Unser erkranktes Sozialsystem
Zu „Woran der Sozialstaat krankt“(SN vom 30. 12.) Als Schülerin der 7O des BORG Oberndorf möchte ich dazu Stellung nehmen. Bei allen Diskussionen sollte man grundsätzlich nicht vergessen, dass das Sozialsystem Österreichs unser „kostbarstes Gut“ist und uns viele Menschen der ganzen Welt um diese Lebensgrundlage beneiden. Umso wichtiger ist die Erhaltung dieser Strukturen. Ist unser Sozialsystem wirklich krank oder wurde nur die Behandlung und Pflege versäumt? Die Antwort ist meiner Meinung nach schnell gefunden. Unser reformbedürftiges, eingeschränkt handlungsfähiges und zähes politisches System hat unser geniales Sozialgerüst angesteckt. Ideen und Fachwissen der Experten wären ausreichend vorhanden, doch es scheitert fast immer an der rechtlichen Entscheidung und der Umsetzung. Laut Migrationsbericht soll mit jährlich 50.000 Zuwanderern das Pensionssystem gerettet werden. Eine Methode, mit der die seit Langem bekannten Probleme versteckt werden. Angespannter Arbeitsmarkt, Jugend- und Altersarbeitslosigkeit, dies al- les spielt zusammen. Längere Ausbildungszeiten lassen unsere Erwerbsphase im Leben schrumpfen, womit sich unter anderem auch die Beitragszahlungen zur Pensionskasse deutlich vermindern. Diese kürzere Beschäftigungsdauer erhöht aber den Leistungsdruck in der Arbeitswelt automatisch. Gerade in dieser Phase bräuchten wir doch die meiste Zeit für Familie und Kinder. Die Arbeit ist für viele zur Qual geworden, psychische Krankheiten bestätigen diese Tatsache. Wird Zeit zu unserem wichtigsten Gut? Dreht sich in unserem Leben in Zukunft alles nur mehr um die Arbeit? Arbeit muss endlich neu definiert und organisiert werden. Wie Soziologe Mazal richtig feststellt, hat sich unsere Erwerbsphase eigentlich um zehn Jahre verlängert. Längere Beschäftigungsdauer mit kürzeren Arbeitszeiten könnten unsere tägliche Lebensqualität entscheidend verbessern. Teilzeitbeschäftigung ab dem frühen Pensionsalter ist eine weitere zusätzliche Option, würden sich 60Jährige noch fit fühlen und in der Pension unterfordert sein. Diese Chancen wurden noch nicht richtig aufgegriffen. Unser demokratisches System ist sehr steif geworden. Wie mehrere Politiker derzeit vorschlagen, soll der am meisten gewählten Partei mehr Regierungsspielraum zugesprochen werden, um die Handlungs- fähigkeit zu verbessern. Sollte dies gelingen, könnte der Stein ins Rollen gebracht werden. Nur eine geänderte Politik kann unser Sozialsystem wieder fit machen! Kristina Aichinger 5121 Tarsdorf