Künstler übermalte sein Bild
Das gibt es auch nicht alle Tage. Aber Hermann Kremsmayer hatte eben die Schneid dazu. Er übermalte nach 25 Jahren sein großflächiges Kunstwerk im Proberaum des Mozarteumorchesters.
Ja, es liegt auch schon ein Vierteljahrhundert zurück: Im Haus des Mozarteumorchesters (Proberaum, Großer Saal) schuf Hermann Kremsmayer 1991 ein großflächiges Wandbild. 18 Meter lang und 5,5 Meter hoch. Seine Komposition trug er direkt auf die Holzvertäfelung auf. Irgendwann wurde es aber mit einer schwarzen Stoffbahn verhängt. Denn die Akustik im Saal machte die Musiker nie wirklich glücklich. Die Maßnahme half. Aber nicht zu 100 Prozent. Sie war auch nicht im Sinne des Erfinders, Deshalb wurden jetzt Nägel mit Köpfen gemacht, um das Klangbild des Raumes zu verbessern. Orchesterdirektor Thomas Wolfram kontaktierte Kunst am Bau und auch den Künstler, Hermann Kremsmayer. Denn es bestand die Gefahr, bauliche Eingriffe könnten das Werk zerstören. „Das war die Ausgangslage“, berichtet Christina Tscherteu. Sie ist Geschäftsführerin des Fonds zur Förderung von Kunst am Bau und im öffentlichen Raum. Ein optimales Miteinander von Planern und Künstler ha- be ermöglicht, das Bild nicht nur zu erhalten, sondern neu aufleben zu lassen. Pentimenti nennt sich die Übermalung eines Bildes durch den Künstler selbst. „Die Not der Situation wurde zum Glücksfall für mich“, sagte Kremsmayer den SN. „Es ist ein kraftvolles Feuerwerk der Farben entstanden. Eine wunderbare Arbeit“, schwärmt Tscherteu. Der Eingriff in die akustische Beschaffenheit des Raumes machte notwendig, die Tafeln der großflächigen Wandmalerei von Hermann Kremsmayer neu zu ordnen. „Sie wurden zerschnitten, verkittet, teils schräg gestellt“, sagte Kremsmayer. Die Übermalung erstreckt sich über sämtliche Tafeln der Wandgliederung. Sie setzte durch die Dimension des Kunstwerks durchaus alpinistisches Geschick voraus. Jedenfalls schwindelfreies Bewegen auf sehr hohen Leitern.