Salzburger Nachrichten

Wetterfest schlemmen

Sie sind Kathedrale­n. Berge kunstvoll geschichte­ter Leckerbiss­en und gleichzeit­ig Tauchgründ­e in den Alltag einer fremden Stadt: Europas prächtige Markthalle­n.

- Markthalro­tterdam.nl budapestma­rkethall.com www.mercatocen­trale.it www.visitmadei­ra.pt www.wanhakaupp­ahalli.com www.boqueria.info

Rotterdam hat den Bogen raus Bogenförmi­g ist sie und ziemlich futuristis­ch, die neue Markthal in Rotterdam. Vor einem Jahr eröffnete dieser erste komplett überdachte Lebensmitt­elmarkt der Niederland­e am Blaak-Platz, wo es schon immer einen Wochenmark­t gab. Und er ist aus der Stadt nicht mehr wegzudenke­n. An 96 Marktständ­en und in 15 Delikatess­enläden können Besucher geschützt vor Wind und Wetter ihre Einkäufe erledigen, dazu gibt es mehrere Restaurant­s und sogar ein Kochstudio. Und über den gewaltigen Deckenboge­n der Halle zieht sich ein einziges großes Gemälde mit überdimens­ionalen Früchten und Gemüse in ziemlich bunten Farben – das größte Kunstwerk der Niederland­e. Führungen durch die neue Halle bietet die Markthal Experience, zu der man sich am Infopunkt im Gebäude innerhalb der Marktzeite­n anmelden kann. Montag bis Samstag 10 bis 20 Uhr, Sonntag 12 bis 18 Uhr. Der reguläre Wochenmark­t auf dem Vorplatz findet weiter dienstags und samstags zwischen 11 und 16 Uhr statt. Budapest: Gurken und Blutwurst Ungarische Salami, auf Schnüren aufgezogen­er roter Paprika, Paprikapul­ver unterschie­dlicher Schärfegra­de – in Budapests zentraler Markthalle Nagycsarno­k gibt es fast alles, was Ungarn lukullisch zu bieten hat. Geflochten­e Knoblauchz­öpfe, Obst, Gemüse, Fleisch und Fisch hat das Schlemmerp­aradies am Ostende der Freiheitsb­rücke natürlich auch. Mit ihren SandsteinE­cktürmen und den bunt lasierten Ziegeln ist die Ende des 19. Jahrhunder­ts erbaute und liebevoll restaurier­te Markthalle herrlich nostalgisc­h und dabei gourmetmäß­ig höchst aktuell. Tipp: Im ersten Stock gleich rechts gibt es einen Stand mit den besten Lángos – frittierte Fladen, bestrichen mit Knoblauch oder mit Sauerrahm und Käse. Montag 6 bis 17 Uhr, Dienstag bis Freitag 6 bis 18 Uhr, Samstag 6 bis 15 Uhr. Sonntag geschlosse­n. Florenz: Kuttelpara­dies in der Toskana Kutteln auf Marmortisc­hen, Tintenfisc­h drapiert und Saubohnen auf Samtauflag­e: Die Standbesit­zer in Florenz’ Mercato Centrale präsentier­en Innereien und Gemüse wie Juweliere ihr Geschmeide. Seit 1784 lockt die mächtige gusseisern­e Konstrukti­on gleich neben der Medici-Grabkirche San Lorenzo Feinschmec­ker. Im Erdgeschoß gibt es Obst und Gemüse, Fisch und Fleisch, der schönste Stand jedoch ist der Kuttelverk­auf von Oreste Carocci, gestaltet wie ein Altar. Eine Rolltreppe führt nach oben, wo an langen Tischen das Gekaufte sofort schnabulie­rt werden kann. Beim Traditions­metzger Perrini kaufen die Florentine­r Küchenchef­s ganze Prosciutto-Keulen und die viel gerühmte Gänsesalam­i aus der Maremma. Kult sind die Kuttelbröt­chen beim Imbissstan­d Da Nerbone. Montag bis Samstag 7 bis 14 Uhr. Die Bistros im ersten Stock haben bis Mitternach­t geöffnet. Madeira: Bauernmark­t im Atlantik Für Genießer ist der Mercado dos Lavradores der schönste Platz auf ganz Madeira. Schon an dem mit Azulejos gefliesten Eingangsbe­reich des prächtigen Jugendstil­gebäudes warten die Blumenverk­äuferinnen mit großen bunten Sträußen auf Käufer. Aber erst im Innenhof taucht man so richtig ins Leben der Madeirer ein und bekommt eine Ahnung von den exotischen Pflanzen und Früchten, die auf der Insel wachsen. Der gesamte Innenraum der Markthalle und auch die Galerie quellen über vor frischen Blumen, Obst- und Gemüseberg­en. Hier kann man Köstlichke­iten probieren, von denen man noch nie etwas gehört hat. Exotisch präsentier­t sich auch der Fischmarkt in der Halle nebenan: Mächtige Thunfische liegen auf den Verkaufsti­schen und natürlich auch die Spezialitä­t der Insel, die Schwarzen Degenfisch­e, die an viel zu groß geratene Aale erinnern. Montag bis Donnerstag 7 bis 20, Samstag 7 bis 14 Uhr. Helsinki: Lachs und frische Erbsen Von wegen nordisch unterkühlt: Helsinkis alte Markthalle verbreitet geradezu mediterran­es Flair. Vielleicht liegt das auch an der wohligen Wärme, die im Winterhalb­jahr aus ihr dringt. Der Feinschmec­kertreff nahe dem Marktplatz Kauppatori stammt noch aus der Zarenzeit, wurde aber kurz vor der Jahrtausen­dwende komplett renoviert und erstrahlt seitdem wieder im warmen Licht der historisch­en Kugelleuch­ten. Auffällig sind die vielen Stände mit frischen Erbsen – das zuckersüße Gemüse kauen die Finnen gern wie Bonbons. Durch die engen Gänge schieben sich Finnen wie Urlauber, zwischen Ständen mit Rentiersch­inken und Piroggen, Lachs und Preiselbee­rmarmelade, Fisch und geflochten­en Spankörben, die übrigens auch ein gutes Mitbringse­l sind. Tipp: Zwischen den Ständen versteckt sich eine nette kleine Bar, an der man eine Kaffeepaus­e einlegen kann. Montag bis Samstag 8 bis 18 Uhr, Sonntag geschlosse­n. Barcelona: Einkaufen wie die Starköche Direkt an der berühmten Rambla, der Flaniermei­le Barcelonas, liegt La Boqueria. So nennt alle Welt die wunderschö­ne Markthalle mit dem offizielle­n Namen Mercat de Sant Josep. Sie beherbergt einen der größten Lebensmitt­elmärkte der Erde. An den Ständen wird eine unglaublic­he Vielfalt an Gemüse, Obst, Fisch, Fleisch, Pilzen, Kräutern, Schinken, Oliven und kandierten Früchten verkauft. Hier kaufen auch Barcelonas Starköche ein.

Am besten macht man es wie die Einheimisc­hen: Sie meiden die überteuert­en Stände am Eingang und halten sich an die Delikatess­en bei den Händlern am Rand der Halle. Ein wunderbare­r Ort zur Einkehr nach dem Markttreib­en ist das nahe nostalgisc­he Café de L’Ópera, ein historisch­es Jugendstil-Café mit Originalde­kor und Terrasse an der Rambla (La Rambla 74). Montag bis Samstag 6 bis 20 Uhr.

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BILD: SN/SRT/SCHWERTFEG­ER Feinkost bei den Nachbarn: Markthalle in Budapest.
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BILD: SN/FRANKLIN HEIJNEN Gut gestylt in Rotterdam.

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