Die Politik in Hallein sucht Weg in die Zukunft
Nach dem Tod eines Vizebürgermeisters und dem angekündigten Rückzug des Stadtchefs herrscht Betroffenheit in der Salinenstadt.
HALLEIN. In der Halleiner Altstadt ist die Stimmung am Donnerstag gedämpft. Die Stadt liegt unter einer dicken Schneedecke, das Thermometer im Auto zeigt minus zehn Grad Celsius, die Salzach dampft in der Sonne.
Die meisten Passanten haben Kinn und Nasenspitze tief in den Krägen ihrer Mäntel versteckt. Besonders gesprächig ist an diesem Morgen niemand.
Florian Knopp, der Leiter des Keltenmuseums, ist auf dem Weg zum Rathaus zu einer Bauverhandlung. Außerdem wolle er sich Zeit nehmen und sich dort im Foyer ins Kondolenzbuch für Walter Reschreiter eintragen.
Der 56-jährige parteifreie Vizebürgermeister verstarb überraschend Mittwoch früh an den Folgen eines Herzinfarkts. Dieser 18. Jänner wird den Halleinern wohl noch lange in Erinnerung bleiben. Denn kurz nach dieser Meldung wurde bekannt, dass Bürgermeister Gerhard Anzengruber (ÖVP) sich Mitte 2018 aus der Politik zurückziehen will.
Wie soll es politisch weitergehen in der zweitgrößten Stadt des Landes? Wer folgt Gerhard Anzengruber in gut einem Jahr nach? Vonseiten der Halleiner ÖVP heißt es, das müsse im Klub besprochen werden. Immer wieder genannt werden die Namen von Kulturstadträtin Eveline Sampl-Schiestl und Sportstadtrat Marco Sampl.
Im Konditorei-Café Braun diskutieren Kulturforumsobmann Friedl Bahner und sein Stellvertreter Gerhard Angerer. „Walter Reschreiter hat nicht nur von Stadtbelebung geredet, er hat die Initiative ergriffen“, sagt Gerhard Angerer. Bahner pflichtet ihm bei: „Er hat immer wieder den Finger in die Wunden Halleins gelegt und dafür auch viel Kritik einstecken müssen.“
Einer der großen Streitfälle zwischen der Bürgermeisterpartei ÖVP und der Opposition ist die Parkraumbewirtschaftung. So hatte zum Beispiel Reschreiter verlangt, die Parkgebühren vorerst bis 2018 auszusetzen, weil dann die Pflasterbaustelle beendet sei. Bürgermeister Anzengruber will von einem Moratorium auf SN-Nachfrage nichts wissen, deutet aber eine mögliche Verringerung der Parkgebühren für das Frühjahr 2017 an. Derzeit kostet ein Jahresticket 360 Euro, 60 Minuten darf man gratis parken.
Wer immer Anzengruber und Reschreiter nachfolgen wird, eines der großen Themen der Zukunft ist das Stadtmarketing. Hallein kämpft vor allem in der historischen Altstadt um jeden Kunden und Besucher. Daher haben vor rund eineinhalb Jahren die Stadt, der Tourismusverband und der Kaufleuteverein „Gemeinsam für Hallein“die Arge Stadtmarketing gegründet. Man wollte Hallein ein neues Image verpassen und gemeinsam anpacken. Mittlerweile jedoch herrscht heilloser Streit. Nur noch auf eines konnten sich die ehemaligen Partner einigen – auf die baldige Auflösung.
Auch die Geschichte der neuen Pflasterung in Hallein ist eine lange und pannenreiche. Mittlerweile aber ist die zweite Etappe abgeschlossen, die Menschen in Hallein mögen ihr helles Granitpflaser. Eigentlich wäre dies ein Grund zur Zufriedenheit. Doch der Aufschwung, der mit dem neuen Pflaster Einzug halten hätte sollen, wird immer wieder durch Unstimmigkeiten gedämpft. So fühlten sich die Kaufleute mitunter schlecht oder zu spät informiert.
Egal, wie es personell im Rathaus weitergehe: „Ich hoffe, dass es nach der nächsten Wahl keine absolute Mehrheit mehr gibt, für keine Partei“, sagt Friedl Bahner. Die ÖVP hat die absolute Mandatsmehrheit. SPÖ, FPÖ, Grüne und Neos beklagen, nicht genug gehört zu werden. Das politische Klima in Hallein ist seit einigen Jahren geprägt von großer Polarisierung. Es ist oft so frostig wie an diesem Donnerstag.
Die Pflasterung ist nur eine der „Baustellen“