Ein freier Blick auf freie Wege
Das zähe Ringen um die freie Routenwahl im Nationalpark Hohe Tauern geht weiter. Mittlerweile gibt es auch eine Petition.
„Für jede Markierung eines Wegs wäre ein Ansuchen notwendig.“Brigitte Slupetzky, Alpenverein
SALZBURG, MITTERSILL. „Für den Erhalt der Wegefreiheit im Nationalpark Hohe Tauern.“So nennt sich eine Onlinepetition, die an die Landesregierung Salzburg gerichtet ist. Mit Stand vom Montag hatten sie bereits 1317 Personen unterzeichnet. Wie die SN mehrfach berichteten, steht ein Entwurf zur Verordnung einer Sonderschutzzone (Wildnisgebiet Sulzbachtäler) im Nationalpark Hohe Tauern schwer in der Kritik.
Laut diesem Entwurf wären nämlich nur „die herkömmlichen Formen des Wanderns und Bergsteigens auf den hierfür bestehenden, markierten bzw. ausgewiesenen Wegen und Steigen sowie die Ausübung des Tourenskilaufs“vom Verbot ausgenommen – und damit Wandern und Bergsteigen abseits der Pfade verboten. Der Weg über die Nordroute zum Großvenediger hätte eine Verwaltungsstrafe zur Folge.
Mit der aktuellen Formulierung kann sich auch die Landesvorsitzende des Alpenvereins Salzburg, Brigitte Slupetzky, nach nochmaliger Prüfung der Sachlage nicht anfreunden: „Ausgenommen gehören auch Bergrouten, Zustiegswege, Pfade und Gletscherrouten. Das ist für mich essenziell. Sonst wäre nicht nur der Nordzustieg zum Venediger künftig unmöglich. Er läge im Wildnisgebiet. Gleiches würde zudem für den Übergang von der Warnsdorfer zur Kürsingerhütte gelten. Oder den Weg von der Kürsingerhütte über das Obersulzbachtörl zur Johannishütte.“
Die aktuelle Formulierung des Entwurfs dieser Verordnung würde weiters einen Berg an Bürokratie auftürmen. „Die Instandhaltung der Wege und Markierungen für den ÖAV wäre verwaltungstechnisch ein Horror. Wir müssten für jeden Arbeitseinsatz zur Instandhaltung ein Ansuchen stellen.“Slupetzky ist überzeugt, dass die Formulierung geändert wird. Das sieht auch Nationalparkdirektor Wolfgang Urban so. „Das Regelwerk aus den Gründertagen des Nationalparks kann übernommen werden. Ich habe schon entsprechende Gespräche geführt. Damit wäre die Diskussion an sich beendet.“
Durchaus diskutiert wird heute, Dienstag, freilich in Bramberg. Im Kreis der Mineraliensammler. Die luden, sehr aufgeregt und
aufgebracht, in der Vorwoche zu diesem Treffen in das Senningerbräu ein. Nationalparkdirektor Wolfgang Urban wird dort sein: „Es ist für mich keine Frage, sich der Diskussion zu stellen.“Brigitte Slupetzky wird auch dort sein.
Sophia Burtscher, Landesvorsitzende der Naturfreunde, ebenfalls. Sie betonte am Montag in einer Aussendung noch einmal: „Das freie Wegerecht im Nationalpark muss unangetastet bleiben.“Burtscher zeigte Verständnis für die Aufregung vieler Alpinisten. „Die vorhandenen Wege im Nationalpark müssen weiterhin begehbar bleiben.“Das gelte sowohl für die Begehung des Gletschers als auch für alte, schlecht oder gar nicht mehr markierte Wege. Solche gebe es im betroffenen Gebiet einige.
Zudem sei es wichtig, alle Bergund Schutzhütten erreichbar zu halten. Das betreffe auch eventuelle Instandsetzungen von Wegen nach Muren oder Rutschungen. Vertreter der Naturfreunde würden all diese Argumente beim anstehenden Treffen aller in diese Causa involvierten Gremien im Oberpinzgau heute, Dienstag, zur Sprache bringen.