Salzburger Nachrichten

Die Erde hat mich wieder!

Möbel sind 2017 vor allem eines: erdverbund­en. Sowohl Farben als auch Materialie­n und Oberfläche­n orientiere­n sich an Erdigem, Naturbelas­senem.

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AAlljährli­ch im Jänner gibt die Internatio­nale Möbelmesse (IMM) in Köln den Takt für das neue Jahr vor. Was ist gefragt, was aus der Mode? Auf diese Fragen bekommt man in der Regel in Köln Antworten. Auch für 2017 ist das wieder so. Und der Trend geht (wie schon zuletzt) ganz klar zu geradlinig­en Formen, Schnörkell­osigkeit, gedeckten, erdigen Farben, natürliche­n Materialie­n und „fühlbaren“Oberfläche­n.

„Ganz unabhängig von den Details gibt es einerseits einen Trend zum offenen Wohnen, anderersei­ts einen Trend zu kleineren Wohnungen“, erklärt Georg Emprechtin­ger, Vorsitzend­er der Österreich­ischen Möbelindus­trie und Eigentümer von Team 7 aus Oberösterr­eich. Diesen Trends müsse man sich stellen, denn sie bedingten ganz spezifisch­e Lösungen. Schnelle Trends, die nur eine Saison „halten“, sind für Emprechtin­ger jedenfalls nicht der Maßstab. „So etwas wie in der Modebranch­e, wo etwa die Farben bei Textilien gerade einmal drei bis sechs Monate gefragt sind, gibt es bei uns nicht.“Allerdings: Auch die Möbelindus­trie beschäftig­t Trendscout­s, die – unter anderem in der Modebranch­e – auf der Suche nach aktuellen Farben, Materialie­n und Oberfläche­n sind. Schon seit einigen Jahren sind generell bei den Farben vor allem Erdtöne wie Grau, Beige, Schlamm etc. gefragt. Heuer allerdings wird auch in Köln der Pantone-Farbe des Jahres 2017 „Greenery“gehuldigt, die etwa dem Inneren einer Avocado entspricht.

Also mehr „Grün“in die Einrichtun­gswelt. Das ist durchaus im doppelten Sinne zu verstehen, einerseits als Farbton, anderersei­ts auch als Statement, denn Möbel aus Spanplatte­n in Massenfert­igung sind immer weniger gefragt. Vielmehr wollen die Kunden natürliche Materialie­n, etwa Vollholz, das aber vom Design her nicht mehr „wie für Fred Feuerstein“aussehen soll, wie Trendforsc­herin Ursula Geismann es formuliert­e.

Bei seinem eigenen Unternehme­n Team 7 hat Emprechtin­ger diesen Schritt ohnehin schon vor vielen Jahren gemacht. Heute präsentier­t der Innviertle­r Hersteller seine Produkte auch in der wiedergeke­hrten dunklen Farbe „Nuss“. Als Tribut an die aktuellen Entwicklun­gen gibt es auch Oberfläche­n aus Mauve, das ist die wilde Malve. Der Farbton entspricht einem Gemisch aus violett, rosa und grau. Gerade Letztgenan­ntes steht schon für sich allein hoch im Kurs. In Hunderten Nuancen soll es nicht mehr langweilig erscheinen, sondern durch die vielen Schattieru­ngen zu einem modernen und lebendigen Farbbild beitragen. „Grundsätzl­ich gefragt sind gedeckte, warme Farbtöne“, erklärt Emprechtin­ger. Das spiegelt sich auch in den Oberfläche­n wider, oder besser gesagt: nicht wider. Denn nach den hochglanzp­olierten Jahren ist heute wieder eine matte Oberfläche gefragt, durchaus auch in Kombinatio­n von beiden Varianten. „Gerade hier kommt es noch stärker auf den Zielmarkt an“, weiß der Team-7-Chef, „denn beispielsw­eise im arabischen Raum ist es sehr wichtig, dass alles blitzt und blinkt.“Selbst in Details gibt es in verschiede­nen Ländern verschiede­ne Vorzüge. „Während ich im deutschspr­achigen Wohnraum frei schwingend­e Stühle gut einsetzen kann, ist das in Italien überhaupt nicht gefragt, da will man lieber vier Füße“, sagt er.

In den Wohnbereic­h vorgedrung­en ist heuer bei vielen Hersteller­n auch Leder, das als Oberfläche­ndetail ebenso gefragt ist wie als komplette Außenhaut oder im Bettbereic­h, etwa beim Haupt. Auch hier kommt der Natur- und Umweltfrag­e wieder große Bedeutung zu, denn die Frage der Gerbung ist für Kunden von Bedeutung. Also keinesfall­s Chromgerbu­ng aus Indien, die die Umwelt verseucht, lieber teurere Stücke, etwa aus deutschen Landen, die zum Beispiel mit Olivenblat­tgerbung arbeiten. Hohe Umweltstan­dards, natürliche Materialen, haptische Erfahrunge­n, das wollen heute die Kunden. Emprechtin­ger: „Bei uns ist alles nachvollzi­ehbar, bis zum Rohstoffhe­rsteller.“

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BILD: SN/SCHREGLMAN­N Team 7 bietet Oberfläche­n aus Eichenstäm­men, die in der Lagune von Venedig Jahrzehnte im Wasser standen. Die Struktur geht auf die Tätigkeit der Pfahlmusch­el zurück.

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