Die ersten Elektro-Lkw kommen aus Österreich
Heuer rollen die Probefahrzeuge an, Ende 2018 folgen die ersten serienmäßigen E-Trucks. Gebaut werden sie bei MAN in Steyr.
STEYR. Verkehrsminister Jörg Leichtfried outete sich gleich als Wiederholungstäter: Er sei schon mehrfach mit Elektrofahrzeugen unterwegs gewesen, sagte er am Montag nach einer kleinen Proberunde auf dem Werksgelände des Nutzfahrzeugherstellers MAN in Steyr. „Man hört nur ein leises Surren“, stellte der Minister erfreut fest. Gleichzeitig freue er sich schon darauf, den ebenfalls von der Volkswagen-Tochter MAN angekündigten elektrischen Stadtbus testen zu können – „hoffentlich mit der entsprechenden Beschleunigung“.
Die Hoffnungen, die sich mit dem am Montag mit großem Aufwand vorgestellten Projekt verbinden, sind groß. Die VolkswagenTochter MAN, mit 37 Prozent Marktanteil führend in Österreich, steigt als erster großer europäischer Lkw- und Bushersteller in die E-Mobilität ein. Nach diversen Studien ist nun der Weg Richtung Serienproduktion vorgezeichnet. Dazu werden bis November neun große heimische Unternehmen – von Handelsketten wie Spar, Rewe und Hofer über Logistiker wie Gebrüder Weiss, Quehenberger und Schachinger bis zu Magna oder der Stiegl-Brauerei in Salzburg – einzelne Lkw in ihren Fuhrpark übernehmen. In erster Linie werden sie die neuen Fahrzeuge im städtischen Bereich einsetzen, vielfach wird ja auch nachts beliefert.
Das zehn Millionen Euro schwere Projekt soll den beteiligten Unternehmen helfen, Erfahrungen in der Praxis zu sammeln, aber auch dem Lastwagenhersteller, wichtige Hinweise für die Serienreife zu liefern. MAN-Vorstandsvorsitzender Joachim Drees verkündete stolz: „Wir sind der erste große Hersteller, der E-Trucks im echten Kundeneinsatz hat.“Leichtfried sagte, gut ein Drittel der Investitionen könne vom Bund gefördert werden. Bundeskanzler Christian Kern bezeichnete das E-Truck-Projekt als richtungsweisend, hier greife auch die erhöhte Forschungsförderung.
Die Lastwagen sind für mittleren und schweren Verteilerverkehr (mit einem Gesamtgewicht von zwölf bis 26 Tonnen) ausgelegt. Der Elektromotor leistet 250 kW, das entspricht 320 PS, und verringert den CO2-Ausstoß gegenüber einem Die- selfahrzeug um 40 Prozent. Auch der Lärm sei erheblich geringer, er sinke um mehr als 15 Prozent auf 65 Dezibel, erklärte Drees. Trotz der Batterien (Schnellladezeit: eine Stunde) soll der Lkw gewichtsneutral sein. Nach der Probephase ist ab Ende 2018 eine Kleinserie von bis zu 250 E-Lastwagen geplant, danach hofft man auf vierstellige Stückzahlen. Nächstes Jahr will MAN einen elektrischen Bus für den Stadtverkehr präsentieren.
Als Initiator der Zusammenarbeit kann Max Schachinger von der gleichnamigen Logistikfirma gelten. Er war führend bei der Gründung des Council für Nachhaltige Logistik (CNL), das beim Zentrum für globalen Wandel und Nachhaltigkeit an der Universität für Bodenkultur angesiedelt ist. Entsprechend angetan zeigte sich am Montag auch die bekannte Klimaforscherin Helga Kromp-Kolb: „Seit der Unterzeichnung des Pariser Klimaziels Ende 2015 hat sich eine Dynamik entwickelt. Der Verkehrssektor gilt als schwierig. Es ist super, dass Österreich hier führend dabei ist.“Kromp-Kolb betonte, nach den Klimazielen habe Österreich nur noch 14 Jahre ein CO2- Guthaben, es sei also höchste Zeit zu handeln.
„Man hört nur ein leises Surren.“Jörg Leichtfried, Verkehrsminister