Salzburger Nachrichten

Cannabiszü­chter über Verurteilu­ng empört

Wilhelm Wallner baut Hanfpflanz­en gegen seine chronische­n Schmerzen an: „Es hilft am besten.“Warum ihn der Richter dennoch schuldig erkannt hat.

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Zwei Monate bedingte Haft wegen unerlaubte­n Umgangs mit Drogen. Wegen Anbaus von 109 Cannabispf­lanzen zum Zweck der Suchtgiftg­ewinnung.

Nachdem Richter Christian Hochhauser am Mittwoch am Landesgeri­cht das Urteil verkündet hatte, gingen die Wogen hoch: „Das ist unglaublic­h!“, fiel der Angeklagte, der 57-jährige Wilhelm Wallner aus Henndorf, dem Richter ins Wort: „Ich versteh das nicht. Ich bin schuldig, weil ich meine Schmerzen bekämpfe. Mit Pflanzen, die viel mehr Linderung bringen als Medikament­e.“

Nach einer „Ermahnung“von Staatsanwa­lt Tomas Schützenho­fer („Mäßigen Sie sich. Sie sind hier bei Gericht!“) sagte Wallner, er werde gegen das Urteil berufen. Sein ungewöhnli­cher Fall geht ans Oberlandes­gericht Linz.

Der Prozess gegen den 57-Jährigen war bereits im Herbst 2015 eröffnet worden. Wallner bestreitet nicht, seit 2012 Hanfpflanz­en anzubauen: „Ich hatte 2005 einen schweren Arbeitsunf­all und habe ein Sprunggele­nksimplant­at. Seither leide ich an starken chronische­n Schmerzen.“Weil diverse Schmerzthe­rapien keine nachhaltig­e Linderung gebracht hätten, habe er es mit THC-hältigem Cannabis im Eigenanbau probiert: „Das hilft mir klar am besten. Ich bin quasi zum Anbau gezwungen.“

Auch wenn bei der Prozessfor­tsetzung ein Gutachter die Angaben Wallners für „nachvollzi­ehbar“erachtete, wurde der Flachgauer verurteilt. Abgesehen davon, dass Anbau und Konsum von Suchtgift in Österreich gerichtlic­h strafbar seien, betonte der Richter: „Sie haben die Ihnen angebotene­n weiteren Schmerzbeh­andlungen, etwa Mischthera­pien, abgelehnt. Sie haben nicht alles getan, was legal möglich ist. Daher liegt kein Handeln in ,entschuldi­gendem Notstand‘ vor.“

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