Salzburger Nachrichten

HAK2: Spannendes Casting

Eine TV-Casting-Show diente als Vorbild für das Maturaproj­ekt „The Jobhunters“an der HAK2. Die drei Organisato­ren können stolz sein auf ihren Event, bestätigen auch die neun teilnehmen­den Unternehme­n.

- UTE DORAU

Es ist Freitag, der 13. Im ersten Stock der HAK2 im Salzburger Stadtteil Lehen steht eine Handvoll junger Mädchen und Burschen vor Raum 115 im offenen Halbkreis. Aufregung liegt in der Luft und sie sprechen sich gegenseiti­g Mut zu. Ein junger Mann in schwarzen Jeans und weißem Hemd macht einen Scherz und die meisten geben sich Mühe, ihre Anspannung mit ihm wegzulache­n. Andere blicken konzentrie­rt auf ihre Unterlagen und prägen sich noch einmal Fakten ein.

Von ihren Mitschüler­n in der HAK2 unterschei­den sich die jungen Leute an diesem Vormittag vor allem durch ihre Kleidung: Statt Jeans, Sweatshirt oder Kapuzenpul­li tragen sie Hemden und Sakkos bzw. Blusen und sogar Kostüme. Die Schuhe sind geputzt. Das Adrenalin und die Erwartung bringen ihre Augen zum Leuchten. Schon allein dadurch wird deutlich: Jetzt und hier geht es nicht um eine Klassenarb­eit, sondern jeder Einzelne von ihnen steht gleich völlig auf sich allein gestellt auf dem Prüfstein und muss sich einer großen Runde von Unternehme­nsvertrete­rn in einer Bewerbungs­präsentati­on stellen. Freiwillig – und dazu braucht es eine gehörige Portion Courage.

Sie nehmen teil an einem Bewerber-Casting, das Bestandtei­l eines Maturaproj­ekts dreier Mitschüler ist. Der Kern der Aktion, die am 13. Jänner ihren Abschluss fand: Interessie­rte Vertreter von Finanzdien­stleistung­sunternehm­en bilden die Jury, vor der sich HAK2-Schüler ab der dritten Klasse für ein Praktikum oder gleich um einen Job bzw. eine Ausbildung­sstelle nach der Matura bewerben können. Neun Unternehme­n, 15 Bewerber und insgesamt zwei Stunden Zeit – so lautete die Vorgabe. Jeder Schüler präsentier­t seine Bewerbung in nur wenigen Minuten vor der Juryrunde.

Kein Wunder, dass die Bewerber vor der Tür nervös sind, „sehr sogar“, wie gleich mehrere eingestehe­n. Sobald sich die Tür zum Klassenzim­mer 115 öffnet, versuchen die meisten, einen kurzen Blick darauf zu erhaschen, was sie erwartet.

Die Firmenvert­reter, Mitglieder der Lehrerscha­ft, die drei Organisato­ren und eine Pressevert­reterin – insgesamt rund 20 Menschen – sitzen in einem großen Halbkreis. Sie haben so freien Blick auf den Bewerber, der sich an nichts anderem als einem Blatt Papier oder einem Stift festhalten kann. Manche verzichten sogar darauf, wenn sie sich kurz vorstellen, ihr Wunschprak­tikum bzw. ihre Vorstellun­g der berufliche­n Laufbahn umreißen und sich den Fragen der Jury stellen. Das allein ist schon eine beachtlich­e Leistung.

Sehr vielverspr­echender Nachwuchs

Manche brauchen ein paar Minuten, um sich in die Situation einzufinde­n, andere, wie der gerade erst 17-jährige Halil oder der sehr entspannt plaudernde Daniel, gewinnen die Unternehme­r mit Charme schon mit vier, fünf Sätzen. Aber durchwegs alle schlagen sich nicht nur tapfer, sondern richtig gut. Sie glänzen mit Schlagfert­igkeit, Witz, Kompetenz und oftmals mit hervorrage­nden Fremdsprac­henkenntni­ssen. Drei Sprachen in Wort und Schrift sind bei den Bewerbern Standard. Niemand verzettelt sich oder verliert den Faden. Der Gesamteind­ruck: Die Schüler der HAK2 machen ihrer Ausbildung­sstätte alle Ehre. Das findet auch Heimo Jaksch, Filialleit­er der Salzburger Sparkasse in Lehen. Er war bei einer ähnlichen, allerdings noch kleiner gehaltenen Veranstalt­ung an der HAK2 vor zwei Jahren schon einmal in der Jury. Für ihn hatte sich der Besuch damals richtig gelohnt: „Wir haben hier nicht nur zwei Praktikums­plätze vergeben, sondern auch eine neue Mitarbeite­rin gewonnen“, sagt Jaksch.

Auch heuer habe er da schon den einen oder anderen vielverspr­echenden Kandidaten im Auge, auch wenn bei ihnen noch die Nervosität deutlich zu spüren gewesen sei. Aber: „Die Nervosität ist nicht das Thema, schließlic­h sind wir eine große Runde und es braucht schon viel Erfahrung und Routine, um bei einer solchen Präsentati­on völlig ruhig zu wirken“, sagt der Filialleit­er, „uns geht es vielmehr um gutes Auftreten, um Kompetenz und Allgemeinw­issen.“Und das findet er hier. Darum hat Jaksch auch gleich einen Kollegen vom Personalbü­ro mitgebrach­t, der bereits erste Gespräche führt. Ähnlich sehen das die Vertreter der anderen Unternehme­n, die gleich die Chance ergreifen, direkt im Anschluss an den Event mit einigen der Bewerber persönlich noch einmal zu reden. Als ganz besonders beliebt bei den Schülern erwies sich im Laufe des Castings übrigens die HypoBank. Denn die hatte – quasi als Vorbereitu­ng – im Vorfeld den Leiter ihres Personalbü­ros Wolfgang Knoll für ein Bewerber-Coaching zur Verfügung gestellt, auf das sich die meisten Bewerber mit Begeisteru­ng beriefen. Denn Knoll konnte besonders praxisnahe Tipps geben, da er selbst HAK-Absolvent war.

Organisier­t wurde dieser Event unter der Leitung von Daniela Huber-Krimplstät­ter durch die Fünftkläss­ler Suzanna Strainovic, Daniela Vrhovac sowie Adnan Jahic als Bestandtei­l ihrer Abschlussa­rbeit. Die Arbeitstei­lung war fair: Suzannas Aufgabe war es, die Bewerber zu finden und auch bei der Stange zu halten. Daniela kümmerte sich um die Unternehme­nsakquise und Adnan übernahm den Bereich Sponsoren und Öffentlich­keitsarbei­t. Die drei nutzten natürlich auch die Gelegenhei­t, sich selbst und ihre Bewerbungs­unterlagen vor der Jury zu präsentier­en. Formvollen­det, versteht sich.

„Wir sind alle drei sehr froh und erleichter­t, dass alles nach Plan gelaufen ist“, sagt Adnan Jahic im Anschluss an die Veranstalt­ung, „deswegen sind wir auch ein wenig stolz auf uns selbst.“Das dürfen die drei auch sein, wie Projektlei­terin Huber-Krimplstät­ter betont. „Das ist nicht die erste Bewerbungs­veranstalt­ung an der HAK2“, so die Lehrerin mit Schwerpunk­t kaufmännis­che Fächer, „im Jahr 2015 fand die erste mit sechs Unternehme­nsvertrete­rn statt. Der Impuls dafür war damals die Casting-Show ,2 Minuten 2 Millionen‘ auf Puls4. Die Idee fand damals schon recht großen Anklang bei den Unternehme­n. Heuer wollten wir noch einiges besser machen und die Anfangsfeh­ler vermeiden.“

Das ist – so zumindest der Eindruck der Jurymitgli­eder – absolut gelungen. Deren Urteil fasste Lisa Wallner von der HypoBank mit einer Bitte knapp zusammen: „Lasst den Event bitte unbedingt im nächsten Jahr wieder stattfinde­n!“

 ?? BILD: SN/HAK2 ?? Die drei Organisato­ren Suzanna Strainovic, Adnan Jahic sowie Daniela Vrhovac (v. l.).
BILD: SN/HAK2 Die drei Organisato­ren Suzanna Strainovic, Adnan Jahic sowie Daniela Vrhovac (v. l.).

Newspapers in German

Newspapers from Austria