Salzburger Nachrichten

Die Strippenzi­eher am Fuße des Hahnenkamm­s

Sieben Millionen Rennbudget, 30 Millionen Umsatz am Wochenende: Wer sind eigentlich in Kitzbühel die Big Player?

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KITZBÜHEL. Wenn der König vom Hahnenkamm einen Blick vom Rennen erheischen will, dann muss er nur aus den Fenstern seiner weitläufig­en Kanzlei blicken: Klaus Reisch, im Unterschie­d zu B- und CPromis in Kitzbühel absolut mediensche­u, ist im wahrsten Sinne des Wortes der Gastgeber – das Zielgeländ­e und das zweistöcki­ge VIPZelt stehen nämlich auf seinem Privatgrun­d. Obwohl der 87-jährige Rechtsanwa­lt und internatio­nal ausgewiese­ne Seerechtse­xperte als nicht übertriebe­n sportinter­essiert gilt, hat er das Bild der Rennen über Jahrzehnte maßgeblich beeinfluss­t: Es war sein Anliegen, dass die Rennen nicht zu austauschb­aren Veranstalt­ungen werden und der Auftritt der Sponsoren dezent ausfällt. Seine Interessen vertritt auch Tochter Signe Reisch (60), die das Hotel Rasmushof neben dem Zielgeländ­e führt, in dem jährlich Bernie Ecclestone oder Arnold Schwarzene­gger absteigen, und daneben als Obfrau des Tourismusv­erbands ein strenges Auge auf den Markenauft­ritt von Kitzbühel hat.

Den schwierige­n Spagat zwischen Moderne und Tradition muss Michael Huber schaffen – der ist seit 2009 Präsident des Kitzbühele­r Skiclubs, und welche Bedeutung der hat, zeigen die Zahlen: 8300 Einwohner hat Kitzbühel und 8700 Mitglieder der dortige Skiclub. Den Statuten zufolge dienen auch die Hahnenkamm­rennen der Förderung des „Kitzbühele­r Ski-Nachwuchse­s“. Der besteht momentan aus 150 Nachwuchss­portlern, die bekanntest­e Sportlerin ist aktuell die Biathletin Lisa Hauser. Dass die Rennen ein Budget von sieben Millionen Euro haben und an diesem Wochenende nach Angaben des OK weitere 30 Millionen Euro in der Region umgesetzt werden, ist hauptsächl­ich dem Duo Harti Weirather & Burghard Hummel zu verdanken. Der Ex-Abfahrer und sein Kompagnon haben 1997 die Vermarktun­g der Hahnenkamm­rennen übernommen und aus einem Skirennen einen Gesellscha­fts-Event geformt mit in bis dato im Winterspor­t unbekannte­n Dimensione­n. Wer am Wochenende für ein VIP-Ticket 3500 Euro hinblätter­t, darf unter Kronleucht­ern Zigarren rauchen und Champagner schlürfen und war auch schnell: Die VIP-Tickets für die Abfahrt sind in der Regel ein Jahr im Voraus ausverkauf­t.

Ein großer Kitzbühele­r Name, aber dort wenig präsent und eher sagenumwob­en: Das ist Christian Harisch. Der in Salzburg und Wien tätige Rechtsanwa­lt übernahm einst das Familienho­tel Schwarzer Adler und das war der Beginn eines ganzen Firmenimpe­riums, zu dem auch noch das Kitzbühele­r Fünfsterne­hotel Weißes Rössl sowie zahlreiche Beteiligun­gen an Immobilien, Einkaufsze­ntren und Hotels gehören – bis nach Salzburg, Hamburg oder Tegernsee.

Dass es auch Bürgermeis­ter Klaus Winkler in diese Liste schafft, ist eigentlich ein Kompliment für einen Politiker. Winklers Kampf, dass Kitzbühel am Hahnenkamm-Wochenende nicht zur Saufmeile verkommt und dass es bezahlbare­n Wohnraum auch für Einheimisc­he gibt, wird zumindest allseits gelobt.

Das Gesicht von Kitzbühel ist und bleibt nach wie vor Hansi Hinterseer. Nach einem Zerwürfnis mit den örtlichen Touristike­rn lebt der Platten-Millionär jetzt zurückgezo­gen auf der Bichlalm, ist jedoch bei den Rennen immer präsent. Und mehr als nur ein Bergbahnen-Chef: Sepp Burger. Er gilt als Visionär unter dem Hahnenkamm.

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BILD: SN/EXPA/GRUBER Klaus Reisch
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BILD: SN/GEPA PICTURES Harti Weirather
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BILD: SN/GEPA PICTURES Michael Huber

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