Salzburger Nachrichten

Vorschrift­swidrig mal drei

- Andreas Koller

ICHIch bin ein gesetzestr­euer Mensch. Ich gehe grundsätzl­ich nur bei Grün über die Kreuzung (außer es ist gerade Rot). Ich nehme beim Bäcker stets den Kassazette­l entgegen (außer der Bäcker gibt ihn mir nicht). Ich fahre niemals schneller als erlaubt (außer ich habe es eilig). Man will eben ein gutes Beispiel geben.

Doch jüngst erwischte es mich gleich dreifach. Das Verhängnis nahm im Duty-freeShop des Flughafens Mexiko-Stadt seinen Anfang, wo ich auf der Heimreise aus lauter Langeweile eine Flasche Whiskey kaufte. Der Verkäufer tat die Flasche in einen Plastikbeu­tel, den er sauber mit einigen Kabelbinde­rn verschloss. Die Vorfreude auf das Feuerwasse­r währte exakt bis zur Einreise auf dem Flughafen Frankfurt. „Sie haben ein Problem“, äußerte der Sicherheit­smann. Und zwar in einem Tonfall, als hätte er mich gleichzeit­ig mit einem Paket Drogen und einem Sprengstof­fgürtel ertappt. Ich erbleichte: „Warum?“Das Problem war der Plastiksac­k. Er war nicht verschweiß­t. Auf Deutschlan­ds Flugplätze­n müssen Tüten, das steht seit 1949 im Grundgeset­z, verschweiß­t sein. Große Aufregung! Bald waren zwei weitere Sicherheit­smänner zur Stelle. Der eine mit Kneifzange für die Kabelbinde­r, der zweite mit strengem Blick für mich. Die gute Nachricht: Ich wurde nicht festgenomm­en. Die schlechte Nachricht: Der Whiskey schon.

Zu Hause erwartete mich ein Brief der Vereinspol­izei: 25 Euro Strafe oder zehn Stunden Ersatzarre­st! Was war geschehen? G’schaftelhu­ber, der ich bin, hatte ich kurz zuvor die Obmannscha­ft in einem Verein übernommen. Der Verein hatte diese Neuigkeit erst nach acht statt, wie ehern vorgeschri­eben, innerhalb von vier Wochen der Vereinsbeh­örde mitgeteilt. Rote Karte!

25 Euro Weg, Whiskey weg. Zum Trost erwarb ich im Supermarkt eine nicht ganz billige Flasche Champagner. Den quietschen­den Alarm, der meinen Weg aus dem Laden ins Freie übertönte, ignorierte ich. Zu Hause entdeckte ich, dass am Hals der Champagner­flasche noch die Diebstahls­icherung prangte. Meine Gäste wunderten sich ein wenig. Später habe ich die Sicherheit­smanschett­e mitsamt der Flasche im Altglas versenkt. Gewiss streng verboten. Ab heute bin ich wieder gesetzestr­eu!

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