Eine Frau, die sich ständig verwandelt
Jasmin Rituper liebt die Transformation. Mit ihrer ersten Solo-Show in Salzburg gewährt sie tiefe Einblicke in ihr Leben als Profitänzerin.
SALZBURG-STADT. In Jasmin Ritupers Loft in Mülln ist es trotz Dauerfrost wohlig-warm. An einer Wand befinden sich hohe Spiegel, von der höchsten Stelle der freigelegten Holzbalken hängen Luftakrobatiktücher. Die 36-Jährige tänzelt barfuß durch die Wohnung und bewegt sich fast so geschmeidig wie ihr Kater Chango, ein Britischkurzhaar.
Vor zehn Jahren hat sich Jasmin Rituper auf Anregung ihres Vaters eine Antwort auf die Frage zurechtgelegt, wer sie sei und was sie mache: „I am shapeshifting“– zu Deutsch „Ich verwandle mich“– ist die Beschreibung für eine Darstellerin, die sich nicht auf nur eine Stilrichtung festlegen will. Sie tanzt beim Gletscherspektakel „Hannibal“von Hubert Lepka an einem Helikopter durch die Luft. Sie unterrichtet Tanz und Akrobatik, sie hat an Kinofilmen (Men in Black 3), Musikvideos (mit Rihanna und Jay-Z) oder Werbespots mitgewirkt. Für Galas, Firmenfeiern und DinnerShows kann man sie buchen. Und in ihrem Loft hält sie Stunden und Workshops für Yoga und Burlesque ab.
Jasmin Rituper tanzt, seit sie drei Jahre alt ist – so aufgeregt wie jetzt war sie trotzdem noch nie: Am 24. Jänner hat ihr erstes Solostück in Salzburg Premiere. „Es ist abstrahiert, aber es basiert auf meiner Lebensgeschichte. Ich verarbeite die ganze Zeit meine Erinnerungen.“Zum Beispiel die Ausbildung in Wien und Amsterdam und vor allem ihre Zeit in den USA. „Genau vor zehn Jahren im Jänner bin ich nach New York gegangen. Ich wollte wissen, ob ich es in der freien Szene schaffen könnte.“Die Antwort lautete „ja“– mit allen Höhen und Tiefen. Täglich spannende Menschen kennenlernen, die eigenen Fähigkeiten und Fertigkeiten ausbauen und verfeinern. Doch das Leben als Künstlerin kann man sich in New York nur mit Nebenjobs leisten. Seien es Auftritte bei Teenager-Geburtstagsfeiern reicher Familien, Go-go-Tanzen oder Aktmodeln. Das Thema Sexualität und Sensualität spielt daher auch im Stück eine große Rolle.
Regisseur des Stücks ist mit Alexander Wengler auch kein Unbekannter. Er ist den Salzburgern mit seiner Tanzgruppe „Nobulus“und dem Format „HipHop goes Theatre“bekannt. Wengler und Rituper haben bereits öfter zusammengearbeitet.
Was sie ebenfalls verbindet, ist die Unterstützung des Vereins „Kunsthilfe Salzburg“, der junge Künstler bei ihren ersten Projekten unterstützt. Die Altersgrenze liegt eigentlich bei 30 Jahren. Doch für Jasmin Rituper wurde eine Ausnahme gemacht. Ihre Unterstützung wird als Sonderprojekt abgewickelt. Dafür zuständig ist mit Alfred Winter ein alter Kulturprofi. Der Mitbegründer der „Szene der Jugend“war jahrzehntelang beim Land Salzburg für kulturelle Sonderprojekte zuständig. Für Winter schließt sich mit diesem Solostück ein persönlicher Kreis. „Vor 35 Jahren hat mich Eva Rituper-Dietz kontaktiert. Sie führte eine Tanzschule und war Expertin für lateinamerikanischen Tanz. Sie wollte eine eigene Produktion machen, doch bevor es dazu kam, verstarb sie leider. Deshalb bin ich mit diesem Projekt so glücklich: Was die Mutter machen wollte, stellt jetzt die Tochter auf die Beine.“
„I am shapeshifting“: Am 24./25. Jänner sowie am 20./21. Februar, jeweils 19.30 Uhr, Arge Kultur.