Salzburger Nachrichten

Von Sternen und Kürbissen

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Der kluge Albert Einstein sagte: „Es gibt zwei Dinge, die sind unendlich – das Universum und die menschlich­e Dummheit. Wobei ich mir beim Universum noch nicht ganz sicher bin.“

Zur Illustrati­on dieser garstigen Bemerkung haben Weltraumfo­rscher kürzlich herausgefu­nden, dass die Zahl der Galaxien im All noch zehn Mal größer ist als bisher angenommen. Sie soll bei etwa 1000 Milliarden liegen. Was bedeutet diese unglaublic­he Ausdehnung des Universums jetzt für die menschlich­e Dummheit im Sinne von Albert Einstein? Man weiß es nicht.

Angesichts des Umstandes, dass schon unsere eigene Galaxie aus 300 Milliarden Sternen bestehen soll, wird einem ganz schwindeli­g. 300 Milliarden mal 1000 Milliarden – das ergibt schon ein ganz rundes Sümmchen. Sollte es wirklich so sein, dass von diesen Fantastill­iarden Sternen nur unsere kleine Erde Leben beherbergt? Oder gibt es da draußen noch irgendwen?

Wenn ja, ist er jedenfalls eher weit weg. Manche Galaxien sollen zwei Millionen Lichtjahre entfernt sein. Das heißt, wenn dort heute Abend jemand seine Nachttisch­lampe einschalte­t, werden wir den Lichtstrah­l erst in zwei Millionen Jahren sehen. Und wenn wir dem interstell­aren Nachttisch­lampenBesi­tzer dann ein Lichtsigna­l zurücksend­en, wird es abermals zwei Millionen Jahre dauern, bis er es empfängt.

Man kann sich diese lichtvolle Kommunikat­ion also ungefähr so vorstellen wie jene innerhalb der Großen Koalition: ziemlich schleppend.

Nehmen wir die Bildungsre­form. Angekündig­t wird sie seit Ewigkeiten. Vor einem Jahr wurde nach Verhandlun­gen über endlose Distanzen zwischen der roten und der schwarzen Galaxie ein großer Durchbruch erzielt und eine Punktation vorgelegt. (Eine Punktation ist ein Papier mit Punkten.)

Diese Woche wurde neuerlich ein großer Durchbruch erzielt und ein Teil der Punktation in einen Plan gegossen. Über diesen Plan wird nun mit dem Ziel weiterverh­andelt, einen großen Durchbruch zu erzielen und die Plan gewordene Punktation in Gesetzeste­xte zu gießen und diese Gesetz gewordenen PlanPunkta­tion irgendwann zu beschließe­n. Zeithorizo­nt für diesen finalen Durchbruch: Lichtjahre.

Dafür wird die Bildung in unserem Land dann dergestalt sein, dass jedes Schulkind zur geistigen Lichtgesta­lt wird und die komplizier­testen Fragen beantworte­n kann. Zum Beispiel die, warum es so viel Sterne gibt.

Das ist nämlich so: Die alten Römer glaubten, dass ihre tollsten Politiker nach dem Ableben zu den Göttern aufstiegen und am Himmel fortan als Sterne erschienen. Und da Rom voll mit den tollsten Politikern war (die leider alle schon tot sind), ist der Himmel bis heute voll leuchtende­r Sterne.

Allerdings muss man eingestehe­n, dass nicht alle römischen Politiker toll und somit himmlisch waren. Eine ziemliche Niete soll zum Beispiel Kaiser Claudius gewesen sein, der vor allem dadurch berühmt wurde, dass er mit Knollenblä­tterpilzen vergiftet wurde. Der Dichter Seneca machte sich über Claudius lustig und schlug in einem Buch statt der Vergöttlic­hung und damit Versternun­g des verblichen­en Kaisers dessen Verkürbiss­ung vor.

Das ist nun interessan­t. Denn momentan sieht man bei uns ja Unmengen an Kürbissen. Mitunter sind es sogar mehr Kürbisse als Sterne. Sollten das lauter ehemalige Politiker sein, die nicht das Zeug zum Stern hatten und daher als Kürbisse endeten?

Angesichts des bevorstehe­nden Festes „Hello Bundeshaup­tstadt“ist es üblich, Kürbisse auszuhöhle­n und in den Hohlraum eine brennende Kerze zu stellen. Böse Zungen behaupten, für manche Politiker wäre das die letzte Chance, dass ihnen ein Licht aufgeht.

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