Hirschers Erlebnis, das ein Wagnis wird
Der Weltcupgesamtsieger bestreitet heute den Super G auf der völlig vereisten Streif. Für ihn ein Abenteuer, für manche unverständlich.
KITZBÜHEL. Kitzbühel ist eigentlich ein Heimspiel für die Abfahrer, doch einer stahl ihnen gestern gehörig die Show: Marcel Hirschers Auftritt war das Medienereignis der bisherigen Woche. Doch es ging nicht um den Slalom oder sein Duell mit Henrik Kristoffersen, es ging um den Super G am heutigen Freitag (11.30), den Hirscher, wie berichtet, bestreiten wird.
Der völlig vereiste Super G auf der Streif wird für Hirscher „ein Erlebnis“, wie er selbst sagt. Ein Erlebnis, von dem er sich selbst nicht allzu viel erwartet. „Vom Start bis zur Hausbergkante kann ich voll angreifen, ab der Hausbergkante muss ich etwas zurücknehmen, da fehlt mir auch die Erfahrung.“Zudem gibt es auf der Strecke wegen der Beschaffenheit nur wenige Kurven, die ähnlich einem Riesentorlauf sind. Seine Schlussfolgerung: „Um den Sieg werde ich hier sicher nicht mitfahren, aber darum geht es ja nicht.“
Ob in diesem Fall Risiko, Aufwand und der erhoffte Ertrag in einem Einklang stehen oder ob das nur ein unnötiges Risiko im Kampf um die Kristallkugel darstellt, wie andere meinen, wollte Hirscher so nicht beantworten. „Es zahlt sich allein schon aus, weil ich bei jeder Fahrt auf dieser Strecke noch so viel lerne, darum mache ich das auch.“Insgesamt hat er heuer fünf Trainingstage im Super G absolviert, darunter waren in der Vorwoche neun kurze Fahrten in Kitzbühel. „Da- nach habe ich mir die Strecke in Ruhe an der Hausbergkante angesehen und muss schon sagen: beeindruckend.“Am gestrigen Donnerstag hat er noch auf der Reiteralm trainiert, bei sehr ähnlichen Verhältnissen wie in Kitzbühel.
Letztlich hat Hirschers Ausflug in den Super G von Kitzbühel auch mit der bevorstehenden WM zu tun. Dort wäre Hirscher eigentlich Fixstarter, immerhin ist er ja auch der letzte Österreicher, der einen Weltcup-Super-G gewonnen hat (im Dezember 2015 in Beaver Creek). Andererseits steht heuer bei ihm nur ein 13. Platz im Super G von Val d’Isère zu Buche. Da kann es angesichts der Topplätze von Hannes Reichelt (3.), Max Franz (5.) und Matthias Mayer (4.) sowie eines zehnten Rangs von Vincent Kriechmayr noch eng mit der Nominierung werden. Zudem braucht er noch gute Ergebnisse, um an eine bessere Startnummer zu kommen.
Hirscher selbst interessieren diese Überlegungen recht wenig: „Wenn ich die Chance bekomme, den WM-Super-G zu fahren, dann werde ich fahren. Aber das haben andere Leute zu entscheiden.“