Salzburger Nachrichten

Das Eis des Weihers ist tückisch Die Feuerwehr übt den Ernstfall

Der Schein trügt: Am Leopoldskr­oner Weiher besteht die Gefahr, im unregelmäß­igen Eis einzubrech­en. Die Berufsfeue­rwehr muss binnen Minuten retten.

- TEXT: ANTON PRLIĆ BILDER: ROBERT RATZER

SALZBURG-STADT. Die ältere Dame hat wenig Verständni­s für die Sperre. „Ich bin gerade den ganzen See abgegangen“, erzählt sie Feuerwehrm­ann Werner Kloiber. „Und es hat nicht ein einziges Mal geknackt.“Es gibt einige Salzburger, die sich am Donnerstag nicht an das Betretungs­verbot der Eisflächen auf dem Leopoldskr­oner Weiher halten. Mehrere Spaziergän­ger wandern auf dem Eis, Stockschüt­zen haben sich eine Fläche freigescha­ufelt.

Wie tückisch das Eis derzeit ist, zeigt die Übung der Berufsfeue­rwehr am Donnerstag. Zwei Schritte auf der Eisfläche in der Nähe des Auslaufes beim Weiher reichen, und der Feuerwehrm­ann im Neoprenanz­ug bricht ein. „Der Leopoldskr­oner Weiher hat derzeit eine sehr unregelmäß­ige Eisfläche“, sagt der stellvertr­etende Branddirek­tor Werner Kloiber. „Beim Zu- und Abfluss ist das Eis ohnehin dünn. Und der Schnee wirkt isolierend und hat die Bildung von Eis verhindert.“

Für die Übung der Berufsfeue­rwehr hat die Eisfläche aber genau die richtige Dicke. So können die Feuerwehrl­eute den Einsatz ihres „Eisretters“üben. Mit diesem Schwimmkör­per aus Kunststoff könnten die Einsatzkrä­fte eingebroch­enen Personen zu Hilfe kommen, ohne sich selbst zu gefährden, sagt Werner Kloiber. „Bereits nach kurzer Zeit können sich Personen im Eiswasser kaum noch bewegen. Da zählt für uns jede Minute.“Für die Feuerwehr sind solche Einsätze zum Glück selten. In den vergangene­n sechs Jahren gab es vier Einsätze auf dem Eis, diese betrafen stets eingebroch­ene Hunde.

Die Feuerwehrl­eute ziehen sich im Ernstfall bereits bei der Anfahrt einen wasserdich­ten Anzug aus Segeltuch an. Dann läuft ein Retter mit dem Schwimmkör­per auf das Eis, während ihn sei- ne Kollegen sichern. Ein Paddel mit Haken hilft dem Feuerwehrm­ann, vom Eis auf das Wasser zu gelangen. Am Donnerstag ist der Retter rasch bei seinem eingebroch­enen Kollegen im Neoprenanz­ug. Dieser wird mit Gurten gesichert und mithilfe der anderen Helfer an Land gezogen.

Die kleine Gruppe, die zuvor an der Stelle Enten gefüttert hat, beobachtet das Schauspiel mit Interesse. Ein Passant bestätigt, wie tückisch das Eis auf dem Weiher sein kann. „Auch wenn das Wasser nicht tief ist, sinkt man sehr schnell im Schlamm ein. Das habe ich selbst erlebt. Als Kind sind wir hier jeden Winter zwei Mal eingebroch­en.“

„Der Weiher hat derzeit viele unsichere Stellen.“Werner Kloiber, stv. Branddirek­tor

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Die Berufsfeue­rwehr übt den Einsatz ihres „Eisretters“. Der Kollege im Neoprenanz­ug ist rasch geborgen.
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