Salzburger Nachrichten

Hirschers Erlebnis, das ein Wagnis wird

Der Weltcupges­amtsieger bestreitet heute den Super G auf der völlig vereisten Streif. Für ihn ein Abenteuer, für manche unverständ­lich.

- MICHAEL SMEJKAL

KITZBÜHEL. Kitzbühel ist eigentlich ein Heimspiel für die Abfahrer, doch einer stahl ihnen gestern gehörig die Show: Marcel Hirschers Auftritt war das Medienerei­gnis der bisherigen Woche. Doch es ging nicht um den Slalom oder sein Duell mit Henrik Kristoffer­sen, es ging um den Super G am heutigen Freitag (11.30), den Hirscher, wie berichtet, bestreiten wird.

Der völlig vereiste Super G auf der Streif wird für Hirscher „ein Erlebnis“, wie er selbst sagt. Ein Erlebnis, von dem er sich selbst nicht allzu viel erwartet. „Vom Start bis zur Hausbergka­nte kann ich voll angreifen, ab der Hausbergka­nte muss ich etwas zurücknehm­en, da fehlt mir auch die Erfahrung.“Zudem gibt es auf der Strecke wegen der Beschaffen­heit nur wenige Kurven, die ähnlich einem Riesentorl­auf sind. Seine Schlussfol­gerung: „Um den Sieg werde ich hier sicher nicht mitfahren, aber darum geht es ja nicht.“

Ob in diesem Fall Risiko, Aufwand und der erhoffte Ertrag in einem Einklang stehen oder ob das nur ein unnötiges Risiko im Kampf um die Kristallku­gel darstellt, wie andere meinen, wollte Hirscher so nicht beantworte­n. „Es zahlt sich allein schon aus, weil ich bei jeder Fahrt auf dieser Strecke noch so viel lerne, darum mache ich das auch.“Insgesamt hat er heuer fünf Trainingst­age im Super G absolviert, darunter waren in der Vorwoche neun kurze Fahrten in Kitzbühel. „Da- nach habe ich mir die Strecke in Ruhe an der Hausbergka­nte angesehen und muss schon sagen: beeindruck­end.“Am gestrigen Donnerstag hat er noch auf der Reiteralm trainiert, bei sehr ähnlichen Verhältnis­sen wie in Kitzbühel.

Letztlich hat Hirschers Ausflug in den Super G von Kitzbühel auch mit der bevorstehe­nden WM zu tun. Dort wäre Hirscher eigentlich Fixstarter, immerhin ist er ja auch der letzte Österreich­er, der einen Weltcup-Super-G gewonnen hat (im Dezember 2015 in Beaver Creek). Anderersei­ts steht heuer bei ihm nur ein 13. Platz im Super G von Val d’Isère zu Buche. Da kann es angesichts der Topplätze von Hannes Reichelt (3.), Max Franz (5.) und Matthias Mayer (4.) sowie eines zehnten Rangs von Vincent Kriechmayr noch eng mit der Nominierun­g werden. Zudem braucht er noch gute Ergebnisse, um an eine bessere Startnumme­r zu kommen.

Hirscher selbst interessie­ren diese Überlegung­en recht wenig: „Wenn ich die Chance bekomme, den WM-Super-G zu fahren, dann werde ich fahren. Aber das haben andere Leute zu entscheide­n.“

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BILD: SN/APA/NEUBAUER Ob Hirscher heute den Ton angibt, wird sich zeigen.

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