Salzburger Nachrichten

Reiche Männer – arme Frauen

Die Kluft zwischen Arm und Reich ist auch eine zwischen Männern und Frauen. Das könnte der digitale Wandel nochmals verschärfe­n.

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Acht Menschen besitzen mehr Vermögen als 3,6 Milliarden Menschen, die ärmere Hälfte der Menschheit. Es sind acht Männer. Die Kluft zwischen wenigen reichen Menschen und den anderen spüren wir mittlerwei­le jeden Tag, auch im Mittelstan­dsalltag, in politische­n Entscheidu­ngen sowieso. Doch ganz besonders merken sie jene, die zu den armen 50 Prozent auf diesem Planeten gehören. Ja, richtig. Die Mehrheit der armen Bevölkerun­gshälfte sind Frauen. Auch in Österreich ist Armut weiblich, vor allem in der Generation der Älteren.

Seit Jahren sagen uns Zukunftsfo­rscher ein Zeitalter der Frauen voraus. In industrial­isierten Ländern kann man sich des Eindrucks nicht erwehren, dass die Geschlecht­erdebatte raumgreife­ndes Thema ist. Geredet wird tatsächlic­h viel, allein es fehlt Aktivität. Nur ein kleines Beispiel zeigt, wie weit die politische­n Willensbek­undungen zum Thema Gleichstel­lung der Frauen mit der Realität übereinsti­mmen. Als Finanzmini­ster Hans Jörg Schelling vor einer Woche im Finanzmini­sterium seinen Fünf-Jahres-Plan für Österreich vorstellte, skizzierte er darin unter anderem eine frühere Anhebung des gesetzlich­en Pensionsan­trittsalte­rs für Frauen. Doch im ausgewählt­en Publikum mit einigen Hundert wichtigen Menschen befanden sich nur vereinzelt Frauen. Sind sie nicht wichtig genug? Wäre es nicht eine gute Möglichkei­t für Spitzenpol­itiker, mehr Frauen gezielt zu Veranstalt­ungen einzuladen, in denen es um die Zukunft Österreich­s geht, dessen Hälfte sie nun mal stellen? In Österreich gäbe es genug „wichtige“Frauen. So viele, dass sie ein ganzes Ministeriu­m füllen können.

Das Zeitalter der Frauen kommt? Schaut man sich die gegenwärti­ge vierte industriel­le Revolution mit Themen wie künstliche­r Intelligen­z, maschinell­em Lernen oder Nanotechno­logie an, mittels derer unsere Wirtschaft gerade umgekrempe­lt wird, zeigt sich möglicherw­eise ein anderes Bild. Der „Future of Jobs“Report des World Economic Forums warnt davor, dass Frauen zu den Verliereri­nnen dieser Entwicklun­g zählen könnten und die Geschlecht­erkluft sogar größer werden könnte. Die Forscher gehen davon aus, dass von 2015 bis 2020 rund sieben Millionen Jobs verschwind­en werden, zwei Drittel davon in Büros und Administra­tion, der Rest in Branchen, die mit Computern, Mathematik, Architektu­r oder Technik zu tun haben. In den ersten zwei Dritteln sind die klassische­n Frauen-Branchen. In absoluten Zahlen schaut das so aus: Männer werden einen Verlust von vier Millionen Jobs erleiden, aber für sie entstehen 1,4 Millionen neue. Frauen werden drei Millionen Jobs verlieren, aber nur 0,55 Millionen neue dazugewinn­en. Für fünf verlorene Jobs für Frauen kommt nur ein neuer dazu. Dies kann zum Teil dadurch erklärt werden, dass Frauen in der am stärksten wachsenden Job-Familie – Computer, Mathematik – schwach vertreten sind.

Die Antwort darauf: Frauen sollten sich mit den neuen Entwicklun­gen intensiv beschäftig­en, sich dahingehen­d bilden und weiterbild­en. Unternehme­n, die im Wandel nicht abgehängt werden wollen, sollten Frauen ermuntern, ihre Fähigkeite­n und Fertigkeit­en weiterzuen­twickeln und anzupassen. Es geht um Lernfähigk­eit und Lernwillen, die sind weder weiblich noch männlich. WWW.SALZBURG.COM/FRAUENSACH­E

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Karin Zauner

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