Lehrlinge sichern die Zukunft
Nach Jahren rückläufiger Lehrlingszahlen hat sich die Lage bei den Lehranfängern heuer stabilisiert. Mit Stichtag 31. Oktober 2016 standen in Salzburg um drei Prozent mehr Lehrlinge im ersten Lehrjahr in Ausbildung als noch ein Jahr zuvor. In konkreten Zahlen bedeutet das einen Anstieg von 2361 auf 2431.
Die Lehrlingsausbildung in Salzburg steht schon seit mehreren Jahren vor großen Herausforderungen. Aufgrund der demografischen Entwicklung und des damit einhergehenden starken Rückgangs der Jugendlichen ist es auch zu starken Abnahmen bei der Zahl der Lehrlinge gekommen. Lag die Gesamtlehrlingszahl in Salzburg im Jahr 2010 noch bei 10.308, hat sie aktuell laut Wirtschaftskammer auf 8467 abgenommen. Parallel dazu ist auch die Konkurrenz durch AHS und BHS größer geworden, die ebenfalls den Rückgang der 15-Jährigen stark spüren.
Konrad Steindl, Präsident der Wirtschaftskammer Salzburg: „Die Wirtschaftskammer Salzburg steht mehr als viele andere Institutionen für Bildung. Jährlich werden fast 20 Prozent der Kammerumlage in diesen Bereich investiert.“
Entscheidend ist dabei die Fokussierung auf die Stärken der Jugendlichen. Vorhandene Talente und Begabungen müssen aufgespürt und gefördert werden, das ist vor allem Sache der Lehrherrn. Letztlich lohnt sich ein solches Engagement im Betrieb, denn nur was man gut macht, macht man gern, und was man gern macht, macht man gut. Welche Bedeutung die Lehrlingsausbildung für den unmittelbaren Erfolg eines Wirtschaftsstandorts hat, wird durch eine Studie des Instituts für Bildungsforschung der Wirtschaft (ibw) untermauert. Demnach sichert die Lehrlingsausbildung nachweislich den Fachkräftenachwuchs (50 Prozent der Fachkräfte in Salzburg haben einen Lehrabschluss) und steht im direkten Zusammenhang zu einer niedrigen Quote bei der Jugendarbeitslosigkeit. Liegt die aktuelle Arbeitslosenquote bei den unter 25-Jährigen im EU-Schnitt bei 20,3 Prozent, rangiert Österreich mit 10,6 Prozent hinter Deutschland an der zweiten Stelle. Salzburg verzeichnet mit einer Quote von 6,2 Prozent überhaupt einen Rekordwert.
„Durch die direkte Verbindung von Arbeitsmarkt und Ausbildungssystem ermöglicht die Lehre eine besonders praxis- und bedarfsgerechte Integration in Ausbildung und Beschäftigung“, betont Steindl: „Die Versuche, diese Ausbildungsform auf internationaler Ebene nachzuahmen, nehmen daher stark zu. Dadurch, dass wesentliche Ausbildungsaufwendungen von den Betrieben getragen werden, ist diese Ausbildungsform zudem für öffentliche Haushalte die mit Abstand günstigste.“
Um den Fachkräftebedarf in Salzburg auch in Zukunft zu sichern, hat die WK Salzburg bereits vor Jahren verschiedene Maßnahmen gesetzt und die Lehre erheblich aufgewertet. Dazu zählen unter anderem das Erfolgsprojekt „Lehre mit Matura“, die finanzielle Förderung von Lehrbetrieben über „Lehre.Fördern“, Auslandsstipendien für besonders leistungswillige Lehrlinge, breite Berufsinformationsmaßnahmen wie etwa die BIM und nicht zuletzt die Imagekampagne „Lehre: Sehr g’scheit!“ Die jüngste Initiative war die Eröffnung des „Talente-Checks Salzburg“beim WIFI Salzburg im Herbst 2015. Der Talente-Check ist Österreichs modernste Teststrecke für Talente und Fähigkeiten. Seit Beginn wurden mehr als 6000 Schüler getestet. Sie haben im anschließenden Beratungsgespräch erfahren, welcher Bildungsoder Berufsweg für sie der beste wäre.
Von jungen Menschen, die ihre Talente kennen und leben, profitiert auch der Wirtschaftsstandort Salzburg. „Die Unternehmen suchen händeringend nach engagierten und motivierten Nachwuchskräften. Und was motiviert mehr, als seinen persönlichen Stärken und Interessen entsprechend agieren zu können“, betont Steindl. Die Wirtschaftskammer ließ sich den über 700 Quadratmeter großen Testparcours drei Millionen Euro kosten. Der laufende Betrieb wird gemeinsam mit dem Land Salzburg finanziert. Der TalenteCheck steht grundsätzlich auch Lehrlingen und Firmen (etwa für Lehrlingstests) sowie Maturanten und Erwachsenen zur Verfügung.
Wie attraktiv der Talente-Check ist, zeigt nicht nur der Besuch der US-Botschafterin Alexa Wesner, sondern auch von Delegationen der Handelskammern Luxemburg und Bozen. Die Wirtschaftskammer Steiermark setzt gerade einen Test-Parcours nach dem Salzburger Vorbild um. „Zu sehen, dass wir hier ein Vorreiterprojekt ins Leben gerufen haben, freut mich sehr. Der TalenteCheck ist ein Schulbeispiel für moderne Standort- und Bildungspolitik“, betont Steindl. Eine weitere erfolgreiche Initiative der Wirtschaftskammer gemeinsam mit dem Sozialpartner Arbeiterkammer ist das 2008 ins Leben gerufene Projekt „Lehre mit Matura“. „Bereits 1259 Lehrlinge bzw. 15 Prozent aller Auszubildenden im Bundesland Salzburg kombinieren ihre Lehre mit der Berufsmatura und sind damit noch besser für die Zukunft gerüstet“, erläutert Steindl. „Lehre mit Matura“spricht jene Jugendlichen an, die nicht zwischen schulischer und praktischer Ausbildung entscheiden, sondern beides wollen. Die Vorteile liegen auf der Hand. Durch die Kombination von Allgemeinbildung auf Maturaniveau und betrieblicher Praxis sind Absolventen bestens für den Arbeitsmarkt gerüstet. „Lehre mit Matura wird in keinem Bundesland so gut angenommen wie in Salzburg, was für die gute Organisation hierzulande spricht“, sagt Steindl. Besonders erfreulich ist auch die aktuelle Entwicklung bei der Meisterausbildung. Bei der Meisterbriefverleihung im Oktober 2016 wurden 263 Meisterbriefe verliehen – eine neue Rekordzahl bei den Absolventen. 2011 waren es noch 208 Meisterprüfungsabsolventen, im Vorjahr 254. Die Absolvierung der Meisterprüfung wird seit Jahresbeginn 2015 vom Land Salzburg mit dem „Meister-Scheck“gefördert. Dabei werden die Kosten der Prüfungsgebühren für die positiv absolvierten Module zur Gänze übernommen. Zur Abdeckung der Kosten der Vorbereitungskurse auf die Meister- bzw. Befähigungsprüfung gibt es einen Bildungsscheck im Wert von 2000 Euro.