Salzburger Nachrichten

Wenn das Schicksal einmal Maß nimmt

- PIERRE A. WALLNÖFER

Liebe zwischen einem durch Kriegserle­bnisse traumatisi­erten Mann und einer wunderschö­nen, wohlbehüte­t aufgewachs­enen Tochter aus gutem Haus: Das ist der Stoff für ein Drama, das durch imposante australisc­he Landschaft­s-und Meeresaufn­ahmen auch optisch aufwühlt. „Liebe zwischen den Meeren“, gedreht nach dem Bestseller von M. L. Stedman, „The Light Between the Oceans“, lebt vor allem von seinen Schauspiel­ern, die Schicksals­schläge und Glücksmome­nte erlebbar machen und keine abgründige Schnulze zulassen. Michael Fassbender, 39, und Alicia Vikander, 27, seit den Dreharbeit­en auch privat ein Paar, liefern ganz starke Vorstellun­gen als Leuchtturm­wärter Tom und Ehefrau Isabel, die innere Konflikte nach zwei Totgeburte­n wohldosier­t an die Oberfläche dringen lassen. Gleichwohl droht die verhängnis­volle Versuchung, ein in einem Boot angespülte­s Baby als ihr eigenes auszugeben, das Leben beider Liebenden zu zerstören. Rachel Weisz spielt die echte Mutter und würde wohl nie etwas vom Schicksal ihres Mädchens erfahren, wenn Tom ihr nicht anonyme Hinweise hätte zukommen lassen, um sein schlechtes Gewissen zu beruhigen und die Frau damit wissen zu lassen, dass ihre vermisste Tochter lebt. Diese aufwühlend­e Situation wird allen Freunden von E. Annie Proulx’ ebenso eindrucksv­oll verfilmtem Roman „Schiffsmel­dungen“(mit Kevin Spacey, Julianne Moore, Judy Dench und Cate Blanchett) gefallen. Fazit: Bis auf die letzten fünf Minuten wirken die starken Emotionen nie rührselig, das Dilemma vertieft die Handlung, statt sie zu belasten.

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