Wärmendes in der Eiseskälte
Der eine sucht diesen einen Ton. Der andere ist Bandleader, lässt aber lieber andere reden. Und der Dritte rettet schon wieder ein Festival.
Der gute Mann hat in diesen Dingen durchaus Erfahrung. Wolfgang Hartl, Architekt und stets umtriebiger Obmann des Zentrums zeitgenössischer Musik, rettete (mit anderen Kollegen) schon zwei Mal das „große“Festival des Sommers mit enormem persönlichen Einsatz vor dem Aus.
Diesmal war das neue, kleine, feine „3 Tage Jazz“-Festival dran. Es hätte seine zweite Auflage fast nicht erlebt. Nur durch interne Umschichtungen war es zu budgetieren. Dennoch: Es soll zur fi- xen Einrichtung werden. Schön wär’s. Denn das musikalische Konzept war wieder fein abgestimmt. Elegisch, versonnen, suchend, der erste Abend mit dem Ulrich Drechsler Trio. Der Klarinettist ließ die Zuhörer im Kunsthaus Nexus wissen: „Ein Konzert mit nur einem Ton spielen. Das ist mein Traum.“Es klang auch mit vielen Tönen wunderbar, Herr Drechsler! Gleiches gilt für die Formation um die Pianistin Anet Fort, die mit Birdwatching“subtile musikalische Geschichten erzählte. Gemeinsam mit Maestro Gianluigi Trovesi. Sehr viel Spaß und ein frischer junger Sound an Tag zwei mit Interzone & Schleiermacher rund um Trompeter Mario Rom sorgten für musikalisch Wärmendes in kalten Zeiten. Rom redet nicht gern. Sein Sound spricht aber ohnehin für ihn und seine Band.
Zum Niederknien schön, voller Poesie und Erzählkraft entpuppte sich Ida Lupino mit dem famosen Pianisten Giovanni Guidi, Gianluca Petrella (Posaune), Louis Slavis (Klarinette, Bassklarinette) und Gerald Cleaver (Schlagzeug). Die gleichnamige CD ist wärmstens zu empfehlen.