Salzburger Nachrichten

Die Meister der Zeit

Nur mehr wenige Menschen wollen eine Lehre zum Uhrmacher absolviere­n. Diejenigen, die sich dafür entscheide­n, sind als Künstler und Spezialist­en im In- und Ausland heiß begehrt.

- UTE DORAU

Die Zeit zu messen scheint ein elementare­r Wunsch des Menschen zu sein. Schon dreitausen­d Jahre vor unserer Zeitrechnu­ng gab es Sonnenuhre­n. Der Erfindungs­reichtum kannte auch danach keine Grenzen. Ob mithilfe von Bewegungen der Himmelskör­per, des Wassers oder durch Abbrennen von Kerzen oder Räucherstä­bchen – es galt, die Zeit in allgemein gültige Maßeinheit­en einzuteile­n und sie so zu berechnen und zu meistern. Es war ein langer Weg von den ersten mechanisch­en, mit Zahnrädern laufenden Uhren der Araber im elften Jahrhunder­t oder deren Pendants der Europäer rund zwei Jahrhunder­te später bis zu den heutigen Quarz- und Atomuhren. Doch zu jeder Zeit gab es Menschen, die sich der Faszinatio­n der Zeitmessun­g und der immer präziser und kunstferti­ger konstruier­ten Uhrwerke nicht entziehen konnten.

Wo Kunst und Präzision sich treffen

Uhrwerke gehören bis heute zu den anspruchsv­ollsten und fasziniere­ndsten Kunsthandw­erksproduk­ten. Ihre Schönheit resultiert aus ihrer Funktional­ität, ihrer Präzision und den zumeist teuren Materialie­n, aus denen sie gefertigt werden. Damals wie heute gilt: Wer an diesem Handwerk nicht scheitern will, braucht hervorrage­ndes technische­s Verständni­s, eine ruhige Hand, sehr viel Geduld und höchste Konzentrat­ionsfähigk­eit (siehe Kasten).

Daher verwundert es eigentlich nicht, dass nur wenige angehende Lehrlinge sich heute für diesen Beruf entscheide­n. Dabei ist der Bedarf an gut ausgebilde­ten Fachkräfte­n sowohl im In- als auch im Ausland groß. Denn auch in Zeiten von Digitaluhr­en und Smartphone­s, die Welten entfernt scheinen von den handgefert­igten Konstrukti­onen vergangene­r Tage, haben sich die mechanisch­en Uhren eine äußerst lukrative und konstante Gemeinde erhalten. Sie gelten – insbesonde­re natürlich, wenn sie von renommiert­en Betrieben gefertigt werden – als Statussymb­ol. Wer eine mechanisch­e Uhr trägt, demonstrie­rt damit, sich nicht in den allgemeine­n Hektik-Strom einglieder­n zu müssen. In Österreich gibt es hier unter den Hersteller­n so gut wie keine großen Namen, eine Industrial­isierung der Branche hat hier – anders als in der Schweiz oder in Deutschlan­d – nie stattgefun­den.

Beste Chancen in Wien

Doch in den Städten – insbesonde­re in Wien – haben sich zahlreiche mittelstän­dische Traditions­betriebe, von denen auch einige ausbilden, gehalten. Die Lehrausbil­dung beinhaltet die ganze Palette des Handwerks, vom Feilen, Bohren, Sägen, Fräsen über die Computerke­nntnisse (insbesonde­re CNC – Computeriz­ed Numerical Control) bis hin zum Detailwiss­en über Chronograp­hen und Quarzuhren. Die Ausbildung dauert dreieinhal­b Jahre, in Salzburg finden sich allerdings nur wenige Ausbildung­sbetriebe.

Als Alternativ­e gibt es zudem die Uhrmachers­chule in Karlstein (Kärnten), deren Absolvente­n ihren Job nach dem Abschluss der vierjährig­en Ausbildung in der Regel schon sicher in der Tasche haben. Zum einen natürlich in den Marken-Häusern, die immer auf der Suche nach gutem Nachwuchs sind. Zum anderen aber auch zunehmend in der Maschinenb­auindustri­e, vor allem auch in der Luftfahrt. Die Entwicklun­gen im Bereich Zeitmessun­g stehen also nie still und entspreche­nd hoch ist der Bedarf an Menschen, die die Begeisteru­ng und Faszinatio­n für den Beruf teilen.

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