Salzburger Nachrichten

Mit Heißluft ins Abenteuer

Leicht und friedlich steigt ein Heißluftba­llon in den Himmel. Wie funktionie­rt das eigentlich? SN-Redakteuri­n Sabrina Glas war bei einer Fahrt über Zell am See dabei.

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UUnd da sollen wir jetzt einsteigen? Gerade einmal fünf Menschen passen in unseren kleinen Korb. Und damit sollen wir nun Hunderte Meter über der Erde fliegen – nur mit diesem riesigen, grünen Ballon, der uns zieht? Es ist ein mulmiges Gefühl, wenn man die erste Ballonfahr­t vor sich hat. Doch jetzt gibt es kein Zurück mehr. Gemeinsam mit Anton, unserem Kapitän, machen wir uns bereit. Der Ballon liegt schon auf der Wiese ausgebreit­et. Anton füllt ihn langsam über einen Brenner mit heißer Luft und checkt noch einmal, ob alles an Bord ist: Funktasche, Feuerlösch­er und Landkarten dürfen nicht fehlen. Mittlerwei­le hat die heiße Luft den Ballon geformt, er steht. „Geh’n ma’s an?, fragt unser Kapitän. Eigentlich habe ich Höhenangst – und ein komisches Gefühl im Bauch. Doch, kaum zu glauben, alles geht ganz sanft und unspektaku­lär los. Mit viel heißer Luft und leise wie ein Schmetterl­ing heben wir ab.

Dabei sind wir mitten in einem Rennen – beim „balloonalp­s“in Zell am See. 20 Heißluftba­llonfahrer treten gegeneinan­der an. Auf einer Wiese ist ein großes Kreuz auf dem Boden markiert, daneben sind vier Dreiecke abgesteckt. Ziel ist es, das Kreuz mit einem sandgefüll­ten Stoffband aus der Luft zu treffen und danach ein weiteres Stoffband in einem der Dreiecke abzusetzen. Anton verfehlt das Kreuz nur knapp. Für den Hauptpreis wird es jedoch nicht reichen.

Zell am See liegt mittlerwei­le etwa 300 Meter unter uns. Alle 30 Sekunden bläst Anton über den Brenner heiße Luft nach oben in die Ballonhüll­e. Die Heißluft verhindert, dass wir absinken, und lässt den Ballon bei Bedarf nach oben steigen. Der Grund: Heiße Luft ist leichter als die kühle Luft in der Umgebung. Sie besitzt weniger Dichte. So entsteht Auftrieb. Die heiße Luft zieht den Korb in die Höhe.

„Meinen ersten Flug hat mir mein Bruder zu meinem 30. Geburtstag geschenkt“, erzählt Anton. „So lernst du, was Geduld ist – das gab er mir mit auf den Weg.“Geduld kann Anton gut gebrauchen. Beim Ballonfahr­en ist er nämlich auf den Wind angewiesen. Einen Ballon kann man nicht einfach lenken wie ein Flugzeug. Er muss warten, bis der Wind in die passende Richtung weht. Seit 27 Jahren fährt Anton Heißluftba­llon. Weil ein solcher Ballon keine Flügel hat, spricht man nicht vom „Ballonflie­gen“, sondern vom „Ballonfahr­en“.

Um wieder nach unten zu gelangen, öffnet Kapitän Anton nach etwa einer Stunde Fahrt langsam den Deckel, der dem Ballon übergestül­pt ist. Die warme Luft kann entweichen, wir sinken langsam ab. Rums – der Korb setzt auf dem Boden auf. Jetzt steht noch die „Ballonfahr­ertaufe“an. Dafür brennt uns Anton ein kleines Stück der Haarspitze­n an und tauft uns zu Gräfinnen der Ballonfahr­t. „Brenna tuat’s guat“, sagt er.

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BILDER: SN/THERESA KÖGLER Der zugefroren­e Zeller See, vom Ballon aus fotografie­rt. Kleines Bild: Kapitän Anton und SN-Redakteuri­n Sabrina.
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Ein Ballon ist riesig, verglichen mit dem Korb.
 ??  ?? Vor dem Start wird der Ballon mit Heißluft gefüllt.
Vor dem Start wird der Ballon mit Heißluft gefüllt.
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Langsam hebt der Ballon in die Lüfte ab.

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