Auge in Auge mit dem Alligator
Tier- und Naturfotografen müssen sich gut anpirschen können. Christine Sonvilla ist für ein gutes Foto sogar schon einmal unter einem Alligator durchgeschwommen.
Christine Sonvilla erinnert sich noch gut, als sie einmal in Norwegen Moschusochsen fotografierte. „Ich war so in die Arbeit vertieft, ich habe gar nicht bemerkt, dass sie direkt auf mich zuwandern“, erzählt sie. Dann war es zu spät für einen Rückzug. Moschusochsen sind zwar Pflanzenfresser und auch nicht aggressiv, haben aber eindrucksvolle Hörner und bringen bis zu 400 Kilogramm auf die Waage. „Ich habe mich unter meinem Stativ versteckt und mich ganz ruhig gehalten. Sie haben mich neugierig angeschaut und sind dann weitergezogen.“
Christine Sonvilla ist in Kärnten geboren und lebt in Wien. Die heute 35-Jährige studierte Biologie und hat dabei viel über Tiere gelernt und bald auch begonnen, die Natur und ihre Bewohner zu fotografieren. Heute ist sie hauptberufliche Tierfotografin, gemeinsam mit ihrem Partner Marc Graf. Die beiden wollen vor allem eines: Den Menschen die Natur näherbringen und das Bewusstsein für deren Schutz wecken. Daher arbeiten sie auch mit vielen Nationalparks zusammen. Kürzlich gelang den beiden eine spektakuläre Aufnahme eines Luchses im Nationalpark Kalkalpen. Dort hatten sie eine Fotofalle installiert. Nach vielen Wochen des Wartens lief dann tatsächlich ein Luchs ins Bild.
Fotofallen seien vor allem gut geeignet, um sehr scheue oder auch gefährliche Tiere zu fotografieren, sagt Sonvilla. Aber sie benutzt auch andere Methoden: „Ich schöpfe die ganze Palette aus: Bei den Rentieren habe ich mich angepirscht. Dabei muss man immer gegen den Wind gehen, damit die Tiere einen nicht bemerken.“Außerdem gibt es Tarnhütten, in denen sich Fotografen verstecken können. Oder sie tragen Tarnkleidung und werden so fast unsichtbar.
Sonvilla fotografiert auch gern Krokodile und Alligatoren. Dazu reist sie in die Everglades nach Florida. Wichtig ist dabei, die Tiere genau zu beobachten. „Ich bin nicht sofort zu den Alligatoren ins Wasser gesprungen“, sagt sie. Sonvilla kann deren Verhalten gut einschätzen, weil sie viel über die Tiere weiß. Einmal ist sie sogar unter einem Alligator getaucht, um ihn von unten zu fotografieren. „Aber das geht nur mit guter Vorbereitung – und ich war nicht allein. Es war auch ein Experte dabei.“
Wer nun einmal damit beginnen möchte, sein eigenes Haustier zu fotografieren, dem rät die Naturfotografin: „Wenn man das Tier beobachtet und seine Verhaltensweisen kennt, dann weiß man, was in den nächsten Sekunden passiert und ist vorbereitet, sonst ist man immer zu spät dran.“Und ein weiterer Tipp: Für gute Fotos sollte man mit dem Tier immer auf Augenhöhe sein.