Salzburg steckt in 15 Millionen Schuhen
Die einen suchen das Rampenlicht, andere arbeiten lieber im Hintergrund. So wie Andreas Grohmann, dessen Produkte viele sogar schon an den eigenen Füßen hatten.
Andreas Grohmann entwickelt, produziert und vertreibt Sportund Freizeitschuhe im großen Stil – an Diskonter. Weil seine Marke nicht bekannt ist, wissen das wenige. Den Vergleich mit den teuren Marken scheut er nicht.
Millionen Menschen laufen, wandern oder gehen damit. Dass die Schuhe aber im Kern Salzburger sind, wissen die wenigsten. „Wissen Sie, wir haben nie viel über uns in der Öffentlichkeit gesprochen, das ist ja auch für uns und unsere Kunden nicht wichtig“, sagt Andreas Grohmann, dessen Eltern vor 50 Jahren das Unternehmen, früher ein reiner Schuhgroßhandel, gegründet haben. Umso bekannter sind die Kunden Grohmanns: Handelsriesen wie Hofer, Hervis oder Tesco.
Die Grohmann-Gruppe machte 2016 einen Umsatz von 80 Millionen Euro, die bei Grohmann entwickelten Schuhe wurden im Vorjahr 15 Millionen Mal verkauft.
In den Neunzigerjahren hatte Grohmann noch Tausende Kunden aus dem Schuh- und Sportfachhandel, daneben lief die Diskonterschiene. Doch die Veränderung in der Schuhhandelsbranche ließ Grohmann am Parallellauf zweifeln. Seit 2012/13 setzt das Salzburger Unternehmen nur mehr auf Diskonter, das Hauptaugenmerk liegt auf Sport- und Freizeitschuhen, die Palette umfasst aber alles, was an die Füße passt. Im Unternehmen wird von der ersten Skizze bis zum serienfertigen Schuh alles selbst gemacht.
Das passiert in Salzburg mit 30 Mitarbeitern und in China bei der AGC in Quanzhou mit 80 Mitarbeitern. Mit der chinesischen Schwesterfirma ist Grohmann gegenseitig verbunden. „Wir sind ein gemeinschaftliches Unternehmen“, sagt Grohmann. Mit dem Partner in China, Gino Colayco, arbeitet Grohmann seit Mitte der 90er-Jahre zusammen. Ende der 80er-Jahre hat der Salzburger angefangen, selbst Schuhe zu entwickeln, Muster zu machen und in China zu produzieren. AGC in China ist für Grohmann ein „unheimlich wichtiger Teil im Gesamtunternehmen, in künstlerischer und technischer Hinsicht“. Bis ein Schuh vom Prototyp zur Serienreife gebracht wird, braucht es viel Geld. Allein für die Formen der mehrschichtigen Sohlen sind schnell 50.000 Dollar weg. „Und die Entwicklungskosten müssen wir tragen.“Verdient wird dann über die Menge.
Billige Schuhe, weniger gute Qualität? Grohmann lächelt. „Bei Kunden, wie wir sie haben, können Sie sich da nichts erlauben“, sagt Grohmann. „Die sind von Qualität besessen.“Das Institut für angewandte Biomechanik in München eines Professors der Technischen Universität München untermauert das. Laut einem aktuellen Laufschuhtest schneidet Grohmanns Schuh gleichauf mit der Marke Asics und besser als Nike ab. Grohmann hat übrigens selbst drei Ironman-Bewerbe beendet, mit Schuhen aus dem eigenen Haus.
Markensportschuhe kosten im Handel das Fünf- bis Zehnfache des Fabrikspreises, bei Grohmann ist es das Zwei- bis Dreifache, was auch einem anderen Vertrieb und dem Wegfall von Werbung und Marketing geschuldet ist.
Grohmann lässt alle Schuhe in China, Indien und auf den Philippinen produzieren. Die Arbeitsbedingungen seien für seine Kunden ein großes Thema, sagt Grohmann. Für ihn komme es daher auch nicht infrage, wegen ein paar Dollar Einsparungen bei Lohnkosten nach Pakistan oder Bangladesch zu gehen. Ob ein Arbeiter 300 oder 500 Euro im Monat verdiene, sei für sein Unternehmen nicht entscheidend, es sei viel wichtiger, dass die Produktivität und die Qualität passe, und das habe auch etwas mit Arbeitsbedingungen zu tun. In Clark auf den Philippinen hat Grohmann mit einem chinesischen Partner eine „Vorzeigefabrik“mitentwickelt. 100 Prozent der Produktion dort gehen an Grohmann.
Gerade eben ist der Salzburger ins Sportartikelgeschäft eingestiegen. Er vertreibt – und entwickelt auch – Geräte wie Kugelhanteln, Faszienrollen oder sich selbst aufblasende Luftsofas. Da sich der Freizeitsportsektor enorm entwickelt, sieht Grohmann hier auch für sein Unternehmen Potenzial zu wachsen.
Und der nächste Schritt ist auch schon geplant: „Wir wollen künftig auch stärker bei Onlinehändlern vertreten sein“, sagt der Schuhmacher aus Salzburg.
„Kunden sind von Qualität besessen.“Andreas Grohmann, Unternehmer