Mit Rainhard Fendrich Österreich wieder lieben lernen
Aus dem Liedschaffen des Austropop-Pioniers wurde ein Musical gebaut: „I am from Austria“kommt im September.
WIEN. Es gibt Lieder, die machen sich selbstständig. „I am from Austria“ist ein solcher Song, den Rainhard Fendrich einst schrieb, als wegen eines Bundespräsidenten mit Nazivergangenheit viele Österreicher im Ausland ihre Herkunft verleugneten. Er nicht, und so entstand – „eigentlich als Protestlied gegen den Vorwurf, alle Österreicher sind Nazis“– „I am from Austria“. „Heimliche Nationalhymne“wird der Song oft genannt. Mittlerweile werde er in Stadien gesungen und auch in rechtpopulistischen Kreisen, „dieser Song wurde mir entrissen wie kein anderer“, nennt Fendrich das.
Als der Liedtexter Titus Hoffmann mit der Idee an ihn herangetreten war, aus den vielen populären Songs ein Jukebox-Musical à la „Ich war noch niemals in New York“zu erarbeiten, empfand das Rainhard Fendrich als „großes Kompliment“. Am Dienstag kündete er gemeinsam mit Christian Struppeck, dem Musical-Intendanten der Vereinigten Bühnen Wien, und Hoffmann die Eigenproduktion „I am from Austria“an, die am 16. September im Raimundtheater die Uraufführung hat. Über 700 Lieder hat Fendrich mittlerweile geschrieben, die zwanzig bekanntesten fädeln sich um das von Struppeck und Hoffmann gebaute Stück, das hinter die Kulissen eines Wiener Luxushotels führt. Dort ist eine österreichische Filmschauspielerin mit glanzvoller Hollywoodkarriere glamouröser Stargast anlässlich des Opernballs. Sie sei mit „gewissen Vorbehalten“, wie Struppeck erläutert, in ihre Heimat Austria zurückgekehrt. Abseits des grellen Blitzlichtgewitters gibt es für den Glamourgast „berührende Momente, Chaos, Küsse und Katastrophen“.
Und Fendrich-Hits am Laufmeter: „Haben Sie Wien schon bei Nacht gesehen“und „Macho Macho“kommen ebenso vor wie „Blond“und „Es lebe der Sport“. Regie führt Andreas Gergen, auf Wunsch von Rainhard Fendrich, wie er sagte. Das Problem für das Autorenduo Hoffmann und Struppeck war beim Geschichtenerfinden, dass Fendrichs „erstaunlich musicaltaugliche“Hits („Ich habe einen Hang zum Pathos“) mitunter eine gewisse Doppelbödigkeit haben. Das sollte aber wie bei Musicals „von“ABBA oder Udo Jürgens keine Rolle spielen für die Fans, die ohnehin jeden Hit auswendig kennen.
Und lustig darf es auch sein. Dank seines Vaters habe er früh den „Wiener jüdischen Schmäh“à la Farkas kennengelernt, sagt Fendrich. Außerdem habe man in den 1980er-Jahren noch gern gelacht in der Popmusik. Ein Lied wie „Tango corrupti“sei überdies immer aktuell oder „Es lebe der Sport“, wo er eigentlich den Sturz-Voyeurismus auf die Schaufel nehmen wollte.