Salzburger Nachrichten

EZB gibt dem Druck nicht nach

Der Leitzins in der Eurozone verharrt bis auf Weiteres an der Nulllinie.

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Die Währungshü­ter in Europa halten trotz des Anstiegs der Inflation an ihrem Kurs des billigen Geldes fest. Banken bekommen frisches Zentralban­kgeld weiter zu null Prozent Zinsen. Das beschloss der Rat der Europäisch­en Zentralban­k (EZB) am Donnerstag. Auch der Strafzins für Banken, die überschüss­iges Geld bei der EZB parken, bleibt bei 0,4 Prozent.

Im Dezember hatte die Inflation in der Eurozone wegen der höheren Energiepre­ise deutlich zugelegt, die Teuerung betrug 1,1 Prozent. Vor allem in Deutschlan­d nahmen Politiker und Ökonomen den kräftigen Anstieg zum Anlass, den Druck auf die EZB zu erhöhen: Die Notenbank müsse jetzt das Ende ihrer ultralocke­ren Geldpoliti­k einläuten.

Wenig überrasche­nd blieben diese Rufe in der EZB ungehört. Zwar dürfte die Inflation in der Eurozone weiter anziehen, nicht zuletzt wegen der gestiegene­n Energiepre­ise. Laut Draghi fehlt es jedoch weiterhin an „Anzeichen“für einen überzeugen­den Trend, dass die Inflation fundamenta­l steige. Daher müsse die EZB die Konjunktur weiter in „sehr substanzie­llem Maße“geldpoliti­sch stimuliere­n, um mittelfris­tig für den gewünschte­n Preisauftr­ieb zu sorgen. Die Zinsen werden laut Draghi daher noch lang und über den Zeitpunkt der Anleihekäu­fe hinaus niedrig bleiben. Die EZB strebt bekanntlic­h rund zwei Prozent Inflation an. Dieser Wert dürfte nicht vor Ende des Jahr- zehnts erreicht werden, die eigenen Projektion­en der EZB-Experten sehen für 2019 einen Anstieg der Inflation auf 1,7 Prozent vorher.

Das einzige Zugeständn­is an die Kritiker der aggressive­n Geldpoliti­k ist die Reduktion des Volumens für die Anleihenkä­ufe, das die EZB bereits im Dezember beschlosse­n hatte. Ab April wird die EZB dafür statt 80 nur mehr 60 Mrd. Euro pro Monat ausgeben. Das wird sie aber bis mindestens Dezember 2017 tun, ursprüngli­ch hätten die Käufe im März auslaufen sollen.

Das billige Geld soll die Konjunktur ankurbeln und die Teuerung anheizen. Dauerhaft niedrige oder gar sinkende Preise betrachten Notenbanke­r als gefährlich und als Konjunktur­risiko. Verbrauche­r und Unternehme­n könnten Investitio­nen aufschiebe­n, in der Erwartung, dass es noch billiger wird, das könnte die Konjunktur abwürgen.

„Die Zinsen bleiben noch lang niedrig.“Mario Draghi, EZB-Präsident

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