Salzburger Nachrichten

Karl Merkatz geht vor dem Abriss kurz baden

Zwei Regisseure drehten für einen Kurzfilm am Montag in den Ruinen des Paracelsus­bads. Der Protagonis­t der Szene: ein nackter Karl Merkatz.

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Vom großen Schwimmbec­ken ist nur mehr ein Teil übrig, immer mehr des einstigen Paracelsus­bads in der Stadt Salzburg wird abgetragen. Mitten in den Abrissarbe­iten taucht am Montagvorm­ittag Schauspiel­er Karl Merkatz auf. Trotz frischer drei Grad spaziert der 86-Jährige nur mit Bademantel bekleidet in Richtung eines einzelnen verblieben­en leuchtend gelben Schrankes. Während zwei Kameras den gebürtigen Niederöste­rreicher, der seit Jahren am Irrsee lebt, verfolgen, beginnt er seinen Bademantel abzulegen. Nackt steht er vor dem Spind, hält eine 50-CentMünze zwischen seinen Fingern.

„Wir wollten die coole, geschichts­trächtige Location, die sich durch die Abrissarbe­iten ergeben hat, unbedingt noch nutzen“, erklärt Regisseur Stefan Aglassinge­r. Zusammen mit seinem Kollegen Chris Weisz sei die Idee entstanden, Merkatz in ihr Projekt mit einzubinde­n. Weisz legte den Kontakt, er ist der Nachbar des Schauspiel­ers. Entstehen soll ein Werbefilm für die beiden Regisseure, die auch in Zukunft zusammenar­beiten wollen. „Wir wollen unsere Synergien bündeln und zeigen, was alles möglich ist“, erklärt Weisz.

Der Kurzfilm solle eineinhalb Minuten dauern und aus zehn Szenen bestehen. Eine davon sei jene im Paracelsus­bad, eine weitere werde Merkatz als Straßenmus­ikant zeigen. Diese werde bei wärmeren Temperatur­en gedreht. Weitere Sequenzen beinhalten etwa eine Balletttän­zerin, die ein Samuraisch­wert trägt.

Der rote Faden der Geschichte sei „eine Goldmünze auf Abwegen“. „Alle Szenen werden schräg, auch jene im Paracelsus­bad“, sagt Aglassinge­r. Zunächst sehe man Merkatz beim Versuch, die Goldmünze in das Spindschlo­ss zu werfen. Ein Bild zeige das Schwimmbad in halbwegs intaktem Zustand. In der nächsten Aufnahme sehe man, dass seine Bemühungen gar keinen Sinn hätten, da das Bad abgerissen werde. Dieser Moment soll einen Überraschu­ngseffekt schaffen.

„Wir drehen ein kleines gewitztes Filmchen. Es geht uns darum, geile Ideen zu entwickeln“, sagt der Salzburger Weisz. Merkatz, der nach den Dreharbeit­en im Bademantel im Hotel Sheraton Grand Salzburg auf einer Couch Platz genommen hat, antwortet lachend: „Deshalb bin ich auch nackt.“Und fügt hinzu: „Man geht ja auch nackt in die Sauna. Nacktheit ist der Mensch schlechthi­n.“

„Man geht auch nackt in die Sauna. Nacktheit ist der Mensch schlechthi­n.“Karl Merkatz, Schauspiel­er

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BILD: SN/NEUMAYR/LEOPOLD Die Regisseure Stefan Aglassinge­r (l.) und Chris Weisz (r.) mit Schauspiel­er Karl Merkatz.

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