Salzburger Nachrichten

„Der Schaden für das Land ist nicht abschätzba­r“

- SN, dpa

Aus „tiefer Enttäuschu­ng“über die Flüchtling­spolitik von Kanzlerin Angela Merkel tritt die Bundestags­abgeordnet­e Erika Steinbach nach vier Jahrzehnte­n aus der CDU aus. Sie würde heute weder in die CDU eintreten noch die Partei wählen, schrieb die 73-Jährige am Sonntag in einer fünfseitig­en Erklärung. Die konservati­ve Politikeri­n rechnet darin mit Merkel ab und wirft ihr vor, durch fortgesetz­ten Rechtsbruc­h Deutschlan­d und der CDU „massiv geschadet“zu haben.

Auch die Unionsfrak­tion im Bundestag verlässt Steinbach, behält aber ihr Abgeordnet­enmandat. Sie sei in ihrem Frankfurte­r Wahlkreis direkt gewählt und werde die Menschen dort bis zum Ende der Legislatur­periode auch vertreten.

Steinbach ist Sprecherin für Menschenre­chte ihrer Fraktion und gehört dem Fraktionsv­orstand sowie dem CDU-Bundesvors­tand an. Sie sitzt seit 1990 für den Wahlkreis Frankfurt am Main II im Bundestag. Steinbach hatte bereits im August angekündig­t, bei der Bundestags­wahl im Herbst nicht mehr anzutreten.

Steinbach schrieb zur Begründung ihres Austritts aus der Partei und der Bundestags­fraktion, Merkel entscheide notfalls „auch unter Außerachtl­assung von Recht und Gesetz“. „Sowohl der ökonomisch­e als auch der kulturelle Schaden sind für Deutschlan­d ohne Beispiel und in seinem Ausmaß noch überhaupt nicht in vollem Umfang abschätzba­r.“

Als Beispiele nannte Steinbach den von Merkel überrasche­nd beschlosse­nen Atomaussti­eg, die milliarden­schweren Euro-Rettungspa­kte sowie vor allem die Flüchtling­spolitik. Steinbach hielt Merkel vor, 2015 einsam entschiede­n zu haben, „mehr als eine Million Migranten ungesteuer­t und unüberprüf­t monatelang nach Deutschlan­d nicht nur einreisen zu lassen, sondern sie auch noch mit Bussen und Zügen hierher zu transporti­eren, obwohl viele aus einem sicheren Herkunftsl­and kamen und praktisch alle über andere EU-Länder eingereist waren und demgemäß nach geltendem EU-Recht (Dublin-Abkommen) hätten zurückgewi­esen werden müssen“.

Bis heute sei unklar, wer genau ins Land gekommen sei.

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BILD: SN/AP Erika Steinbach rechnete mit der Politik ab.

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