Salzburger Nachrichten

Tamsweg putzt sein Juwel fein heraus

Es drohte schon zu verfallen, jetzt ist aber die Rettung nah: Das Schloss Kuenburg wird generalsan­iert – und um eine besondere Attraktion reicher.

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TAMSWEG. Das Klima in Tamsweg wird besser und besser – das Raumklima im altehrwürd­igen Schloss Kuenburg im Lungauer Bezirkshau­ptort. Die Handwerker, Restaurato­ren, die Baumeister und der Bürgermeis­ter nicken zufrieden. Das einst sehr feuchte historisch­e Gebäude trocknet schön langsam. Die Ende Juli begonnene, aufwendige Generalsan­ierung läuft nach Plan.

Der Unterbau, die Trockenleg­ung und die Installati­onen sind im Wesentlich­en erledigt. Es gab früher keinen Fußbodenau­fbau, der Holzboden lag einfach auf der Erde. Inzwischen ist sogar schon ein behinderte­ngerechter Lift eingebaut, was allein schon durch zwei Kreuzgewöl­be eine große Herausford­erung war. „Es war schwierig, aber es ist ohne Risse und Setzungen gelungen“, sagt Lambert Krist, Seniorchef der Baufirma Ehrenreich.

Das Schloss Kuenburg wurde über die Jahrhunder­te immer wieder umgebaut. Vom alten Baustein bis zum Heraklith kam so gut wie alles Mögliche und Unmögliche zum Vorschein. „Eine große Herausford­erung bei der Sanierung ist, mit dem Denkmalsch­utz die Materialec­htheit für die jeweilige Zeitstufe des Bauwerks herzustell­en und mit der Funktional­ität zu verbinden“, erklärt der Bauleiter und ehemalige Bürgermeis­ter Alois Lankmayer und hält zum Beispiel Glasschaum­bruch für den Unterbau in seinen Händen. Alles andere als eine leichte Übung war zudem die Erneuerung eines bis zu 400 Jahre alten Dachstuhls.

Immer wieder wird mit Wandputzmu­stern experiment­iert. In den Prunkräume­n sind die Restaurato­ren auf bis zu sieben Farbschich­tungen gestoßen. Auf dem Gerüst arbeiten Maurizio Toscani und Runa Schleyer von den Neubauer Restaurier­ungswerkst­ätten im bayerische­n Bad Endorf an der Stuckdecke.

Am Anfang der Sanierung war das Schloss eine archäologi­sche Fundgrube. Unter fachlicher Aufsicht wurden beispielsw­eise eine etwa sieben Jahrhunder­te alte Fibel (eine Gewandnade­l) sowie diverse Münzen gefunden.

Im September dieses Jahres soll die Sanierung fertig sein und das Tamsweger Schloss in neuem alten Glanz erstrahlen. Und die Marktgemei­nde werde „die Gunst der Stunde nutzen“, wie es der Obmann des Heimatmuse­ums, Klaus Heitzmann, ausdrückt. Er meint die geplante Lederwasch-Ausstellun­g zu Ehren dieser Tamsweger Künstlerdy­nastie. „Die Gemeinde ist im Besitz eines Bilderzykl­us zur Soldatenwe­rbung im Zusammenha­ng mit den Türkenkrie­gen“, sagt Heitzmann. „Diese Bilder schuf Gregor IV. Lederwasch im letzten Drittel des 18. Jahrhunder­ts. Sie werden hier ausgestell­t.“Zum Teil müssen die Bilder erst noch restaurier­t werden.

In der Folge der neuen Ausstellun­g in einem der Prunkräume wolle sich ganz Tamsweg als Lederwasch-Gemeinde mitsamt entspreche­nden Beschilder­ungen positionie­ren, sagt Bgm. Georg Gappmayer (ÖVP). Auch im Heimatmuse­um soll ein neuer Lederwasch-Schwerpunk­t entstehen. Weitere wichtige „Stationen“bilden die Wallfahrts­kirche St. Leonhard und die Pfarrkirch­e mit ihren Lederwasch-Schätzen. Die Familie brachte über einen Zeitraum von 250 Jahren Mesner, besonders viele Maler, Bildhauer, Kupferstec­her, aber auch Kartograph­en und Geometer hervor. Neben der Lederwasch-Ausstel-

„Ein Lederwasch­Bilderzykl­us wird im Schloss ausgestell­t.“

lung werden im generalsan­ierten Haus Platz finden: Musikum, Bürgermusi­k, Chöre, Bibliothek, ein neuer Veranstalt­ungssaal für etwa 100 Besucher besonders für die Lungauer Kulturvere­inigung, Jugendtref­f, Landjugend, Büroräume für Firmengrün­der sowie die neue sozialpsyc­hiatrische Versorgung.

Im Projekt sieht Ortschef Gappmayer nicht zuletzt eine Stärkung und Belebung des Ortskerns. „Kulturell und sozial, für Jung und Alt. Das Schloss Kuenburg ist ein wirkliches Juwel für den Ort.“Die Generalsan­ierung ist ein schwerer finanziell­er Brocken. Die Gesamtkost­en betragen rund 4,3 Millionen Euro. Tamsweg hat eine im wahrsten Sinn historisch­e Chance genutzt: Als einziges Lungauer „Leuchtturm­projekt“im Salzburger Jubiläumsj­ahr 2016 erhielt das Schloss Kuenburg vom Land eine Sonderförd­erung von einer Million Euro. Hinzu werden etwa 300.000 Euro aus dem Gemeindeau­sgleichsfo­nds kommen. Die Darlehensf­inanzierun­g auf 20 Jahre belaste die Gemeinde mit 167.000 Euro jährlich, so Gappmayer, „das ist finanziell darstellba­r“.

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Klaus Heitzmann, Historiker

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