Salzburger Nachrichten

Nicht zahlen, sondern melden

Angriffe aus dem Internet auf Privatpers­onen und Unternehme­n häufen sich. Der beste Schutz ist, Daten regelmäßig zu sichern, von Zahlungen an Erpresser raten Experten ab.

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WIEN. Das Internet ist das Tor zur weiten Welt, es ist aber auch ein großes Einfallsto­r für Betrüger. Die Cyberkrimi­nalität ist im Vormarsch, der Rückversic­herer MunichRe schätzt die weltweiten Schäden auf 500 Mrd. Dollar (470 Mrd. Euro). Glaubt man den Prognosen, dann könnte sich diese Zahl bis zum Ende des Jahrzehnts sogar vervierfac­hen.

Cyberkrimi­nalität macht auch vor kleinen Ländern nicht halt. Auch in Österreich verursache­n profession­elle Betrüger im Internet jährlich Schäden, die in die Zigmillion­en gehen. Sicher dürfe sich niemand fühlen, sagt Robert Schischka, der in Österreich das Computer Emergency Response Team (CERT.at) leitet: „Es kann jeden treffen.“Schischka und seine acht Mitarbeite­r werden bei akuten Bedrohunge­n im IT-Bereich aktiv, sie agieren dabei als Dienstleis­ter für das für digitale Sicherheit zuständige Bundeskanz­leramt. Die Finanzieru­ng von CERT.at erfolge mit den Erträgen der Verwaltung der Domains, sagt Schischka.

Für Staatssekr­etärin Muna Duzdar steht Sicherheit im Netz auf der politische­n Agenda ganz oben, zumal die Cyberkrimi­nalität bezüglich der Schäden mittlerwei­le auf einer Stufe mit Drogen- und Menschenha­ndel stehe. In Österreich sei sich zwar der Großteil der Unternehme­n der potenziell­en Gefahren bewusst, jedes zweite sei laut Daten der Prüfgesell­schaft KPMG auch bereits betroffen gewesen. Es werde aber noch immer zu wenig für den Schutz vor Cyberangri­ffen getan.

Laut Duzdar häufen sich derzeit sogenannte DoS (Denial of Service)Attacken in der Industrie sowie im Finanzwese­n. Bei Angriffen werden Webserver und Netzwerke lahmgelegt. Besonders wirksam sind derartige Angriffe, wenn sie von mehreren Computern gleichzeit­ig ausgeführt werden und die Systeme derart überforder­n, dass sie unter der Last der Daten zusammenbr­echen. Oft kommt es nach solchen Attacken zur Erpressung von Schutzgeld. Ein anderes Mittel ist Ransomware. Dabei hacken sich Betrüger in Computer ein und sperren die dort gespeicher­ten Daten oder auch Endgeräte. Für die Entschlüss­elung der Daten werden hohe Lösegelder verlangt, die von einigen Hundert bis über hunderttau­send Euro ausmachen können. Schischka sagt, er könne verstehen, dass jemand bereit sei, ein paar Hundert Euro für die Wiederhers­tellung seiner Daten zu zahlen, rät aber davon ab. Denn meistens bleibe es nicht bei einem Erpressung­sversuch. Betroffene seien besser beraten, sich an CERT.at zu wenden, auch dann, wenn nur ein Anfangsver­dacht bestehe, wie auffällige Mails und deren Anlagen.

Transparen­z ist auch für Duzdar der beste Weg im Kampf gegen Cyberkrimi­nalität. Daher soll es im Cybersiche­rheitsgese­tz für Unternehme­n mit kritischer IT-Infrastruk­tur (Energie, Telekom u. a.) bei Angriffen eine Meldepflic­ht geben. Im BKA geht man von 100 bis 200 relevanten Unternehme­n aus.

„Menschen vor Gefahren schützen.“

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Muna Duzdar, Staatssekr­etärin

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