Biathleten setzen bei WM auf Geheimwaffe
Die Österreicher sind nun auch materialmäßig unter den Topnationen. Medaillen sind in Hochfilzen dennoch keine Selbstverständlichkeit.
WINDISCHGARSTEN. Das Kribbeln ist schon da wenige Tage vor dem Beginn der Heim-Weltmeisterschaft bei Österreichs Biathleten. Am Dienstag gab Cheftrainer Reinhard Gösweiner in Windischgarsten den Kader bekannt und formulierte dabei auch die Ziele für die Titelkämpfe von 8. bis 19. Februar. Rund 150.000 Tickets für das Spektakel im Tiroler Pillerseetal sind bereits verkauft.
Alles kann, nichts muss – so könnte man die Vorgabe für die ÖSV-Biathleten zusammenfassen. Gösweiner sagt: „Bei den Männern können wir in jedem Bewerb eine Medaille holen. Aber planen lässt sich so etwas nicht.“Schließlich stürzen sich jeweils rund 30 Kandidaten für Edelmetall in die Loipen. „Und ein Millimeter beim Schießen daneben heißt schon 15 Plätze weiter hinten“, erklärt Julian Eberhard. Der 30-jährige Saalfeldner ist unerwartet zum heißesten Eisen aus rot-weiß-roter Sicht geworden. Mit einem Sprint-Weltcupsieg in Oberhof und konstanten Spitzenplätzen hat der einstige Zitterkandidat am Schießstand gezeigt, dass er sich enorm weiterentwickelt hat.
Bescheidener müssen sich die bisherigen Topleute Dominik Landertinger und Simon Eder geben. Bei beiden war die Saison durch Krankheit oder Verletzungen beeinträchtigt. Eders letztes Rennen liegt beim WM-Start sechs Wochen zurück, er gibt sich realistisch: „Hochfilzen wird für mich so wie ein erstes Saisonrennen. Ziel sind am Beginn einmal die Top Ten.“
Einstellige Platzierungen würden auch für Österreichs weibliche Nummer eins, Lisa Hauser, glücklich machen. Die steil aufwärts zeigende Leistungskurve der 23-jährigen Tirolerin lässt über kurz oder lang den ersten Podestplatz erhoffen. Vielleicht klappt es bei der WM? „Ich habe nur Außenseiterchancen“, legt sich die Hoffnungsträgerin selbst die Latte niedrig. Die übrigen ÖSV-Frauen sieht Reinhard Gösweiner „mit Aufwärtstrend, aber noch nicht stabil“.
Das sollte sich unter anderem durch die neue „Geheimwaffe“, den 14 Meter langen Service-Truck, verbessern. Markus Gandler, der Sportliche Leiter Biathlon des ÖSV, sagt: „Damit sind wir auf dem Materialsektor auf Augenhöhe mit den ganz großen Nationen wie Deutschland oder Norwegen.“Toni Giger, Chef der ÖSV-Entwicklungsabteilung, schaffte ein budgetäres Kunststück: Gelernte Tischler und Elektrotechniker unter den Serviceleuten erledigten den Innenausbau des Gefährts selbst. So kostete der Truck im Wert von 200.000 Euro den Verband deutlich weniger.
„Eine Medaille ist in jedem Bewerb drin.“