Salzburger Nachrichten

Nicht zum Zug gekommen

- Helmut Schliessel­berger

ICHfreu mich stets, wenn ich das Schild der „Frühstücks­pension Schliessel­berger“sehe – dann hab ich’s geschafft und bin nach Laa an der Thaya geradelt. Dort liegt die Frühstücks­pension (Nein, leider nicht verwandt!). Und die Therme Laa. Und ich.

Neulich zumindest, da lieg ich erschöpft in der Therme Laa, drücke am Smartphone herum und sage kleinlaut zu meiner Frau: „Es gibt keine Verbindung.“Und sie sagt, „dann geh halt raus, draußen geht das Handy sicher“. Wir sind gerade 75 Kilometer viel zu schnell über viele kleine Berge und Hügel nach Laa geradelt. Geplant war ein Triathlon für Arme: 75 km radeln, zwei, drei Stunden schwimmen (na ja, planschen), ein Stündl mit dem Zug zurück nach Wien fahren. Das Tolle: Nach dem Radeln hast du es geschafft und bist „Finisher“des Triathlons für Arme.

Diesmal kam es anders: „Rausgehen bringt nichts“, sage ich, „das Handy hat Verbindung – wir haben keine. Gleisarbei­ten, Schienener­satzverkeh­r mit Bus – Fahrradmit­nahme nicht möglich“, fasse ich das Dilemma zusammen. „Vielleicht haben wir Glück und sie haben die Räder geklaut – dann können wir Bus fahren“, flapst meine sonnige Frau. „In drei Stunden ist es dunkel, hätt ich nur daheim in den Fahrplan geschaut. Ich war nicht mal im Wasser“, halte ich betrübt entgegen.

Also rein in die schweißtri­efende Radhose rutschen, die für 20 Minuten gekaufte Tageskarte wegwerfen, müden Gesäßes auf die – leider nicht geklauten – Räder steigen und schweren Gebeins heimradeln. Grad noch kleine Hügel werden zu Bergen. Gasthäuser, die uns beim Raufradeln bereitwill­ig Apfelsäfte verkauften, haben nun alle Rollläden runtergela­ssen. Und meine Frau hängt mich dauernd ab – bleibt aber oft stehen, um zu warten. Kurz vorm Dunkelwerd­en bleibt sie wieder stehen, um mir zu sagen, dass sie einen Patschen hat, worauf ich geschlauch­tes Wesen auch noch Schlauch wechseln muss.

Mit dem letzten Licht kommen wir daheim an und steigen statt der Therme in die Wanne. Erkenntnis: Das Grundprinz­ip des Triathlons für Arme gilt auch, wenn dieser mangels Schienenbe­trieb entgleist – nach dem Radeln hast du es geschafft. Aber das nächste Mal übernachte ich in der Frühstücks­pension Schliessel­berger – klingt nämlich unglaublic­h gemütlich.

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