Wie sich die Gewichte in Ostasien verschieben
Die Kehrtwende der USA beim Pazifik-Freihandelsvertrag TPP eröffnet China neue Chancen, birgt aber viele Risiken.
PEKING. Donald Trump stiftet Aufregung unter den Pazifikstaaten: Der Ausstieg der USA aus dem fertig verhandelten Abkommen TPP ist ein schwerer Schlag für Partnerländer wie Japan, Vietnam oder Australien. Sie hatten sich Wachstum und Arbeitsplätze vom vereinfachten Warenverkehr mit den USA erhofft.
China könnte kurzfristig der lachende Dritte sein. Denn Präsident Barack Obama hatte TPP mit dem Ziel eingefädelt, den Einfluss Chinas in Asien zu schwächen. Er wollte damit zugleich die Rolle der USA stärken. Den Japanern war das völlig recht. Der Aufstieg Chinas hat Japan ohnehin seit Langem gestört.
Chinas Präsident Xi Jinping hat bereits mehrere konkurrierende Programme gestartet, wie die Initiative zur Wiederbelebung der Seidenstraße mit Freihandel in Zentralasien. China hat zudem einen Vertrag mit den Ländern Südasiens vorangetrieben, der für Laos, Malaysia oder Bangladesch durchaus attraktiv aussieht: Anders als Obama besteht Xi nicht auf Auflagen für Umwelt- oder Arbeitsschutz.
Mit der politischen Wende in Washington verschieben sich auch in Asien die Kräfteverhältnisse. Für China bedeutet das ein Wechselbad der Gefühle. Der US-Rückzug lässt Peking mehr Raum, sich als Regionalmacht zu entfalten. Dafür steht der Rückzug aus TPP.
Laut Analysten überwiegen für China die negativen Konsequenzen des neuen Kurses in Washington. Schon in der Rede zur Amtseinführung hatte Trump angekündigt, die eigene Wirtschaft von Einflüssen von außen „schützen“zu wollen. Es geht um Zölle, die eine preiswerte und effiziente Produktion in China unrentabel machen. „Trump befindet sich auf Konfrontationskurs mit China“, urteilen Experten der Großbank Citigroup in einer Studie. Trumps Handelsminister Wilbur Ross warf China vor, seinen Markt mit unfairen Mitteln zu schützen. Er kündigte vor dem Senat einen Gegenschlag an. Die Regierung in Peking ließ derweil ihrerseits prüfen, welche Auswirkungen hohe Zollschranken haben könnten und wie China sich dafür rächen kann.
Ökonomen befürchten bei einem Handelskrieg der beiden größten Volkswirtschaften katastrophale Auswirkungen für das Wachstum. Trump beklagt zu Recht, dass die massenhafte Produktionsverlagerung nach China viele Arbeitsplätze in den USA gekostet hat. Auch das dauerhaft hohe Defizit der USA im Handel mit China gilt als Fehlentwicklung, die besser so nie passiert wäre. China liefert Monat für Monat mehr Waren in die USA als umgekehrt – und macht rund 80 Mrd. Dollar Plus.
Die Frage ist, wie beide aus dieser ungesunden Beziehung aussteigen. „Hohe Zölle sind keine Lösung“, sagt Richard Duncan, Chefökonom von Blackhorse Asset Management in Singapur. Beide Länder müssten ihren Handel schrittweise auf eine solidere Basis stellen, sonst fehlten China die Einkünfte aus dem Handel und den USA willige Abnehmer für ihre Schuldpapiere. Da Trump die Steuern senken will und auch sonst allerlei teure Ideen hat, ist er jedoch dringend darauf angewiesen, das Staatsdefizit erhöhen zu können. Höhere Zinsen mangels Abnehmern von Anleihen kann er sich nicht leisten.
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