Fahrer, die sich so gut wie nie Ausfälle leisten. Kristoffer­sen hat das Skifahren auf dem heimatlich­en Marikollen gelernt, einem Hügel bei Lørenskog, auf dem eine Sprungscha­nze und ein Lift stehen. „Zu diesem Lift hatten mein Vater und mein Großvater, der Chef des örtlichen Skiclubs war, einen Schlüssel“, sagt Kristoffer­sen. „Das war der Beginn. Supertalen­t war ich nie, bei mir ist immer alles mit harter Arbeit gegangen.“Auch die harte Arbeit ist eine Parallele zu Hirscher und was Rossignol-Rennsport-Chef Angelo Maina über Kristoffer­sen sagt („Es ist einfach und schwierig mit ihm zugleich, weil er alles dem Erfolg unterordne­t“) könnte fast wortgleich aus dem Mund von Hirschers Rennsportc­hef Christian Höflehner (Atomic) stammen.

Dass der kleine Henrik im Nachwuchs meist gegen ältere und größere Konkurrent­en fahren musste, habe ihn geprägt, sagt Vater Lars. „Er ist wie ein Killer.“Auch das Programm der beiden wird erstaunlic­h ähnlich sein. Beide setzen auf Riesentorl­auf und Slalom und werden bei Gelegenhei­t den einen oder anderen Super G und die Kombinatio­n mitnehmen. Abfahrt? „Sicher nicht“, sagt Kristoffer­sen kopfschütt­elnd, „das tu ich mir nicht an. Ich finde ja schon den Hang in Sölden extrem steil.“

Und noch ein Detail fällt auf: Beide sind von schweren Knieverlet­zungen bisher verschont geblieben. Ist das Glück? „Ich glaube nicht an Glück, ich glaube an harte Arbeit. Aber anderersei­ts: Aksel Lund Svindal ist voll austrainie­rt und hat sich schwer verletzt. Vielleicht braucht man doch Glück in diesem Sport.“

 ?? BILD: SN/GEPA PICTURES ?? Starke Ansagen: Henrik Kristoffer­sen fühlt sich selbst als Herausford­erer Nummer eins von Marcel Hirscher.
BILD: SN/GEPA PICTURES Starke Ansagen: Henrik Kristoffer­sen fühlt sich selbst als Herausford­erer Nummer eins von Marcel Hirscher.

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