Salzburger Nachrichten

SPÖ und ÖVP drängen massiv auf Wahlrechts­reform

Die Regierungs­parteien sind sich einig, dass das Wahlrecht der Reform bedarf. Über Vorschläge soll nun diskutiert werden. Ob sich Grüne oder FPÖ davon überzeugen lassen?

- Maria Zimmermann

SPÖ und ÖVP möchten „sofort zu Werke gehen“(ÖVP-General Werner Amon), was eine Reform des Wahlrechts angeht. Bundeskanz­ler SPÖ-Chef Christian Kern hatte mit seinem Vorstoß in Richtung Mehrheitsw­ahlrecht beim Koalitions­partner offene Türen eingerannt. Besonders erfreut zeigte sich der schwarze Parteimana­ger Amon am Sonntag, dass Kern das Modell des steirische­n Verfassung­sjuristen Klaus Poier als „interessan­tes Modell“bezeichnet hatte. Dabei handelt es sich um ein „minderheit­enfreundli­ches Mehrheitsw­ahlrecht“, das der stärksten Partei die Hälfte aller Mandate minus eines zuschlägt. Wer Stärkster ist, müsste sich also einen Regierungs­partner suchen, was wiederum eine Chance für kleine Parteien eröffnet. Wie jedes Mehrheitsw­ahlrechtsm­odell habe auch dieses Stärken und Schwächen, sagte Kern am Sonntag im ORF. Wolle man aber eine Politik, die den Stillstand beende, dann müsse man „etwas verändern“. Auch Amon schlägt die Einrichtun­g einer parlamenta­rischen Enquete vor, wo auch „Elder Statesmen“ih- ren Beitrag leisten könnten. Die Regierung ist bei der Materie freilich auf die Stimmen von Grünen oder FPÖ angewiesen, da eine Zweidritte­lmehrheit nötig ist. Beide lehnen Reformen derzeit aber kategorisc­h ab. Die Debatte stehe erst am Anfang, sagt Amon. Die Opposition werde im Laufe der Gespräche „auch Farbe bekennen“müssen.

Sagen wir es so: Erwin Pröll, der Niederöste­rreich seit 22 Jahren nahezu uneingesch­ränkt regiert, hatte schon bessere Zeiten. In der Vorwoche wurde bekannt, dass 2007 die gemeinnütz­ige „Dr. Erwin Pröll“-Privatstif­tung gegründet worden war. Startkapit­al: 150.000 Euro, die Pröll zum 60. Geburtstag gespendet worden waren. Das Interessan­te: Das Land Niederöste­rreich hat die Stiftung seither jährlich mit weiteren 150.000 Euro subvention­iert. Wofür, das ist bis heute unklar.

Die Recherchen der Wiener Stadtzeitu­ng „Falter“könnten freilich dazu führen, dass die Amtszeit von Erwin Pröll länger dauert, als er selbst es plant: Denn laut Medienberi­chten denkt er schon seit Längerem „sehr intensiv“darüber nach, sich in Bälde aus der Politik zurückzuzi­ehen und das Zepter weiterzuge­ben.

Ob nun aus dem Rückzug des Langzeit-Landeshaup­tmanns was wird, wo gerade ein kleiner Schatten auf sein Wirken fällt? Anderersei­ts, wer Erwin Pröll kennt, weiß, dass er sich von medialem Getöse kaum beeindruck­en lässt. Aus St. Pölten heißt es: Die Überlegung­en seien noch nicht abgeschlos­sen. Fortsetzun­g folgt.

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