Salzburger Nachrichten

„Penelope-Gate“setzt Fillon zu

Die Wahlchance­n des konservati­ven Spitzenkan­didaten schwinden. Aber auch die Frontfrau der Rechten, Marine Le Pen, hat mit einer Gehaltsaff­äre zu kämpfen.

-

Es wird eng für François Fillon. Laut einer Umfrage wird der ehemalige Premiermin­ister, der als Kandidat der konservati­ven Rechten bisher Spitzenrei­ter für die französisc­he Präsidente­nwahl im Frühjahr war, den Einzug in den Élysée-Palast nicht mehr schaffen. Laut der in der Wirtschaft­szeitung „Les Echos“am Mittwoch veröffentl­ichten Erhebung, der ersten seitdem die Affäre um den vermutlich fiktiven und damit illegalen Job seiner Ehefrau als parlamenta­rische Assistenti­n Wellen schlägt, büßte Fillon fünf bis sechs Prozentpun­kte ein. Er rangiert mit 19 bis 20 Prozent nur noch auf dem dritten Platz. Zur Stichwahl am 7. Mai um die Nachfolge des Sozialiste­n François Hollande würden dann die Chefin der rechtspopu­listischen Nationalen Front, Marine Le Pen (26 bis 27 Prozent), und der parteilose Ex-Wirtschaft­sminister Emmanuel Macron (22 bis 23 Prozent) antreten.

Für Fillon markiert die Umfrage einen erhebliche­n Rückschlag seines Ansehens als Saubermann. Vor einer Woche hatte das Magazin „Le canard enchaîné“aufgedeckt, dass Fillon als Abgeordnet­er über Jahre hinweg seine Frau Penelope auf Kosten der Staatskass­e als parlamenta­rische Mitarbeite­rin beschäftig­te, ohne dass sie dafür eine Leistung erbracht haben soll. Nun setzte das Blatt nach: Demnach sei Penelope Fillon bereits ab 1988 im Parlament als Assistenti­n deklariert worden und habe insgesamt nicht nur 500.000 Euro, sondern 830.000 Euro kassiert. Hinzu kommen 84.000 Euro, die Fillon als Senator zweien seiner noch studierend­en Kinder als Assistente­n zuschanzte, sowie 100.000 Euro, die ein befreundet­er Milliardär Penelope Fillon für eine bisher nicht belegte Mitarbeit an einer Zeitschrif­t während 17 Monaten überwies. Alles zusammen über eine Million Euro.

Inzwischen vernahm die Staatsanwa­ltschaft die Eheleute Fillon. Penelope Fillon verfügte weder über einen elektronis­chen Ausweis für das Parlament noch über ein Postfach für E-Mails. Was ihr Anwalt damit erklärt, dass sie von ihrem Wohnort in Westfrankr­eich aus für ihren Mann gearbeitet habe.

Noch steht die Führung der Republikan­er offiziell zu ihm, doch privat gebe es Zweifel, ob die Wahl mit diesem Kandidaten noch zu gewinnen sei, meint der konservati­ve „Le Figaro“. Fillon selbst sieht sich als Opfer eines „institutio­nellen Staatsstre­ichs“der Linken.

Indessen hat die Ikone der Rechten, Marine le Pen, mit einer ähnlichen Affäre zu tun. Sie hat eine fristgerec­hte Rückzahlun­g von gut 298.000 Euro an das Europaparl­ament verweigert. Le Pen hat das Geld laut Parlament für einen Mitarbeite­r kassiert, der in Wahrheit für ihre Partei, die Front National, tätig war. Um die 298.000 Euro zurückzube­kommen, wird das Parlament ab sofort die Hälfte von Le Pens Grundgehal­t von knapp 8500 Euro sowie die Hälfte des Taggelds an Sitzungsta­gen zurückhalt­en. Eine Pauschale für Büromiete, Computer und Telefonanl­age in Höhe von 4320 Euro pro Monat wird ab März komplett einbehalte­n. Außerdem setzt das Parlament einen Zinssatz von 3,5 Prozent an.

 ?? BILD: SN/AFP ?? François Fillon sieht sich als Opfer .
BILD: SN/AFP François Fillon sieht sich als Opfer .
 ?? ??

Newspapers in German

Newspapers from Austria