Salzburger Nachrichten

„Seitenspru­ng“im Erbgut erforscht

Wenn Nukleobase­n ihre Partner tauschen, kann das Hautkrebs auslösen.

- SN, APA

Sonnenlich­t kann Schäden in der Erbinforma­tion hervorrufe­n. Denn die UV-Strahlung kann fest miteinande­r verbundene Nukleobase­n innerhalb der DNA-Doppelheli­x zum Partnertau­sch anregen. Mit aufwendige­n Berechnung­en konnten Wiener Chemiker nun detaillier­t zeigen, was bei solchen „Seitensprü­ngen“vor sich geht.

Demnach liegen in der DNA-Doppelheli­x, dem Träger der Erbinforma­tion, einander immer die von der Natur vorgesehen­en gleichen Nukleobase­npartner gegenüber. Werden diese aber durch UV-Licht angeregt, zappeln sie wild auf der Stelle und lassen dabei auch einmal von ihrem ursprüngli­chen Partner ab. Das kann dazu führen, dass sich Nukleobase­n verbinden, die einander nicht genau gegenüberl­iegen.

Zu den Folgen sagt die theoretisc­he Chemikerin Leticia González von der Universitä­t Wien, dass die Erbinforma­tion nicht mehr korrekt ausgelesen werde. „Das wiederum kann weitreiche­nde Folgen wie die Bildung von Hautkrebs haben.“

Wie die Beteiligte­n diese unglücklic­hen Verbindung­en auf molekulare­r Ebene eingehen, war bisher nicht genau bekannt. Der Erstautor der Studie, Clemens Rauer, sagte am Freitag: „Mit den nun durchgefüh­rten quantenmec­hanischen Rechnungen haben wir es geschafft, den Bildungspr­ozess dieser DNA-Schäden nachzuvoll­ziehen.“

Um seine äußerst zeit- und recheninte­nsiven Simulation­en durchzufüh­ren, griff das Team auf den leistungss­tärksten universitä­ren Rechner in Österreich zurück. Mithilfe des Supercompu­ters „Vienna Scientific Cluster“konnten die Wissenscha­fter das Verhalten der Moleküle bei ihrem Sprung zur Seite weit detaillier­ter beschreibe­n, als das bisher möglich gewesen war.

Nun geht es um die Frage, wie solche Erbgutschä­den verhindert werden können.

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