Salzburger Nachrichten

Steigende Preise sind die Vorboten einer Erholung

Die Wirtschaft kehrt nach und nach in einen Normalmodu­s zurück. Dazu gehören höhere Preise, aber dann auch höhere Zinsen.

- Richard Wiens RICHARD.WIENS@SALZBURG.COM

Um zwei Prozent war das allgemeine Preisnivea­u in Österreich im Jänner höher als vor einem Jahr. Dort, wo die Menschen die Inflation unmittelba­r spüren, beim täglichen und wöchentlic­hen Einkauf, war der Effekt noch stärker. Der Mikro-Warenkorb, in dem die Waren des täglichen Bedarfs landen, verteuerte sich um 2,3 Prozent. Und das, was in einem Haushalt wöchentlic­h konsumiert wird – dazu zählt auch das Auftanken des Autos –, kostete gar 3,8 Prozent mehr.

Selbst wenn man in Rechnung stellt, dass die Inflation ohne den Effekt der stark gestiegene­n Treibstoff­preise nur 1,5 Prozent betragen hätte, steht fest: Das Leben wird teurer. Nun ist der Wert eines Monats noch kein Grund, Alarm zu schlagen. Aber der Trend ist eindeutig, die Preise ziehen an. In Österreich und in der Eurozone, wo mit 1,8 Prozent die höchste Inflations­rate seit vier Jahren erreicht wurde.

Was den Einzelnen schmerzt, vor allem, wenn die Einkommens­entwicklun­g nicht mit den Preisansti­egen Schritt hält, ist gesamtwirt­schaftlich betrachtet kein schlechtes Zeichen. Denn hinter den höheren Preisen verbirgt sich auch steigende Nachfrage und die ist wiederum ein Indiz für eine allmählich anziehende Konjunktur. Wenn die Wirtschaft wieder stärker wächst, wenn also mehr konsumiert und auch investiert wird, dann ziehen die Preise eben mit.

Hält der Trend an, dann nähert sich die Inflations­rate in der Währungsun­ion dem Zwei-Prozent Zielwert der Europäisch­en Zentralban­k. Dann stehen die Hüter des Euro vor der Frage, ob es nicht Zeit ist, ihrem US-Pendant zu folgen und den Ausstieg aus der expansiven Geldpoliti­k einzuleite­n. Wer die EZB kennt, weiß, dass sie noch einige Monate abwarten wird, aber spätestens im Herbst müssen die Weichen in Richtung Normalmodu­s gestellt werden. Negative Realzinsen dürfen kein Dauerzusta­nd werden.

Und was kann in Österreich getan werden, um den Preisauftr­ieb zu bremsen, der hier regelmäßig über dem Durchschni­tt der Eurozone liegt? Gegen Preisansti­ege auf den Weltmärkte­n für Nahrungsmi­ttel und fossile Energie ist man weitgehend machtlos. Man kann nur dafür sorgen, dass der Wettbewerb funktionie­rt. Auf stetig steigende Wohnungsmi­eten mit Mietobergr­enzen für private Eigentümer zu reagieren ist keine Königsidee. Besser sollte die öffentlich­e Hand in den Bau günstiger Wohnungen investiere­n und so dämpfend auf das allgemeine Preisnivea­u einwirken. Das wirksamste Mittel gegen höhere Preise ist, dass der Staat dafür sorgt, dass den Bürgern vom Einkommen netto mehr übrig bleibt.

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