Steigende Preise sind die Vorboten einer Erholung
Die Wirtschaft kehrt nach und nach in einen Normalmodus zurück. Dazu gehören höhere Preise, aber dann auch höhere Zinsen.
Um zwei Prozent war das allgemeine Preisniveau in Österreich im Jänner höher als vor einem Jahr. Dort, wo die Menschen die Inflation unmittelbar spüren, beim täglichen und wöchentlichen Einkauf, war der Effekt noch stärker. Der Mikro-Warenkorb, in dem die Waren des täglichen Bedarfs landen, verteuerte sich um 2,3 Prozent. Und das, was in einem Haushalt wöchentlich konsumiert wird – dazu zählt auch das Auftanken des Autos –, kostete gar 3,8 Prozent mehr.
Selbst wenn man in Rechnung stellt, dass die Inflation ohne den Effekt der stark gestiegenen Treibstoffpreise nur 1,5 Prozent betragen hätte, steht fest: Das Leben wird teurer. Nun ist der Wert eines Monats noch kein Grund, Alarm zu schlagen. Aber der Trend ist eindeutig, die Preise ziehen an. In Österreich und in der Eurozone, wo mit 1,8 Prozent die höchste Inflationsrate seit vier Jahren erreicht wurde.
Was den Einzelnen schmerzt, vor allem, wenn die Einkommensentwicklung nicht mit den Preisanstiegen Schritt hält, ist gesamtwirtschaftlich betrachtet kein schlechtes Zeichen. Denn hinter den höheren Preisen verbirgt sich auch steigende Nachfrage und die ist wiederum ein Indiz für eine allmählich anziehende Konjunktur. Wenn die Wirtschaft wieder stärker wächst, wenn also mehr konsumiert und auch investiert wird, dann ziehen die Preise eben mit.
Hält der Trend an, dann nähert sich die Inflationsrate in der Währungsunion dem Zwei-Prozent Zielwert der Europäischen Zentralbank. Dann stehen die Hüter des Euro vor der Frage, ob es nicht Zeit ist, ihrem US-Pendant zu folgen und den Ausstieg aus der expansiven Geldpolitik einzuleiten. Wer die EZB kennt, weiß, dass sie noch einige Monate abwarten wird, aber spätestens im Herbst müssen die Weichen in Richtung Normalmodus gestellt werden. Negative Realzinsen dürfen kein Dauerzustand werden.
Und was kann in Österreich getan werden, um den Preisauftrieb zu bremsen, der hier regelmäßig über dem Durchschnitt der Eurozone liegt? Gegen Preisanstiege auf den Weltmärkten für Nahrungsmittel und fossile Energie ist man weitgehend machtlos. Man kann nur dafür sorgen, dass der Wettbewerb funktioniert. Auf stetig steigende Wohnungsmieten mit Mietobergrenzen für private Eigentümer zu reagieren ist keine Königsidee. Besser sollte die öffentliche Hand in den Bau günstiger Wohnungen investieren und so dämpfend auf das allgemeine Preisniveau einwirken. Das wirksamste Mittel gegen höhere Preise ist, dass der Staat dafür sorgt, dass den Bürgern vom Einkommen netto mehr übrig bleibt.