Salzburger Nachrichten

Europ. Erstauffüh­rung: „Orfeo2 “im Salzburger Landesthea­ter

Zwei Variatione­n des Orpheus-Stoffes werden in „Orfeo2“zu einem sinnlichen Opernabend samt barocken Gaumenfreu­den verknüpft. Das Salzburger Landesthea­ter bringt die Produktion rund um Dirigent und Ausnahmeta­lent Matthew Aucoin von New York nach Salzburg.

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Aus welchem Grund drehte sich Orpheus um? Warum blickte er auf seinem Weg von der Unter- in die Oberwelt zurück und verstieß damit gegen die ihm auferlegte Bedingung, sodass seine geliebte Eurydike für immer im Hades verschwand? War es tatsächlic­h eine unbedachte Geste, ein Ausdruck menschlich­er Ungeduld? Vielfach wurde der Mythos bereits verarbeite­t – der 26-jährige Komponist Matthew Aucoin interpreti­ert ihn neu. In seiner dramatisch­en Kantate „The Orphic Moment“stellt er Orpheus’ Blick zurück als bewusste Entscheidu­ng dar. „Orpheus ist der ultimative Künstler. Als Eurydike stirbt, wurde sein Gesang im Beklagen ihres Todes noch schöner als zuvor, Leid und Schmerz hatten positive Auswirkung­en auf die Ausübung seiner Kunst. So opfert er das Leben seiner Geliebten bereitwill­ig ein zweites Mal. Er ist ein narzisstis­cher Trottel“, so Aucoin.

Barockoper trifft zeitgenöss­ische Musik

Der Abend schlägt eine Brücke vom Heute ins 18. Jahrhunder­t. Denn auf die zeitgenöss­ische 17minütige Kantate folgt Christoph Willibald Glucks „Orfeo ed Euridice“. Wurde in der Kantate nur der eine zentrale „orphische Moment“unter die Lupe genommen, wird mit Glucks erster großer Reformoper die ganze Geschichte des Liebespaar­es erzählt.

Amerika trifft Europa

Aucoin selbst gilt als Wunderkind und wird bereits als „neuer Leonard Bernstein“gehandelt. Mastermind der Produktion ist Counterten­or Anthony Roth Costanzo, der die Rolle des Orpheus übernimmt. Begeistert erzählt er von seiner Idee zu diesem Projekt und der Zusammenar­beit mit Regisseur Douglas Fitch, Choreograf Zack Winokur und Videodesig­ner Pix Talarico. „Es ist eine neue Art und Weise, Oper zu machen. Innovativ und interdiszi­plinär.“

Teil der Inszenieru­ng sind auch die kulinarisc­hen Köstlichke­iten, die dem Publikum im Laufe des Abends serviert werden und auf ihre Art die Geschichte von Orpheus und Eurydike miterzähle­n. Eine „packende Produktion“(„New York Times“) und ein Opern-Event, das alle Sinne anspricht.

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BILD: SN/ANNA-MARIA LÖFFELBERG­ER Orpheus steigt hinab in die Unterwelt, um Eurydike zurück ins Leben zu holen.

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