Menschliche Kreativität ist unschlagbar – selbst im Krankenhaus
Ärzte und Pflegefachkräfte sind enorm erfinderisch, wenn man sie lässt: Warum machen wir Spitäler nicht zu „Innovations-Hubs“?
„Nichts geht mehr. Alles wird verboten, erschwert, mit Bürokratie zugepflastert.“Diese Klage hört man überall, wo man hinkommt, in Unternehmen, Ämtern und öffentlichen Einrichtungen. Doch was wäre, wenn wir dieser Absi ch erungskultu reine Ärmel-hoch-Mentalität entgegensetzten? Dann tun sich Spielräume auf, wo man es nie für möglich gehalten hätte.
Etwa in Krankenhäusern. In Schweden hat die staatliche Forschungsförderung s agentur Vinnova sogen annteMakerSpace sein gerichtet, moderne Bastl er werkstätten, die mit Materialien und Werkzeugen zum Selber machen ausgestattet sind, vom digitalen Designprogramm über den Lasercutter bis zum 3D-Drucker. Siehe da: Pflegerinnen und Pfleger, aber auch Ärztinnen und Ärzte hatten sofort Ideen, wie sie mit selbst gemachten Hilfsmitteln Behandlung und Betreuung von Patienten verbessern könnten. Unter fachkundiger Anleitung bauten viele Prototypen für neue Geräte und Produkte und setzten sie im Spitalsalltag ein – selbstverständlich sterilisiert und von einer Sicherheitskommission freigegeben, damit keine Patienten zu Schaden kommen. Von Dosierungssystemen für Medikamente bis zur flexiblen Dauerdusche für Patienten, die sich mit Chemikalien verätzt haben und deren Wunden stundenlang mit Wasser besprüht werden müssen. Vorher mussten das Pfleger händisch tun.
Auch in den USA rückt der Erfindungsreichtum des medizinischen Personals in den Fokus: Unter MakerHealth gibt es im John Sealy Hospital in Galveston, das zur Universität von Texas gehört, den ersten Maker Space in einem US-Krankenhaus, wo vom Pflaster bis zum Katheter bestehende Hilfsmittel, Geräte und Instrumente an Patientenbedürfnisse angepasst oder Neues erfunden werden kann. Und die Initiative MakerNurse (www.makernurse.com) macht Pflegekräfte und Ärzte mit digitalen und nicht digitalen Werkzeugen vertraut. Sogar eine Kooperation mit der NASA ist angedacht, um medizinische Geräte für Weltraummissionen zu entwickeln. Hinter beiden Initiativen steht das Start-up einer jungen Frau und zweier Männer, die die Innovationskraft des medizinischen Personals zur Weiterentwicklung im Gesundheitssektor nützen. Und nicht zu vergessen die Ideen der Patienten (www.patientinnovation.com). Mittlerweile werden sogar mobile Bastelwagen samt digitalen Werkzeugen für Maker-Therapien eingesetzt, um chronisch kranke Kinder psychisch und motorisch zu aktivieren – Selbstmachen gibt Kraft. Es geht also etwas, wenn man nur will. Selbst an ungewöhnlichen Orten gibt es Potenzial, das nur darauf wartet, entfesselt zu werden.