Gegen die Vereugendorfung des Landes
Wie einfach Raumordnung und Architektur auch gesehen werden können, hat uns neulich der Eugendorfer Bürgermeister in einem Interview vor Augen geführt. Er ist ein sogenannter Dorfkaiser, seit fast drei Jahrzehnten im Amt, und so wie er auftritt und austeilt, dürfte ihm wohl seit gut fünfzehn Jahren niemand mehr ernsthaft widersprochen haben. Auf die Kritik an der seine Gemeinde fast überwuchernden Ansammlung von Gewerbegebieten, Möbelhäusern, Einkaufsund Fachmarktzentren angesprochen, sagt er, diese sei ihm wurscht, denn das hätten alles Architekten geplant und er könne als Bürgermeister nicht überall sagen, das gefiele ihm nicht. Unterstützung von einem Gestaltungsbeirat möchte er auch nicht haben, denn das sei nur teure Gschaftlhuberei und vieles sei sowieso einfach Geschmackssache. Die Kompetenz als erste Bauinstanz abgeben möchte er schon gar nicht, denn er müsse ja schließlich die Verantwortung tragen. Und genau da wird es jetzt ein bisschen unlogisch.
Wenn ein Bürgermeister die Entscheidungsgewalt so vehement einfordert, auch noch mit dem Argument der Verantwortung, dann ist es sehr billig, genau diese Verantwortung dann auf Architekten oder Sachzwänge abzuschieben, dann muss er sie schon auch selbst übernehmen, wenn sein Dorf dann so ausschaut, wie es ausschaut.
Aber Gott sei Dank gibt es im Land auch Gegenbeispiele, Bürgermeister, zum Beispiel in Mattsee, die nicht knapp an der Allmacht und Allwissenheit vorbeischrammen, sondern sich auch unabhängigen fachlichen Rat holen, um ihre Gemeinden nicht nur wirtschaftlich, sondern auch gestalterisch zu entwickeln. Das lässt hoffen, dass die Vereugendorfung des Landes vielleicht doch nicht ganz unausweichlich ist.