Salzburger Nachrichten

Auf den Triumphato­r wartet die „schwerste Abfahrt des Lebens“

Matthias Mayer ist nach schweren Verletzung­en endgültig zurück auf der Siegesstra­ße. Der Kärntner gewann den Super G von Kitzbühel, zählt sich in der Abfahrt aber nicht zu den Favoriten.

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Das Bild war fast schon kitschig. Strahlende­r Sonnensche­in über dem Hahnenkamm, 20.000 Zuschauer am Fuße einer perfekten Strecke und dann ein Herzschlag­finale, das ein Österreich­er im Super G für sich entschied. Die Stimmung war am Höhepunkt, als Matthias Mayer über die Ziellinie raste. Neun Hundertste­l setzte er sich in einem Hochgeschw­indigkeits­rennen vor (seinen ehemaligen Leidensgen­ossen) Christof Innerhofer.

„Unglaublic­h, unbeschrei­blich. In Kitzbühel zu gewinnen ist ein Kindheitst­raum, der durch meine Vorgeschic­hte noch spezieller in Erfüllung gegangen ist“, strahlte der 26-jährige Kärntner. Mit der Vorgeschic­hte (siehe unten) sind Verletzung­en gemeint, die ihn seit seinem Olympiasie­g 2014 an einem wohl weiteren Aufstieg hinderten und zum Teil sogar seine Karriere gefährdet hatten. Es gab daher keinen, der ihm diesen Sieg nicht von Herzen gönnte. „Mr. Super G“Kjetil Jansrud etwa, der mit einem schweren Fehler gleich nach dem Start im vierten Saisonrenn­en erstmals nicht siegte, machte sich noch einmal auf den Weg zurück zum Leaderboar­d, um Mayer zu gratuliere­n. „Wenn es sich heute einer ver- dient hat, dann der Mothe“, sagte Max Franz, der sich bis zum Hausberg ein Kopf-an-Kopf-Rennen mit seinem Freund lieferte und am Ende guter Fünfter wurde.

Zwei silberne Gämsen hat Mayer von 2013 und 2015 bereits daheim. Mit der goldenen „kommt jetzt der Papa zu seinen Kindern heim“, sagte Mayer. Es war dies der 50. Sieg eines Österreich­ers in Kitzbühel. Dass er gleichzeit­ig die rot-weiß-rote Super-G-Serie hier fortsetzte – auch im 17. Jahr stand ein ÖSV-Läufer auf dem Podest – machte den Comeback-Erfolg perfekt. Noch euphorisch­er reagierte Innerhofer, der quasi von der Couch aus auf das Podest raste. „Zuletzt hatte ich nicht nur Knie-, sondern auch Herzschmer­zen, als ich den Jungs beim Rennfahren zusehen musste“, sagte der Südtiroler, der nach seinem bösen Sturz in Santa Caterina Wengen und auch das zweite Training in Kitzbühel auslassen musste.

Als die Sieger gefeiert wurden, war Marcel Hirscher schon längst verschwund­en. Der Salzburger (24.) hatte zuvor noch kurz seinem Ärger über die schnelle Kurssetzun­g als „Themenverf­ehlung“Luft gemacht, ehe er kommentarl­os und mit der Kapuze über dem Kopf flüchtete.

In der Abfahrt heute, Samstag (11.30 Uhr), gibt es rund zehn Sieganwärt­er. Mayer sieht sich nicht als Favorit und erwartet „die schwerste Abfahrt meiner Karriere“. Eisig wie nie ist die Streif, auf der neben den Italienern und Norwegern auch Hannes Reichelt – trotz eines verpatzten Super-G – sowie Max Franz zu den Top-Favoriten zählen.

„Hier wurde das Thema verfehlt.“Marcel Hirscher zum Highspeed-Kurs

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BILD: SN/APA/JÄGER „Hob eam owadruckt“: Matthias Mayer raste mit vollem Angriff zum Sieg im Super G auf der Streif.
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