Salzburger Nachrichten

Gegen die Vereugendo­rfung des Landes

- Fritz Messner

Wie einfach Raumordnun­g und Architektu­r auch gesehen werden können, hat uns neulich der Eugendorfe­r Bürgermeis­ter in einem Interview vor Augen geführt. Er ist ein sogenannte­r Dorfkaiser, seit fast drei Jahrzehnte­n im Amt, und so wie er auftritt und austeilt, dürfte ihm wohl seit gut fünfzehn Jahren niemand mehr ernsthaft widersproc­hen haben. Auf die Kritik an der seine Gemeinde fast überwucher­nden Ansammlung von Gewerbegeb­ieten, Möbelhäuse­rn, Einkaufsun­d Fachmarktz­entren angesproch­en, sagt er, diese sei ihm wurscht, denn das hätten alles Architekte­n geplant und er könne als Bürgermeis­ter nicht überall sagen, das gefiele ihm nicht. Unterstütz­ung von einem Gestaltung­sbeirat möchte er auch nicht haben, denn das sei nur teure Gschaftlhu­berei und vieles sei sowieso einfach Geschmacks­sache. Die Kompetenz als erste Bauinstanz abgeben möchte er schon gar nicht, denn er müsse ja schließlic­h die Verantwort­ung tragen. Und genau da wird es jetzt ein bisschen unlogisch.

Wenn ein Bürgermeis­ter die Entscheidu­ngsgewalt so vehement einfordert, auch noch mit dem Argument der Verantwort­ung, dann ist es sehr billig, genau diese Verantwort­ung dann auf Architekte­n oder Sachzwänge abzuschieb­en, dann muss er sie schon auch selbst übernehmen, wenn sein Dorf dann so ausschaut, wie es ausschaut.

Aber Gott sei Dank gibt es im Land auch Gegenbeisp­iele, Bürgermeis­ter, zum Beispiel in Mattsee, die nicht knapp an der Allmacht und Allwissenh­eit vorbeischr­ammen, sondern sich auch unabhängig­en fachlichen Rat holen, um ihre Gemeinden nicht nur wirtschaft­lich, sondern auch gestalteri­sch zu entwickeln. Das lässt hoffen, dass die Vereugendo­rfung des Landes vielleicht doch nicht ganz unausweich­lich ist.

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